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Kind beschädigt Millionen-Kunstwerk: Was der Rothko-Vorfall für Museen bedeutet

today29.04.2025 13

Hintergrund
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In einem schockierenden Vorfall im niederländischen Rotterdam hat ein Kind ein Gemälde des berühmten Küstlers Mark Rothko im Wert von rund 50 Millionen Euro beschädigt. Das Werk „Grey, Orange on Maroon, No. 8“ wurde im Museum Boijmans Van Beuningen durch mehrere Kratzer in der empfindlichen, unlackierten Farbschicht in Mitleidenschaft gezogen. Der Vorfall wirft wichtige Fragen zur Sicherheit wertvoller Kunstwerke, zur Aufsichtspflicht in Museen und zur Verantwortung von Besuchern auf.

Der Vorfall im Detail: Was genau ist passiert?

Kind beschädigt Millionen-Kunstwerk: Was der Rothko-Vorfall für Museen bedeutet

Laut offiziellen Angaben des Museums ereignete sich der Vorfall vor wenigen Tagen im Depot des Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam. Das Hauptgebäude ist aufgrund von Renovierungsarbeiten noch bis mindestens 2030 geschlossen, weshalb die Ausstellung der siebzig beliebtesten Kunstwerke der Sammlung im Depot stattfindet.

Ein Sprecher des Museums erklärte gegenüber der BBC, dass „das Werk von Rothko Schaden genommen hat: eine Anzahl sichtbarer Kratzer in der unlackierten Farbschicht. Es passierte, als ein Kind in einem unbeaufsichtigten Moment den unteren Teil des Werkes berühhrte.“ Die Beschädigung befindet sich im Bereich, wo die Leinwand um den Rahmen gespannt ist.

Obwohl die Identität des Kindes und seiner Eltern dem Museum bekannt ist, wurden keine weiteren Details zu den Beteiligten veröffentlicht. Die genauen Umstände, wie es zu diesem „unbeaufsichtigten Moment“ kommen konnte, wurden bislang nicht näher erläutert.

Die besondere Verletzlichkeit moderner Kunstwerke

Der Vorfall unterstreicht die besondere Anfälligkeit moderner Kunstwerke für Beschädigungen. Sophie McAloone von der Fine Art Restoration Company weist darauf hin, dass „moderne unlackierte Gemälde besonders anfällig für Schaden“ sind. Dies gilt insbesondere für die Werke von Mark Rothko, der für seine großformatigen Farbfeldmalereien bekannt ist.

Jonny Helm, Marketingmanager beim Kunstrestaurierungsdienst Plowden & Smith, betont die Komplexität der Restaurierungsarbeit bei Rothkos Werken: „Die Pigment- und Harz-Mischungen bei Rothkos Werken erschweren die Restaurierung erheblich – insbesondere weil diese Gemälde durch ihre Unlackiertheit Umwelteinflüssen besonders ausgesetzt sind.“

Die Werke von Rothko zeichnen sich durch ihre leuchtenden, übereinander geschichteten Farbflächen aus, die oft eine meditative Wirkung auf Betrachter haben. Bei einer früheren Ausstellung im Jahr 2021 hatten Besucher oft eine so starke emotionale Verbindung zu Rothkos Werken, dass einige sogar zu Tränen gerührt waren.

Die Restaurierung und ihre Kosten

Das Museum hat bereits erklärt, dass es mit Experten zusammenarbeitet, um die nächsten Schritte für die Restaurierung des Gemäldes zu planen. „Wir untersuchen derzeit in Zusammenarbeit mit Experten, welche die nächsten Schritte sind“, teilte das Museum mit und fügte hinzu, man erwarte, dass das Werk in Zukunft wieder ausgestellt werden könne.

Die Kosten für eine solche Restaurierung können enorm sein. Als Vergleich dient ein Vorfall aus dem Jahr 2012, bei dem ein anderes Gemälde von Rothko in der Tate Gallery of Modern Art mutwillig mit Graffiti besprayt wurde. Die Reparaturkosten beliefen sich damals auf rund 235.000 Euro.

