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Anklage gegen Christina Block und Gerhard Delling: Was hinter dem Entfuehrungsvorwurf steckt

today26.04.2025 6

Hintergrund
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Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat gestern einen aufsehenerregenden Schritt unternommen: Christina Block, Erbin der bekannten Steakhaus-Kette, und ihr Lebensgefaehreter, der ehemalige ARD-Sportmoderator Gerhard Delling, wurden angeklagt. Der Vorwurf wiegt schwer – es geht um die mutmaessliche Entfuehrung von Blocks eigenen Kindern aus Daenemark in der Silvesternacht 2023/2024. Insgesamt sieben Personen muessen sich nun vor Gericht verantworten, waehrend nach fuenf weiteren mutmaesslichen Beteiligten noch gefahndet wird. Der Fall offenbart einen dramatischen Hoehepunkt in einem jahrelangen Sorgerechtsstreit.

Ein dramatischer Vorfall in der Silvesternacht

Anklage gegen Christina Block und Gerhard Delling: Was hinter dem Entfuehrungsvorwurf steckt

Was genau soll in jener Nacht zum 1. Januar 2024 geschehen sein? Laut Anklage sollen Christina Block und ein 62-jaehriger Deutscher den Auftrag erteilt haben, ihre beiden Kinder (geboren 2010 und 2013) gewaltsam von ihrem in Daenemark lebenden Vater zu entreiessen und nach Deutschland zu bringen. Die Umsetzung dieses Plans soll brutal verlaufen sein: Ein 35-jaehriger Israeli und weitere Komplizen lauerten dem Vater demnach auf und schlugen ihn zusammen. Die Kinder wurden anschliessend in ein Fahrzeug gezerrt, wobei ihren Aussagen zufolge Mueller mit Klebeband zugeklebt und bei der 13-jaehrigen Tochter sogar Fesseln angelegt wurden.

Nach einem Fahrzeugwechsel wurden die Kinder laut Staatsanwaltschaft gegen ihren Willen bis zum 2. Januar in Baden-Wuerttemberg festgehalten. Gerhard Delling wird in diesem Zusammenhang Beihilfe vorgeworfen. Er soll unter anderem die Anreise von Block nach Baden-Wuerttemberg koordiniert und falsche Angaben gegenueber Kriminalbeamten gemacht haben.

Hintergrund: Ein erbitterter Sorgerechtsstreit

Die mutmaessliche Entfuehrung steht nicht fuer sich allein, sondern ist Teil eines langjaehrigen Konflikts zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann. Die Kinder leben seit August 2021 beim Vater in Daenemark, nachdem er sie im Rahmen einer Besuchsvereinbarung dorthin gebracht und nicht zurueckgegeben hatte. Dies geschah, obwohl das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg im Oktober 2021 das Aufenthaltsbestimmungsrecht vorlaeufig allein auf die Mutter uebertragen hatte.

Gegen den Vater laeuft daher ebenfalls ein Verfahren wegen Entziehung Minderjaehriger, allerdings wurde das Hauptverfahren bisher nicht eroeffnet. Diese komplexe rechtliche Situation verdeutlicht die Verzweiflung beider Elternteile im Kampf um ihre Kinder – wobei die Methoden, zu denen Block gegriffen haben soll, nun strafrechtlich relevant geworden sind.

Schwerwiegende Vorwuerfe und entschiedene Gegenreaktionen

Die Vorwuerfe gegen Block und ihre mutmaesslichen Komplizen wiegen schwer: schwere Entziehung Minderjaehriger, gefaehrliche Koerperverletzung und Freiheitsberaubung. Vier Personen, darunter Delling, sind wegen Beihilfe angeklagt. Interessant ist, dass gegen den 84-jaehrigen Grossvater der Kinder, Eugen Block, kein Tatverdacht festgestellt wurde.

Die Verteidigung weist die Anschuldigungen vehement zurueck. Christina Blocks Anwalt Otmar Kury spricht von einer „unertraeglichen Voreingenommenheit“ der Staatsanwaltschaft und betont: „Frau Block hat zu keinem Zeitpunkt dritten Personen einen Auftrag erteilt, ihre Kinder unter Anwendung von Gewalt zu ihr zu bringen.“ Ihre weitere Anwältin Elisabeth Unger ergaenzt: „Frau Block würde anderen Menschen und insbesondere ihren Kindern niemals Schaden zufuegen.“

Auch Gerhard Dellings Anwalt David Rieks weist die Vorwuerfe zurueck und bezeichnet sie als „fernliegend“. Delling selbst wird mit den Worten zitiert: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts Unrechtes getan.“ Die Verteidigung kuendigt an, den Anschuldigungen mit Nachdruck entgegenzutreten.

Die andere Seite der Medaille

Der Anwalt des Kindesvaters, Philip von der Meden, begruesst hingegen das Vorgehen der Justiz. Es sei gut, dass die Justiz den Sachverhalt aufklaere, und er hoffe nun auf einen Wendepunkt, damit seine Mandanten ohne Angst leben koennten.

Dieser Fall verdeutlicht die extreme Emotionalitaet von Sorgerechtsstreitigkeiten, die manchmal zu verzweifelten und – wie hier vorgeworfen – illegalen Handlungen fuehren koennen. Gleichzeitig zeigt er die Komplexitaet internationaler Sorgerechtskonflikte, bei denen unterschiedliche Rechtsordnungen aufeinandertreffen.

Was nun zu erwarten ist

Das Landgericht Hamburg muss nun ueber die Zulassung der Anklage entscheiden. Bis zu einer rechtskraeftigen Verurteilung gilt fuer alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung. Der 35-jaehrige Israeli befindet sich bereits seit November in Untersuchungshaft, nachdem er im September auf Zypern verhaftet worden war.

Der Fall duerfte in den kommenden Monaten fuer erhebliches oeffentliches Interesse sorgen. Nicht nur wegen der prominenten Beteiligten – Christina Block als Erbin eines bekannten Unternehmens und Gerhard Delling als ehemaliger TV-Star – sondern auch wegen der grundsaetzlichen Fragen, die er aufwirft: Wie weit duerfen Eltern im Kampf um ihre Kinder gehen? Und welche Rolle spielen dabei unterschiedliche nationale Rechtssysteme?

Christina Block

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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