
Tophits Charts & Hits
Dance Dance Hits & Classics
Evergreens Best of 60's - 00's
2000’s Die größten Hits von 2000 bis 2009
Rock Today's Rock Music
Schlager Deutscher Schlager
today22.04.2025
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner sorgt mit ihrer scharfen Kritik an den deutschen Kirchen für Aufsehen. Die CDU-Politikerin wirft den Kirchen vor, sich zu häufig in tagespolitische Themen einzumischen und dadurch ihre besondere Rolle in der Gesellschaft zu verlieren. „Wenn Kirche manchmal zu beliebig wird oder zu tagesaktuellen Themen Stellungnahmen abgibt wie eine NGO… dann wird sie leider auch austauschbar“, erklärte Klöckner in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“. Mit dieser Äußerung hat sie eine breite Debatte über die Rolle der Kirchen in der deutschen Politik entfacht, die Parteigrenzen überschreitet und selbst in ihrer eigenen Partei für Widerspruch sorgt.
Klöckner, selbst Katholikin und studierte Theologin, präzisiert ihre Kritik mit einem konkreten Beispiel: „Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer.“ Nach ihrer Auffassung erwarten Menschen von der Kirche vielmehr „sinnhafte Begleitung, diese Antwort auf Fragen, die ich in meinem Alltag habe, vielleicht auch Trost und Stabilität.“
Besonders die Corona-Zeit sieht die Bundestagspräsidentin als verpasste Gelegenheit für die Kirchen. Sie hätten „vielleicht noch einen Tick mehr an Stabilität, mehr an Sinnstiftung und Seelenbegleitung geben können“ und hätten damit „wirklich eine Chance verpasst„. Für den sinkenden Kirchenbeitrag macht sie unter anderem das Versäumnis verantwortlich, dass „die Kirche nicht immer die Antworten gibt, die die Menschen gerade brauchen“.
Die Aussagen der Bundestagspräsidentin stoßen selbst in ihrer eigenen Partei auf deutlichen Widerspruch. Dennis Radtke, Vorsitzender des CDU-Sozialflügels (CDA), findet Klöckners Position „maximal irritierend“. Gegenüber der „taz“ betonte er: „Ich finde es maximal irritierend, dass wir meinen, wir hätten das Recht, die Kirchen zurechtzuweisen und in ihrer Kommunikation auf ihre vermeintlichen Kernaufgaben zurückzudrängen.“
Radtke erinnert daran, dass die Kernaufgabe der Kirchen die Verkündigung des Evangeliums sei. Überall dort, wo Kirchen der Meinung sind, dass politische Entscheidungen mit christlichen Werten kollidieren, hätten sie „natürlich das Recht und auch die Pflicht, sich zu Wort zu melden“.
Noch schärfer fällt die Kritik aus den Reihen von SPD und Grünen aus. Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen, fragt rhetorisch: „Warum sollten sich die Kirchen nicht äußern zu Ungerechtigkeiten in der Welt? Zu Humanität und Menschlichkeit? Zum sozialen Zusammenhalt und zur Nächstenliebe?“ Im Tagesspiegel ergänzt sie, dass dies doch existenzielle Fragen des Lebens seien.
SPD-Politiker Ralf Stegner wirft Klöckner gar eine „obrigkeitsstaatliche Zurechtweisung“ vor und fordert eine stärkere Positionierung der Kirchen in gesellschaftlichen Fragen. „Die Stimme der Kirchen für Frieden und Gerechtigkeit dürfte ruhig häufiger, unbequemer und lauter zu hören sein“, so Stegner.
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont die Bedeutung des politischen Engagements der Kirchen: „Das Christentum war ursprünglich die Stimme der Armen und Rechtelosen.“
Der renommierte Publizist Heribert Prantl widerspricht Klöckners Sichtweise grundlegend. Im Domradio erklärte er: „Die Kirche ist eine NGO – und zwar eine sehr große.“ Er erinnert daran, dass schon die biblischen Propheten „tagespolitisch“ waren und weiß darauf hin, dass die Kirchen in der Vergangenheit durchaus politische Werbung für die Union gemacht hätten, was heute jedoch nicht mehr der Fall sei.
Nach Prantls Auffassung sind die Kirchen nicht etwa zu politisch, sondern „zu wenig politisch“. Damit dreht er Klöckners Argument komplett um und fordert mehr statt weniger politisches Engagement der kirchlichen Institutionen.
Trotz ihrer Kritik betont Klöckner die Bedeutung des Glaubens für ihr eigenes Leben. „Für mich spielt der Glaube eine wichtige und halt gebende Rolle“, erklärt sie. Dabei beruft sie sich auf einen Leitspruch ihres Vaters: „Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Die Bundestagspräsidentin nimmt regelmäßig an Gottesdiensten teil und glaubt an die Wiederauferstehung sowies daran, dass die Seele und Bestimmung des Menschen über das Irdisch-Vergängliche hinausgehen.
In einem früheren Interview mit dem Kölner „Domradio“ hatte Klöckner bereits die Bedeutung einer starken kirchlichen Stimme in Kernthemen wie bioethischen Fragen hervorgehoben. Sie wünsche sich, dass die Kirche standhaft bleibt und nicht nur nach Applaus strebe – ein Standpunkt, der durchaus mit ihrer aktuellen Kritik zusammenpasst, wenn auch mit anderer Gewichtung.
Die Debatte um Klöckners Äußerungen spiegelt ein grundsätzliches Dilemma wider, in dem sich die Kirchen in Deutschland befinden: Einerseits sollen sie traditionelle Werte bewahren und spirituelle Orientierung bieten, andererseits werden sie in einer pluralistischen Gesellschaft zunehmend als moralische Instanzen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen wahrgenommen und gefordert.
Die Grünen-Abgeordnete Katharina Beck vermutet hinter Klöckners Kritik sogar strategische Gründe. Sie äußerte die Vermutung, Klöckner wolle verhindern, dass es Kritik an der CDU/CSU und deren Umgang mit der AfD gebe – eine Interpretation, die den politischen Charakter der Debatte noch einmal unterstreicht.
Die kontroverse Diskussion zeigt deutlich: Die Frage, ob und wie sich Kirchen politisch positionieren sollten, ist keineswegs nur eine innerkirchliche Angelegenheit, sondern berührt fundamentale Fragen zum Verhältnis von Religion und Politik in unserer Gesellschaft.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
CDU Gesellschaftsdebatte Julia Klöckner Kirche und Politik Kirchenkritik Kirchensteuer NGO-Kritik politisches Engagement Religionspolitik Seelsorge
RADIOMONSTER.FM - Bei uns bist DU Musikchef!