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Apple TV+: Milliardendefizit, aber wichtiges strategisches Standbein für das Unternehmen

today21.03.2025

Hintergrund

Trotz hochwertiger Produktionen wie „Ted Lasso“, „Severance“ oder „The Morning Show“ schreibt Apple TV+ jährlich rote Zahlen in Höhe von über einer Milliarde US-Dollar. Dennoch hält der Tech-Gigant an seinem Streaming-Dienst fest – und das aus gutem Grund. Was hinter Apples kostspieligem Streaming-Engagement steckt und warum der Konzern diese Verluste problemlos verkraften kann, erfahrst du hier.

Ernüchternde Zahlen: Milliardenverluste seit dem Start

Apple TV+: Milliardendefizit, aber wichtiges strategisches Standbein für das Unternehmen

Seit der Einführung von Apple TV+ im Jahr 2019 hat der Konzern aus Cupertino mehr als fünf Milliarden Dollar in eigene Inhalte investiert. Wie das Onlinemagazin The Information unter Berufung auf zwei anonyme Quellen berichtet, überschreiten die jährlichen Kosten die Einnahmen deutlich – mit einem Defizit von über einer Milliarde US-Dollar pro Jahr.

Im vergangenen Jahr beliefen sich die Kosten für den Streaming-Dienst auf etwa 4,5 Milliarden Dollar, etwas weniger als die fünf Milliarden im Vorjahr. Apple selbst äußt sich traditionell nicht zu konkreten Zahlen, weder zu Verlusten noch zu Abonnentenzahlen.

Im Schatten der Streaming-Giganten

Mit geschätzten 45 Millionen Abonnenten zum Jahreswechsel 2024/2025 liegt Apple TV+ weit hinter den etablierten Marktführern. Netflix verzeichnet über 300 Millionen zahlende Kunden, Disney+ kommt auf etwa 126 Millionen Nutzer. Selbst im Vergleich zu anderen Tech-Unternehmen mit Streaming-Ambitionen wie Amazon Prime Video steht Apple TV+ abgeschlagen da.

Netflix-CEO Ted Sarandos bezeichnete Apples Streaming-Dienst sogar öffentlich als „reine Marketingmaßnahme“ und nicht als ernsthaften Wettbewerber im Streaming-Markt.

Qualität statt Quantität: Die Apple-Strategie

Was Apple TV+ jedoch auszeichnet, ist der Fokus auf qualitativ hochwertige Produktionen. Die Investitionen haben sich in Form von kritischem Lob und Auszeichnungen ausgezahlt. Apple-CEO Tim Cook verkündete stolz, dass die hauseigenen Produktionen insgesamt über 2500 Nominierungen und 538 Auszeichnungen erhalten haben, darunter mehrere Emmys für „Ted Lasso“ und den Oscar für den besten Film für „CODA“ im Jahr 2021.

Dennoch hat Apple im letzten Jahr den Etat für den Dienst merklich gekürzt und plant, weniger kostspielige Kinoproduktionen zu starten. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Unternehmen die Ausgaben für den Streaming-Dienst zumindest eindämmen möchte.

Ein strategisches Standbein im Apple-Ökosystem

Anders als reine Streaming-Anbieter ist Apple nicht darauf angewiesen, mit Apple TV+ direkte Gewinne zu erzielen. Der Dienst fungiert vielmehr als wichtiger Baustein im umfassenden Abo-Paket des Unternehmens, zu dem auch Apple Music und Apple Arcade gehören.

Die Strategie ähnelt dem Ansatz von Amazon mit Prime Video: Der Streaming-Dienst dient in erster Linie dazu, Kunden im eigenen Ökosystem zu halten und die Marke zu stärken. Mit einem Jahresumsatz von 391 Milliarden Dollar und einem Nettogewinn von 93,7 Milliarden Dollar im letzten Geschäftsjahr kann Apple die Verluste des Streaming-Dienstes problemlos verkraften.

Das Services-Segment, zu dem Apple TV+ gehört, erzielte im vierten Quartal 2024 Erlöse von 26,3 Milliarden Dollar – ein Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies zeigt, dass die Strategie, Dienste als Ergänzung zur Hardware anzubieten, insgesamt aufgeht.

Keine Ausnahme in der Streaming-Branche

Apple steht mit seinen Anlaufschwierigkeiten im Streaming-Geschäft nicht allein da. Disney+ meldete erst im August 2024 erstmals Gewinne, fünf Jahre nach dem Start. Warner Bros. Discovery erreichte mit seinem Streaming-Angebot im ersten Quartal 2023 zum ersten Mal die Profitabilität.

In Deutschland strebt Bertelsmann-CEO Thomas Rabe an, den hauseigenen Streaming-Dienst RTL+ bis 2026 profitabel zu machen. Die Herausforderungen, ein nachhaltiges Geschäftsmodell im hart umkämpften Streaming-Markt zu etablieren, sind branchenweit zu beobachten.

Niedrigschwelliger Zugang durch Gratisangebote

Um neue Nutzer zu gewinnen, setzt Apple weiterhin auf Gratisangebote. Käufer von Apple-Geräten erhalten in den ersten Monaten kostenlosen Zugang zu Apple TV+. Zudem gibt es vergünstigte Kombi-Angebote mit anderen Apple-Diensten.

Aktuell können Interessierte Apple TV+ über Amazon sieben Tage lang kostenlos testen, da der Dienst nun auch als Kanal bei Prime Video abonnierbar ist. Diese Strategie zielt darauf ab, die Einstiegshürde niedrig zu halten und potenziellen Kunden einen unkomplizierten Zugang zum Angebot zu ermöglichen.

Trotz der beträchtlichen Verluste dürfte Apple an seinem Streaming-Dienst festhalten. Die bereits angekündigten neuen Staffeln von Erfolgsserien wie „Ted Lasso“ und „Severance“ deuten darauf hin, dass das Unternehmen weiterhin auf Qualität statt Quantität setzt – und dass Apple TV+ als wichtiges strategisches Element im Apple-Ökosystem betrachtet wird, unabhängig von der kurzfristigen Profitabilität.

Geschrieben von: RadioMonster.FM


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