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today22.04.2025
Mit ihrem gemeinsamen Debütalbum „Send A Prayer My Way“ haben Julien Baker und Torres (Mackenzie Scott) ein musikalisches Meisterwerk geschaffen, das die traditionellen Klänge des Country mit queeren Perspektiven vereint. Die beiden Künstlerinnen, die beide im konservativen Süden der USA aufgewachsen sind, nutzen ihre persönlichen Erfahrungen, um Geschichten zu erzählen, die in diesem Genre lange keinen Platz fanden. Das am 18. April 2025 bei Matador Records erschienene Album verbindet nostalgische Instrumentierung mit zeitgemäßen Themen und schafft dabei einen Sound, der sowohl vertraut als auch revolutionär wirkt.
Die Idee zu diesem Projekt reicht fast ein Jahrzehnt zurück. Seit ihrem ersten gemeinsamen Auftritt im Jahr 2016 hegte Torres den Wunsch, ein Country-Album zu produzieren. „Ich wollte schon seit Jahren ein Country-Album machen, das nicht nur musikalisch traditionell ist, sondern auch unsere Lebensrealitäten widerspiegelt – als queere Person aus Georgia habe ich oft erlebt, wie wenig Platz es dafür gibt“, erklärt Torres in einem Interview im DIFFUS Magazin.
Für Julien Baker bedeutete die Zusammenarbeit eine Rückkehr zu ihren musikalischen Wurzeln. Die lesbische Künstlerin aus Tennessee bringt Erfahrungen aus ihrer erfolgreichen Kollaboration mit boygenius ein und bewegt sich mit ihrem Folk-Stil gekonnt in Richtung Country. „Die Zusammenarbeit mit Mackenzie war für mich eine Rückkehr zu meinen Wurzeln – Countrymusik hat mich schon immer begleitet, aber diesmal wollten wir die Geschichten queerer Menschen im Süden erzählen. Es ging uns darum, Empathie hörbar zu machen“, so Baker auf ihrer offiziellen Website.
Das Album zeichnet sich durch seine authentische Instrumentierung aus – Pedal Steel, Banjo und sanfte Harmonien schaffen einen Sound, der tief in der Country-Tradition verwurzelt ist. Dennoch brechen Baker und Torres mit ihren Texten bewusst mit Konventionen. Die zwölf Songs thematisieren Liebe, Empathie und neue Chancen, aber auch die Herausforderungen, mit denen queere Menschen im konservativen Umfeld konfrontiert werden.
Besonders bemerkenswert ist Torres‘ ungewohnt tiefe Intonation, die in Songs wie „The Only Marble I’ve Got Left“ zu hören ist. Diese stimmliche Veränderung markiert einen starken Kontrast zu ihrem vorherigen, elektronisch geprägten Album „What An Enormous Room“ und unterstreicht die Rückbesinnung auf einfachere, traditionellere Strukturen.
Die thematische Bandbreite des Albums ist beeindruckend. In „Bottom Of A Bottle“ setzen sich Baker und Torres mit Sucht und Verdrängung auseinander: „Truth is easier to swallow // At the bottom of a bottle“. „Tuesday“ reflektiert religiöse Bigotterie und persönlichen Schmerz mit Zeilen wie „How I wish that I hadn’t stepped down and lied“, während „No Desert Flower“ soziale und politische Themen anspricht.
Die erste Single „Sugar In The Tank“ wurde bereits mit großer Begeisterung aufgenommen. Nach ihrer Veröffentlichung schrieb Baker auf Instagram: „‚Sugar In The Tank‘ ist unser Versuch gewesen, die bittersüßen Erinnerungen an das Aufwachsen in einer Umgebung einzufangen, in der man sich ständig erklären muss.“
„Send A Prayer My Way“ ist mehr als nur ein musikalisches Projekt – es ist ein Statement. Baker und Torres nutzen die vertrauten Klänge des Country, um Geschichten zu erzählen, die in diesem Genre lange marginalisiert wurden. „Beide Künstlerinnen sind sehr offen mit den politischen Untertönen von ‚Send A Prayer My Way‘ umgegangen und wissen genau um die voreiligen Kritiken konservativer Country-Fans“, bemerkt das Musikmagazin When The Horn Blows.
Das Album bleibt nah am traditionellen Country-Format, doch gerade diese Entscheidung macht es so kraftvoll. „Storytelling war für uns zentral – wir wollten zeigen, dass es Trost gibt für alle Menschen am Rand der Gesellschaft; niemand sollte sich allein fühlen müssen“, erklärt Baker im Bedroomdisco-Interview.
Trotz der Vielzahl an Themen wirkt „Send A Prayer My Way“ erstaunlich kohärent. Die Stimmen von Baker und Torres harmonieren wundervoll, und ihre unterschiedlichen musikalischen Hintergründe ergänzen sich zu einem Sound, der sowohl vertraut als auch frisch klingt.
Während sich nicht unbedingt klare Hits abzeichnen, sticht das leidenschaftliche „Sylvia“ hervor. Doch die wahre Stärke des Albums liegt in seiner emotionalen Tiefe und dem aufrichtigen Storytelling. Baker und Torres schaffen eine einfühlsame Atmosphäre, die selbst schwere Themen mit der charakteristischen Leichtigkeit des Country angeht.
Mit „Send A Prayer My Way“ haben Julien Baker und Torres ein Album geschaffen, das sowohl musikalisch als auch thematisch beeindruckt. Sie ehren die Traditionen des Country, während sie das Genre gleichzeitig in die Gegenwart und Zukunft führen – mit Geschichten, die bisher zu selten erzählt wurden, und mit Stimmen, die gehört werden müssen.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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