Wirtschaft & Politik

Nina Warken wird neue Gesundheitsministerin: Was die Rechtsanwältin für das deutsche Gesundheitssystem plant

today28.04.2025 147

Hintergrund
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Die Überraschung ist perfekt: Nina Warken, 45-jährige Rechtsanwältin und CDU-Generalsekretärin aus Baden-Württemberg, soll neue Bundesgesundheitsministerin werden. Die bislang eher in der Innenpolitik aktive Politikerin und dreifache Mutter wird damit Karl Lauterbach im Gesundheitsressort beerben. Obwohl sie keine ausgewiesene Gesundheitsexpertin ist, hat sich Warken in ihrem Wahlkreis durchaus mit der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum befasst und sich besonders für den Erhalt von Apotheken vor Ort stark gemacht.

Politischer Werdegang und Erfahrungen

Nina Warken wird neue Gesundheitsministerin: Was die Rechtsanwältin für das deutsche Gesundheitssystem plant

Nina Warken ist seit 2013 Mitglied des Bundestages und hat den Wahlkreis Odenwald-Tauber direkt gewonnen. Seit 2021 fungiert sie als Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und übernahm 2023 das Amt der Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg. Als Mitglied im Bundesvorstand der Frauen Union seit 2019 hat sie sich auch für frauenpolitische Themen engagiert.

Warkens politische Karriere begann im Stadtrat von Tauberbischofsheim und setzte sich im Kreistag fort. Im Bundestag war sie zunächst Obfrau im NSA-Untersuchungsausschuss und Mitglied im Innenausschuss. In ihrer zweiten Legislaturperiode wurde sie Vorstandsmitglied und Integrationsbeauftragte der Unionsfraktion sowie stellvertretende Vorsitzende im Untersuchungsausschuss zur PKW-Maut.

Bemerkenswert ist, dass Warken bislang kaum gesundheitspolitisch in Erscheinung getreten ist. Ihr einziger formeller Berührungspunkt mit dem Gesundheitssektor war 2021 die Mitgliedschaft im Parlamentarischen Begleitgremium zur Covid-19-Pandemie. Dennoch hat sie sich in ihrem Wahlkreis durchaus mit gesundheitspolitischen Themen beschäftigt.

Warkens Vision für das Gesundheitssystem

In einem Interview mit der „Mainpost“ hat Warken bereits Einblicke in ihre gesundheitspolitischen Vorstellungen gegeben: „Die CDU/CSU setzt sich entschieden für den Erhalt von Apotheken vor Ort ein und will zum Beispiel Wartezeiten für Arzttermine reduzieren, indem Patienten besser geholfen wird, einen passenden Arzt mit Terminkapazitäten zu finden.“

Diese Aussage deckt sich mit einem Facebook-Post aus dem Jahr 2023, in dem sie Apotheken als „tragende Säule in der Arzneimittelversorgung“ bezeichnete. Dabei betonte sie, dass diese Einrichtungen unter erheblichem Druck stehen – verursacht durch bürokratische Auflagen, Inflation sowie gestiegene Personal- und Energiekosten. Der Fachkräftemangel sei ein zentrales Problem im Gesundheitswesen.

Für ihre Heimatregion kündigte sie konkretes Engagement an: „Ich werde mich im Wahlkreis für den Erhalt der Kliniken und des kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes einsetzen sowie die Ansiedlung von Landärzten fördern.“ Ihr Credo: „Unser Gesundheitssystem muss aus verschiedenen Bausteinen zusammengesetzt sein, die zusammen eine sicherere Versorgung in allen Lebensaltern und Lebensbereichen bieten.“

Fokus auf Pflege und Fachkräftemangel

Im Bereich Pflege hat Warken bereits klare Positionen bezogen. Sie betont die Notwendigkeit, den Fachkräftemangel durch attraktivere Arbeitsbedingungen und flexiblere Einsatzmöglichkeiten zu bekämpfen: „Zur Attraktivität des Pflegeberufs trägt nicht nur eine bessere Bezahlung bei. Auch bessere Arbeitsbedingungen motivieren junge Menschen, sich für einen Pflegeberuf zu entscheiden.“ Parallel dazu möchte sie die Entlastung von Angehörigen fördern, die zu Hause pflegen.

Überraschende Personalie im Kabinett Merz

Warkens Nominierung kommt für viele überraschend. Zuvor wurden für das Gesundheitsministerium auch Karl-Josef Laumann aus Nordrhein-Westfalen und Tino Sorge aus Sachsen-Anhalt als potenzielle Kandidaten gehandelt. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz deutete bereits am Sonntagabend an, dass Sorge wohl nicht zum Zuge kommen würde.

Mit Warken und dem designierten Kanzleramtsminister Thorsten Frei hat Baden-Württemberg gleich zwei hochrangige Vertreter im neuen Kabinett platziert. Laut BILD-Zeitung gilt Warken als enge Vertraute des baden-württembergischen CDU-Landeschefs Manuel Hagel, der im kommenden Jahr Ministerpräsident werden möchte.

Persönlicher Hintergrund

Nina Warken wurde in Bad Mergentheim geboren und wuchs in Tauberbischofsheim auf. Nach ihrem Jurastudium in Heidelberg arbeitet sie als Anwältin in der Kanzlei Warken Rechtsanwälte in Püttlingen, spezialisiert auf gewerblichen Rechtsschutz, Verwaltungsrecht, Sozialrecht sowie allgemeines Zivilrecht. Privat ist sie mit Sebastian Warken verheiratet, ebenfalls Rechtsanwalt und ehemaliger Bundesvorsitzender der Schüler Union. Das Paar hat drei Söhne.

Auf ihren Social-Media-Kanälen gibt die Politikerin gelegentlich Einblicke in ihr Familienleben, etwa wenn sie vor politischen Terminen noch schnell Muffins backt. Diese Bodenständigkeit könnte ihr bei der Kommunikation komplexer gesundheitspolitischer Themen zugutekommen.

Herausforderungen im neuen Amt

Als Gesundheitsministerin muss sich Warken schnell in ein komplexes Ressort einarbeiten. Die Herausforderungen sind vielfältig: Krankenhausreform, Digitalisierung des Gesundheitswesens, Sicherstellung der flächendeckenden medizinischen Versorgung und die anhaltende Finanzierungsproblematik der gesetzlichen Krankenversicherung stehen ganz oben auf der Agenda.

Obwohl sie keine Medizinexpertin ist, wird ihr in CDU-Kreisen zugetraut, sich rasch in die Thematik einzuarbeiten. Als „versierte Generalistin und Partei-Soldatin“ bringt sie wichtige Qualitäten mit, um das herausfordernde Ressort zu führen. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz wird heute um 14 Uhr seine Ministerriege offiziell vorstellen – dann herrscht endgültige Klarheit über die Besetzung des Gesundheitsministeriums.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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