Wirtschaft & Politik

Bayer-Aktie: Zwischen Rechtsstreit und Expansion – Wie steht es wirklich um den Konzern?

today23.03.2025

Hintergrund

Die Bayer AG steht aktuell vor massiven Herausforderungen. Während der Konzern in Georgia zu einer Zahlung von rund 2,1 Milliarden US-Dollar verurteilt wurde und der Glyphosat-Rechtsstreit weiter schwelt, zeigt die Aktie dennoch Lebenszeichen mit einem Plus von fast 25 Prozent seit Jahresbeginn. Trotz dieser Kurserholung bleibt die Aktie mit einem aktuellen Wert von 24,11 Euro immer noch deutlich unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 30,48 Euro – und die Frage nach der zukünftigen Entwicklung beschäftigt Anleger mehr denn je.

Die rechtliche Belastungsprobe hält an

Bayer-Aktie: Zwischen Rechtsstreit und Expansion - Wie steht es wirklich um den Konzern?

Erst gestern musste Bayer eine weitere Niederlage vor einem US-Geschworenengericht hinnehmen. Der Kläger argumentierte erfolgreich, dass das Unkrautvernichtungsmittel Roundup für seine Krebserkrankung verantwortlich sei. Diese Verurteilung reiht sich in eine lange Liste juristischer Auseinandersetzungen ein, die seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 den Konzern belasten.

Bayer-Chef Bill Anderson betonte jedoch im jüngsten Geschäftsbericht, dass das Unternehmen Fortschritte in politischen Gesprächen sowohl auf Bundes- als auch auf einzelstaatlicher Ebene in den USA gemacht habe. Es wurden bereits Gesetzentwürfe eingereicht, die mehr Rechtssicherheit für Landwirte und Hersteller schaffen sollen. Zudem plant Bayer einen Prüfungsantrag beim U.S. Supreme Court – allerdings erwarten Experten vor 2026 kaum Klarheit in diesem Rechtsstreit.

Parallel zu den rechtlichen Problemen treibt der Leverkusener Konzern seine globale Expansion voran. Ein Paradebeispiel dafür ist die kürzlich eröffnete Mais-Saatgutfabrik in Sambia. Mit einem Investitionsvolumen von 32 Millionen Euro unterstreicht Bayer damit seine Ambitionen, die Präsenz in bedeutenden Agrarmärkten auszubauen und zur globale Ernährungssicherheit beizutragen.

Diese strategische Ausrichtung entspricht dem langfristigen Ziel des Unternehmens, bis 2029 eine operative Marge im mittleren 20-Prozent-Bereich im Segment Crop Science zu erreichen. Allerdings hängt der Erfolg dieser Initiative stark von der Stabilisierung der rechtlichen Lage ab.

Die Expertenmeinungen zur Bayer-Aktie fallen gemischt aus. Bernstein Research hat die Aktie mit „Market-Perform“ und einem Kursziel von 30 Euro bewertet. Analyst Florent Cespedes äußerte dabei Bedenken hinsichtlich des herausfordernden Geschäftsumfelds in den Pharma- und Agrochemie-Sektoren.

Für das laufende Jahr wird ein Rückgang des Nettogewinns prognostiziert, doch ab 2026 erwarten Experten eine deutliche Verbesserung der finanziellen Performance. Das durchschnittliche Kursziel aller Analysten liegt aktuell bei 24,71 Euro – nur knapp über dem gegenwärtigen Kurs.

Bemerkenswert ist jedoch, dass in den letzten drei Monaten keine Hochstufungen vorgenommen wurden, während neun Bewertungen unverändert blieben. Dies deutet auf eine abwartende Haltung der Finanzexperten hin.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 23,66 Milliarden Euro ist Bayer im internationalen Vergleich zu Pharma-Giganten wie Eli Lilly, AbbVie oder Novo Nordisk eher moderat bewertet. Für 2025 wird ein Gewinn pro Aktie von 2,23 Euro erwartet, was einem KGV von etwa 10,75 entspricht.

Die Dividendenprognose fällt mit 0,11 Euro pro Aktie und einer entsprechenden Rendite von lediglich 0,47% allerdings sehr bescheiden aus – ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen seine finanziellen Ressourcen für andere Prioritäten einsetzen muss.

Aus charttechnischer Sicht gibt es durchaus positive Anzeichen. Die Bayer-Aktie ist Anfang März aus ihrem Trendkanal nach oben ausgebrochen. Technische Analysten sehen ein erstes Kursziel bei 26,61 Euro, was einer Renditechance von fast 10 Prozent entspricht.

Interessanterweise scheint auch die Glyphosat-Lobbyarbeit in den USA positive Auswirkungen auf den Aktienkurs zu haben, wie die Kursentwicklung Mitte März zeigte. Nach der Präsentation des Geschäftsberichts Anfang des Monats entstand zudem der Eindruck, dass Bayer die größten Probleme allmählich in den Griff bekommt.

Die Bayer-Aktie bleibt ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bietet sie aufgrund der niedrigen Bewertung und der ersten Anzeichen einer operativen Verbesserung durchaus Chancen. Andererseits schwebt das Damoklesschwert der Rechtsstreitigkeiten weiterhin über dem Unternehmen.

Für risikobereite Anleger könnten sich sowohl Direktinvestitionen als auch Hebel-Produkte wie Knock-Out Optionsscheine anbieten. Der von UniCredit angebotene Knock-Out Optionsschein Call mit einem Hebel von 4,5x ist ein Beispiel für ein solches Produkt.

Langfristig orientierte Investoren sollten jedoch die Entwicklung der Rechtsstreitigkeiten und die Fortschritte bei der strategischen Neuausrichtung genau beobachten, bevor sie größere Positionen eingehen. Die wahre Erholung der Bayer-Aktie dürfte erst einsetzen, wenn in den Glyphosat-Verfahren eine verlässliche Lösung gefunden wird – und darauf könntest du noch bis mindestens 2026 warten müssen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM