
Tophits Charts & Hits
Dance Dance Hits & Classics
Evergreens Best of 60's - 00's
2000’s Die größten Hits von 2000 bis 2009
Rock Today's Rock Music
Schlager Deutscher Schlager
today18.04.2025
Zach Condon, der kreative Kopf hinter Beirut, beweist mit seinem siebten Album „A Study Of Losses“ einmal mehr sein außergewöhnliches Talent für tiefgründige musikalische Landschaften. Das 18 Tracks umfassende Werk entführt dich in eine Welt zwischen melancholischer Schönheit und intellektuellem Konzept, inspiriert von Judith Schalanskys Buch „Verzeichnis Einiger Verluste“. Mit einer faszinierenden Mischung aus Alter Musik, Neo-Klassik, Choral und verschiedenen Weltmusik-Einflüssen positioniert sich dieses Album als mutiger Gegenentwurf zur schnelllebigen Streaming-Kultur unserer Zeit.
„A Study Of Losses“ ist mehr als nur ein gewöhnliches Album – es ist eine künstlerische Reise durch Themen wie Vergänglichkeit, kulturellen Verlust und die Schönheit des Verschwindenden. Ursprünglich als Soundtrack für den schwedischen Zirkus Kompani Giraff konzipiert, entwickelte sich das Projekt zu einem umfassenden Werk, das zwei Erzählstränge miteinander verwebt: die Geschichte eines Mannes, der vom Verlust besessen ist, und eine kunstliterarische Anlehnung an Schalanskys Buch.
Der zweite Track „Forest Encyclopedia“ deutet bereits die reichere Instrumentierung an, die Condons neue Arbeitsweise charakterisiert. Besonders bemerkenswert ist die Zusammenarbeit mit der Cellistin Clarice Jensen, deren Einfluss dem Album eine stark orchestrierte Dimension verleiht. Die in Norwegen entstandenen Aufnahmen bilden eine atmosphärische Klanglandschaft, die zwischen vertrauten und völlig neuen Elementen oszilliert.
Ein faszinierender Aspekt des Albums sind die instrumentalen Stücke mit Namen wie „Oceanus Procellarum“, „Mare Crisium“ oder „Mare Nectaris“, die wie eine musikalische Mondkartographie wirken. Diese atmosphärischen Klangflächen bilden einen kontrastierenden Rahmen zu gesungenen Liedern wie „Villa Sacchetti“ oder „Garbo’s Face“, in denen Condons unverkennbare Stimme komplexe kulturelle und emotionale Themen behandelt.
In „Tuanaki Atoll“ erreicht das Album einen seiner Höhepunkte, indem es die beiden thematischen Stränge meisterhaft verbindet. Hier zeigt sich Condons besondere Gabe, melancholische Melodien zu erschaffen, die nie ins Kitschige abdriften, sondern eine tiefe emotionale Resonanz erzeugen.
„Guericke’s Unicorn“ sticht als modulares Experiment hervor, das mit einer anderen Produktionsweise entstand. Dabei setzt Condon nicht nur auf seine Stimme als Hauptinstrument, sondern nutzt sie oft als weiteres Klangelement in der reichen Instrumentierung – manchmal beschränkt er sich auf Laute wie „Hmmm“ oder „Aahahah“ und bildet melancholische Duette mit dem Cello.
Von den 18 Tracks sind sieben rein instrumental, was die Fokussierung auf Stimmungen und emotionale Melodiebögen unterstreicht. Zach Condon selbst äußerte in einem Interview mit FLOOD Magazine: „Die 18 Songs sind eine romantische und impressionistische Interpretation von Judith Schalanskys Buch über kulturellen Verlust. Ich wollte die Melancholie und das langsame Vergehen der Dinge musikalisch einfangen – vom Aussterben ganzer Tierarten bis hin zum Verschwinden persönlicher Erinnerungen.“
Für „A Study Of Losses“ griff Condon gezielt auf Instrumente wie das Cembalo zurück und setzte Chöre sowie Streichquartette ein, um eine Renaissance-Atmosphäre zu erzeugen. „Ich habe versucht, den Geist vergangener Zeiten einzufangen – etwas zu bewahren, was eigentlich schon verloren ist“, erklärt er gegenüber FLOOD Magazine.
Diese musikalische Zeitreise wird besonders in den Abschlussstücken „Mani’s 7 Books“ und „Moon Voyager“ deutlich, die die verschiedenen Erzählstränge in einem reflektierenden Finale vereinen. Der renommierte Musikjournalist Gérard Otremba (Sounds & Books) bezeichnet das Album treffend als „großes intellektuelles Vergnügen“ und als „klaren Gegenentwurf zur heutigen Streaming-Kultur“.
Trotz der starken konzeptionellen Ausrichtung betont Condon die persönliche Dimension des Albums: „Obwohl ich mich stark an Judith Schalanskys Vorlage orientiert habe, sind viele Texte sehr persönlich geworden. Ich habe diese Ideen nicht einfach übernommen; ich habe mit ihnen gelebt und sie in eigene Poesie verwandelt“, so der Künstler gegenüber Glide Magazine.
Diese persönliche Verbindung spürt man in jedem Track des Albums. FLOOD Magazine zieht sogar einen Vergleich zwischen Condons Werk und dem legendären Magnetic Fields-Album „69 Love Songs„: „Condon hat sich mit diesem Album einer unmöglichen Aufgabe gestellt; auch wenn er nicht ganz an Stephin Merritts lyrische Qualität heranreicht, würde Merritt stolz auf Arrangements wie ‚Tuanaki Atoll‘ sein.“
Nach dem Comeback mit „Hadsel“ vor zwei Jahren hat sich Zach Condon mit „A Study Of Losses“ selbst übertroffen. Das Album positioniert sich bewusst abseits aktueller Trends und schafft einen Raum für Kontemplation und emotionale Tiefe. In einer Zeit zunehmender Schnelllebigkeit wirkt Condons Ansatz fast politisch – er sammelt musikalische Einflüsse aus aller Welt wie Schätze der Vergangenheit und bewahrt sie in einem Werk, das selbst dem Vergessen trotzt.
Die aktuelle Resonanz unter bekannten Kritikern zeichnet das Bild eines ambitionierten Künstlers am Höhepunkt seiner Ausdruckskraft. Zach Condon wird für seine emotionale Tiefe ebensowie für seinen Mut zur Experimentierfreude gelobt. Far Out Magazine fasst zusammen: „‚A Study of Losses‘ ist eine Reise durch kaleidoskopische Klanglandschaften voller Atmosphäre.“
Wenn du dich auf dieses Album einlässt, wirst du feststellen, dass Condon eine Suche nach seiner eigenen Gefühlesessenz unternimmt, die zu einem Werk führt, das sowohl wunderschön als auch vergänglich ist und dich in melancholische Gedanken versetzt. „A Study Of Losses“ ist mehr als ein Album – es ist eine künstlerische Erfahrung, die dich dazu einlädt, über Verlust, Vergänglichkeit und die Schönheit des Momenthaften nachzudenken.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
A Study Of Losses Albumkritik Beirut Clarice Jensen Indie-Folk Judith Schalanskys Konzeptalbum musikalische Mondkartographie Neo-Klassik Vergänglichkeit Verlust Zach Condon
RADIOMONSTER.FM - Bei uns bist DU Musikchef!