Wer für die Kosten der aktuellen Restaurierung aufkommen wird, ist derzeit noch unklar. In der Regel machen Museen Besucher für solche Schäden verantwortlich und fordern die Kosten über deren Versicherung ein. Das Museum hat bislang keine Informationen darüber gegeben, wer in diesem Fall haftbar gemacht wird.

Aufsichtspflicht und Sicherheitsmaßnahmen in Museen

Der Vorfall wirft wichtige Fragen zur Aufsichtspflicht in Museen auf. Wie könnte es zu einem „unbeaufsichtigten Moment“ kommen, in dem ein Kind nahe genug an ein millionenschweres Kunstwerk gelangen konnte, um es zu beschädigen?

Museen stehen vor der schwierigen Aufgabe, einen Ausgleich zu finden zwischen der Zugänglichkeit von Kunst für alle Besucher – einschließlich Kindern – und dem Schutz wertvoller Exponate. Übliche Sicherheitsmaßnahmen umfassen Absperrungen, Alarmsysteme, Wachpersonal und klare Verhaltensregeln für Besucher.

Der aktuelle Vorfall könnte Museen weltweit dazu veranlassen, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu überdenken und möglicherweise zu verstärken, insbesondere wenn es um besonders wertvolle oder empfindliche Kunstwerke geht.

Nicht der erste Vorfall dieser Art

Leider ist dies nicht der erste Fall, bei dem wertvolle Kunstwerke durch Besucher beschädigt wurden. Erst vor kurzem zerstörte ein Kind in Israel ein 3500 Jahre altes Gefäß, als es neugierig daran zog, um zu sehen, was sich darin befand.

Der bereits erwähnte Vorfall in der Tate Gallery im Jahr 2012 war allerdings ein Fall von Vandalismus, als ein Mann ein Rothko-Gemälde absichtlich mit schwarzer Farbe beschmierte. Nach der aufwendigen Restaurierung konnte das Werk wieder ausgestellt werden.

Diese Vorfälle verdeutlichen die Verletzlichkeit von Kunstwerken im öffentlichen Raum und die Notwendigkeit angemessener Schutzmaßnahmen, ohne den Zugang zur Kunst unnötig einzuschränken.

Die Bedeutung Mark Rothkos in der Kunstwelt

Mark Rothko, geboren 1903 im damaligen russischen Kaiserreich und verstorben 1970 in New York, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des abstrakten Expressionismus und als Vorreiter der Farbflächenmalerei. Seine Familie wanderte aufgrund antisemitischer Pogrome in die USA aus, wo er 1938 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.

Seine erste Einzelausstellung fand 1933 im Portland Museum of Art statt. Rothkos Werke werden heute zu den wertvollsten Kunstschätzen der Moderne gezählt und erzielen auf Auktionen regelmäßig Höchstpreise.

Die besondere Wirkung seiner großformatigen Farbfeldmalereien liegt in ihrer emotionalen Kraft und der Fähigkeit, beim Betrachter tiefe Gefühle auszulösen – von Kontemplation bis hin zu spirituellen Erfahrungen.

Lehren für die Zukunft

Der Vorfall im Museum Boijmans Van Beuningen kann als Lehrstück für Museen, Besucher und Eltern gleichermaßen dienen. Für Museen unterstreicht er die Notwendigkeit, Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, ohne dabei die Zugänglichkeit von Kunst einzuschränken.

Für Besucher und insbesondere Eltern mit Kindern ist es eine Erinnerung an die Verantwortung, die mit dem Besuch eines Museums einhergeht. Die Aufsichtspflicht gegenüber Kindern bleibt letztlich bei den Eltern oder Begleitpersonen, auch wenn Museen unterstützende Maßnahmen ergreifen.

Wie das Museum Boijmans Van Beuningen in seiner Erklärung betont, besteht Hoffnung, dass das beschädigte Werk nach der Restaurierung wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Damit würde sichergestellt, dass Rothkos küstlerisches Erbe trotz dieses bedauerlichen Vorfalls weiterhin zugänglich bleibt und Generationen von Kunstliebhabern inspirieren kann.

Sicherheitsmäßnahmen in Museen

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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