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Seth Rogen als Studioboss: Wenn der Filmliebhaber Hollywood ruinieren muss

today27.03.2025

Hintergrund

In der neuen Apple TV+ Serie „The Studio“ schlüpft Seth Rogen in die Rolle des frischgebackenen Studiobosses Matt Remick, der mit einem klassischen Dilemma kämpft: Als leidenschaftlicher Cineast will er großartige Filme produzieren, während sein geldgieriger Vorgesetzter Griffin Mill (Bryan Cranston) nur Blockbuster sehen will. Die witzige Satire nimmt die Filmindustrie genüsslich aufs Korn und offenbart Rogens persönliche Ängste: „Ich bin in diesen Beruf gegangen, weil ich Filme liebe. Jetzt ist es mein Job, sie zu ruinieren.“

Zwischen Kunst und Kommerz: Die Zerreißprobe des modernen Kinos

Seth Rogen als Studioboss: Wenn der Filmliebhaber Hollywood ruinieren muss
Stephen McCarthy/Collision via Sportsfile – Collision Conf, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Als Matt Remick in einer frühen Szene mit der gefeuerten Produzentin Patty (brillant gespielt von Catherine O’Hara) spricht, äußert er seine tiefsten Bedenken: „Aber irgendwie beschleicht mich die Angst, dass es mein Job ist, sie zu ruinieren.“ Diese Selbstreflexion zieht sich wie ein roter Faden durch die zehnteilige Comedyserie, die seit gestern auf Apple TV+ verfügbar ist. Rogen, der nicht nur als Hauptdarsteller fungiert, sondern zusammen mit seinem langjährigen Kreativpartner Evan Goldberg auch als Schöpfer, Autor, Produzent und Regisseur tätig ist, verarbeitet damit auch eigene Erfahrungen aus der Branche.

Die Serie taucht tief ein in die Welt der Eitelkeiten, der Geldgier und des ständigen Erfolgsdrucks. Matt muss als neuer Chef der Continental Studios den schmalen Grat zwischen künstlerischem Anspruch und kommerziellen Erwartungen meistern. Sein Vorgesetzter, der exzentrische CEO Griffin Mill (Bryan Cranston), verlangt von ihm, statt „artsy fartsy“ Autorenkino endlich Geld zu verdienen – am besten mit einem Film über den Kool-Aid-Man, was für den cinephilen Matt der absolute Albtraum ist.

Prominente Gäste und selbstironische Auftritte

Ein besonderer Reiz der Serie liegt in den zahlreichen Gastauftritten bekannter Gesichter, die sich selbst oder überzogene Versionen ihrer Persönlichkeiten spielen. Martin Scorsese weint, nachdem er von Matt betrogen wurde, während Ron Howard überraschend handgreiflich wird, als sein Film gekürzt werden soll. „Es war unglaublich zu sehen, wie Ron Howard, der für sein Saubermann-Image bekannt ist, in ungewohnt wütenden Szenen brilliert“, verrät Rogen in einem Interview mit „Vanity Fair“.

Weitere Gäste wie Charlize Theron, Olivia Wilde, Zac Efron, Anthony Mackie und Sarah Polley bereichern die Serie mit ihrer Präsenz und zeigen sich von ungewohnt neurotischen Seiten. Besonders hervorzuheben ist auch Kathryn Hahn als überdrehte Marketingleiterin Maya, die mit ihrer vulgären Art für zahlreiche Lacher sorgt.

Ein selbstironischer Rundumschlag gegen die eigene Branche

„The Studio“ ist sowohl eine schonungslose Abrechnung mit Hollywood als auch eine Liebeserklärung an die Filmindustrie. Die erfahrene Produzentin Patty warnt Matt eindringlich: „Dieser Job ist ein Fleischwolf… aber wenn alles gut läuft, ist das für die Ewigkeit.“ Eine Weisheit, die die Essenz der Serie perfekt zusammenfasst.

Die Inszenierung von Rogen und Goldberg erinnert stellenweise an erfolgreiche Formate wie „The Office“ und „Curb Your Enthusiasm“, findet aber ihren eigenen, liebevoll gestalteten Zugang. Eine besonders beeindruckende Episode wurde als One-Shot-Folge konzipiert, die sowohl die hektischen Arbeitsabläufe bei Continental als auch die Überforderung des Protagonisten ästhetisch einfängt.

Co-Autor Evan Goldberg bringt es auf den Punkt: „Einige Produzenten sind komplette Idioten, während andere unglaublich hart arbeiten und dennoch ständig kritisiert werden. Das ist tragisch – und damit perfekt für Comedy.“ Diese Mischung aus Humor und tieferer Wahrheit macht „The Studio“ zu mehr als nur einer weiteren Hollywood-Satire.

Seth Rogen: Vom Komiker zum Multitalent

Rogen, 1982 in Vancouver geboren und mit jüdischen Wurzeln aufgewachsen (er selbst bezeichnete seine Eltern einmal als „radikale, jüdische Sozialisten“), gibt seiner Figur Matt eine faszinierende Mischung aus Selbstzweifeln und gelegentlicher Arroganz. Zusammen mit Goldberg, mit dem er bereits als Teenager die erfolgreiche Highschool-Komödie „Superbad“ schrieb, beweist er erneut sein Gespür für zeitgemäßen Humor mit Tiefgang.

Die Serie ist trotz einiger Kritikpunkte – nicht alle Folgen können das hohe Niveau der ersten Episode halten – ein unterhaltsamer Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik, gespickt mit Momenten des Fremdschams und liebevollen Seitenhieben auf die Branche. „The Studio“ zeigt eindrucksvoll, wie schwer es ist, in einem System zu bestehen, das ständig zwischen künstlerischer Integrität und finanziellen Zwängen hin- und hergerissen wird.

Die zehn Folgen von „The Studio“ werden wöchentlich auf Apple TV+ veröffentlicht, jeweils mittwochs. Für Filmfans und alle, die schon immer wissen wollten, wie der Wahnsinn in Hollywood wirklich funktioniert, ist diese Serie ein absolutes Muss – selbst wenn sie manchmal mehr „hit“ als „miss“ ist.

Geschrieben von: RadioMonster.FM