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Flugtaxi-Start-up Lilium steht vor dem Aus – 1000 Mitarbeiter entlassen

today23.12.2024

Hintergrund

Das bayrische Flugtaxi-Start-up Lilium steht vor dem Aus und hat allen rund 1000 Mitarbeitern gekündigt. Die Suche nach neuen Investoren scheiterte, was die große Vision von einer elektrisch betriebenen Luftfahrt jäh beendet.

Ein Traum aus der Luft gegriffen?

RadioMonster.FM Webradio - Absturz der Ambitionen: Wie Lilium 1000 Mitarbeiter entlassen musste

Die Nachricht traf viele in der Branche wie ein Schock: Lilium, das ehrgeizige Projekt zur Entwicklung eines vollelektrischen und senkrecht startenden Flugtaxis, steht vor dem Aus. Das Start-up, das einst als Vorzeigeunternehmen der deutschen Innovationskraft galt, musste bekanntgeben, dass es nicht gelungen ist, neue Investoren zu finden. Rund 1000 Mitarbeitende wurden entlassen, und die Produktion steht still.

Lilium, mit Sitz in Gauting nahe München, wollte eine Revolution in der urbanen Mobilität schaffen. Doch trotz technischer Fortschritte blieb das wirtschaftliche Umfeld krisenbehaftet. Mitbegründer Patrick Nathen drückte auf LinkedIn schriftlich seine Enttäuschung aus und sprach von einem gebrochenen Herzen angesichts der geplatzten Träume für eine grünere Luftfahrt.

Entwicklung in luftigen Höhen

Seit seiner Gründung 2015 verfolgte Lilium das Ziel, einen vollelektrischen Lufttaxi-Service ins Leben zu rufen. Die Vision von klimafreundlichen Kleinflugzeugen begeisterte nicht nur Investoren, sondern auch Politiker, die in dem Unternehmen ein Aushängeschild für den Innovationsstandort Deutschland sahen. Erste Prototypen des senkrecht startenden Flugzeugs wurden bereits entwickelt, und Bestellungen aus Europa und Übersee lagen vor.

Trotz all dieser Erfolge war die technische Umsetzung kostspielig. Allein 1,5 Milliarden Euro verschlang die Entwicklung bisher. Als im Oktober die finanzielle Lage zunehmend prekär wurde, stellte das Unternehmen Anträge auf Staatshilfen, die jedoch abgelehnt wurden. Nun bleibt nur noch eine kleine Gruppe von Mitarbeitern zurück, um die Abwicklung zu betreuen.

Gescheiterte Finanzierungen

Ein Kernproblem war die unzureichende Finanzierung. Trotz der Bemühungen der Regierung, die mit Krediten helfen wollte, fehlte letztlich die Unterstützung. Neben der mangelnden Bereitschaft bestehender Investoren, zusätzliches Kapital bereitzustellen, konnten auch zahlreiche Verhandlungen mit potenziellen Neuinvestoren keinen Erfolg verbuchen.

Insider berichten, dass zwar ernsthafte Interessenten für einen sogenannten Asset-Deal vorhanden waren, allerdings konnten diese nicht rechtzeitig nachweisen, über die nötigen Mittel zu verfügen, um die Investitionen zu tätigen. Damit blieb Lilium letztlich ohne die dringend benötigte Liquidität, um die Geschäftstätigkeit fortzusetzen.

Der emotionale Abschied

Für viele Angestellte kam die Nachricht der Betriebseinstellung kurz vor Weihnachten besonders hart. Auf Plattformen wie LinkedIn drückten zahlreiche Ex-Mitarbeiter ihre Enttäuschung aus und stellten ihren Status auf „Open to Work“. Die Leidtragenden sind in erster Linie die ehemaligen Teammitglieder, deren „unübertroffene Arbeitsmoral“, wie Patrick Nathen es formulierte, das Projekt zu einem ambitionierten Vorhaben gemacht hatte.

Der Traum, Flugtaxis in den Himmel zu bringen, weicht somit zunächst der Realität industrieller und finanzieller Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Branche weiterentwickelt und ob andere Unternehmen aus den Fehlern lernen können, die Lilium letztlich in die Knie gezwungen haben.

Ein Blick nach vorn

Ein endgültiger Schlussstrich bedeutet dies für die Idee des Flugtaxis jedoch nicht. Die Technologie und die damit verbundenen Konzepte sind weiterhin von globalem Interesse. Vielleicht wird Liliums bahnbrechendes Vermächtnis irgendwann von anderen aufgenommen, die besser gerüstet sind, um mit den finanziellen und technischen Hürden umzugehen.

Obwohl Lilium möglicherweise als Pionier gescheitert ist, kann es dennoch als Inspiration dienen. Diese Geschichte könnte eine wertvolle Lektion für zukünftige Innovatoren darstellen, die mit Mut und Vorsicht an die Realisierung neuer Verkehrsformen herangehen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM


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