Musik

Techno-Geballer in den Youtube-Trends: Finch Asozial – Ostrapper mit Ballermann-Party-Hitsingle

today03.02.2019

Hintergrund

Vokohila und Schnauzer, bunter Retro-Trainingsanzug, dazu einen Fischerhut: Das ist das Klischee vom arbeitlosen Neu-Bundesbürger nach dem Fall der Mauer und zugleich das Image von „Finch Asozial”.

Techno-Geballer in den Youtube-Trends

YouTube Trends
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Mit seiner neuen Single „Abfahrt” geht er bei Youtube gerade durch die Decke – 5,6 Mio. Aufrufe verzeichnet der Musikclip schon, mit einer rekordverdächtigen Anzahl von Kommentaren. Dabei ist der Song erst seit anderthalb Monaten released. Auch auf Spotify steht der Song an der Spitze: kurz vor vier Mio. Abrufen. Seit dem 18.01.19 sind noch vier Remixe dazugekommen, die ebenfalls fleißig abgerufen werden.

Abfahrt: 90er-Jahre-Techno-Song mit New-Kids-Attitüde

Finch Asozial schämt sich nicht für seinen Musikgeschmack und nicht für die Musik, die er veröffentlicht. Er betont in Interviews gerne, dass sich die echte Person Nils (sein bürgerlicher Vorname) von seinem Bühnen-Alter-Ego stark unterscheidet. Finch Asozial sei eine Kunstfigur, daran müsse man auch die oft stark frauenabwertenden Texte und die übertriebene Ostalgie-Einstellung messen. Dennoch geht er als Schlager-DJ auch gerne auch Dorffeste – ganz unironisch. 

Der Hit-Song, der mit ziemlicher Sicherheit ein Schlager auf Mallorca und in Deutschlands Großraumdiscos wird, hat keine Botschaft. Er lebt von der Retro-Welle, die den 90er-Style wieder in die Gegenwart holt. Wir haben es mit einem Hardcore-Techno-Song mit Trance-Einlagen zu tun. Der sehr eingängige Refrain besteht aus einer gepitchten Frauen-Stimme, die Finchs Gemächt und seine ostdeutsche Herkunft anpreist. Auf Englisch, was auch besser so ist. Viele popkulturelle Einflüsse kommen hier zueinander: Rap, Ostalgie, Satire, Apres-Ski-Party, die kindliche Freude über billigen Techno, die New-Kids-Persiflage

Wer ist das eigentlich? Muss man den kennen?

Er ist anarchisch, Finch bricht die Regeln des deutschen Raps. Der „ostdeutsche Hasselhoff” übertreibt es mit seinem Lokalpatriotismus, den er einfach auf das gesamte Ex-DDR-Gebiet ausdehnt. Trabbi, Pfeffi, Dorfkneipe, Union Berlin, Plattenbau – jedes negativ besetzte Stereotyp wird von ihm einfach ins Positive gerückt. 

Zuletzt war mit dieser Einstellung der Rapper „Joe Rilla” erfolgreich, der allerdings mittlerweile als Softrocker mit seiner Gruppe „Haudegen” auf der Bühne steht. 

Schlager, Techno, Rap – Gegensätze, die Finch Asozial spielerisch miteinander verbindet und damit verschiedenste Bildungsschichten anspricht. Einerseits kann man die Musik „ironisch hören”, andererseits sich einfach am „Geballer” erfreuen und die teils sehr provokativen Texte einfach feiern. Wahrscheinlich ist sich der Ossi-Redneck selbst nicht immer im Klaren, ob sein Gesamtwerk nicht schon postironisch ist.

Dorfdisko kann nur charten

Mit dem Song „Abfahrt” startete eine fünfmonatige Promotionsphase für das Album „Dorfdisko”, welches am 08.03.2019 released wird. Es ist stark anzunehmen, dass spätestens dann der eine oder Song von ihm im Radio gespielt wird, wenngleich die Musik nur bedingt radiotauglich ist.

Geschrieben von: RadioMonster.FM


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