Musik

Bryan Ferry & Amelia Barratt: Ein faszinierendes Spoken-Word-Experiment mit „Loose Talk“

today28.03.2025

Hintergrund

Nach über zehn Jahren präsentiert der fast 80-jährige Bryan Ferry endlich wieder neues musikalisches Material – und überrascht dabei mit einem radikalen Kurswechsel. Heute erscheint „Loose Talk“, ein faszinierendes Spoken-Word-Album, das in Zusammenarbeit mit der Performance-Künstlerin Amelia Barratt entstanden ist. Statt seine charakteristische Stimme in den Vordergrund zu stellen, konzentriert sich Ferry diesmal auf die Musik und überlässt Barratt die textliche Gestaltung. Das Ergebnis ist ein atmosphärisches Werk, das wie ein Soundtrack zu einem nicht existierenden Film wirkt und Ferrys künstlerische Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt.

Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit zweier Künstler

Bryan Ferry & Amelia Barratt: Ein faszinierendes Spoken-Word-Experiment mit
Joyce11, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Zusammenarbeit zwischen Bryan Ferry und Amelia Barratt begann, nachdem er sie bei einem Auftritt gehört und von ihren poetischen Texten beeindruckt war. „Ich hatte das Bedürfnis, mich von meinem Gesang zurückzuziehen“, erklärt Ferry seine Motivation für dieses Projekt. „Ich habe einfach das Gefühl, dass ich schon so viel gesungen habe.“ Obwohl einige sanfte Gesangspassagen im Hintergrund zu hören sind, steht diesmal eindeutig die Musik im Vordergrund, die Barratts klare und prägnante Wortschöpfungen trägt.

Barratt selbst beschreibt das Werk als „Gespräch zwischen zwei Künstlern“ und „Musik zu Bildern“. Ihre langsamen und sparsamen Texte ergänzen Ferrys unkonventionelle Melodien perfekt, indem sie assoziative Gedanken und Monologe zu den musikalischen Hintergründen hinzufügen.

Musikalische Schatzsuche in Ferrys Archiven

Fuer „Loose Talk“ hat Ferry tief in seinen musikalischen Archiven gegraben. Einige der verwendeten Demos und Instrumentalstuecke stammen sogar aus den 1970er Jahren und wurden nun mit Hilfe von Musikern wie Neil Hubbard und Andy Newmark verfeinert und neu interpretiert. Das Album umfasst elf Tracks, darunter die bereits vorab veroeffentlichten Singles „Orchestra“, „Florist“ und „Loose Talk“.

Das Ergebnis erinnert an Ferrys Kunststudium unter Richard Hamilton und entfaltet sich durch das Schneiden, Einfuegen und Bearbeiten von ungenutzten Tracks, die nun mit neuen Instrumentierungen versehen sind. Die lo-fi Aesthetik des Albums vermittelt eine dichte, melancholische Atmosphaere, waehrend Stuecke wie „Big Things“ und „Landscape“ die Eleganz seiner frueheren Arbeiten widerspiegeln.

Befreiung von konventionellen Songstrukturen

Fuer Ferry bedeutet dieses Projekt vor allem eines: Freiheit. „Es ist befreiend, nicht mehr strikt an Songstrukturen gebunden zu sein“, erklaert er. Nach jahrzehntelanger Karriere als Saenger, sowohl solo als auch mit Roxy Music, wagt er sich nun auf neues Terrain und verwirklicht seinen langjaehrigen Wunsch nach einem Instrumental-Album – oder zumindest etwas, das diesem sehr nahe kommt.

„Loose Talk“ koennte als Fortsetzung seiner bekannten Arbeit, wie etwa bei „Let’s Stick Together“, angesehen werden, zeigt aber gleichzeitig, dass Ferry auch nach vielen Jahren im Musikgeschaeft noch immer kreativ und experimentierfreudig ist. Seine experimentelle Herangehensweise ist besonders in diesem spaeten Schaffensstadium bewundernswert.

Verfuegbarkeit und Zukunftsplaene

Das Album „Loose Talk“ ist ab heute digital erhaeltlich, waehrend die CD-Version am 4. April und verschiedene Vinyl-Editionen (schwarz, gruen und transparent) am 11. April folgen werden. BMG uebernimmt den Vertrieb des Albums.

Fuer Fans gibt es noch mehr gute Nachrichten: Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Barratt ist bereits in Planung, mit einem zweiten Album in Arbeit. Ferry zeigt damit, dass er auch nach Jahrzehnten im Musikgeschaeft nicht stehen bleibt, sondern weiterhin neue künstlerische Ausdrucksformen sucht und findet.

Mit „Loose Talk“ praesentieren Ferry und Barratt eine beeindruckende künstlerische Darbietung, die hohe Ansprueche erfuellt. Ferry beweist, dass seine Kreativitaet auch im hohen Alter frisch bleibt, waehrend Barratt mit ihren poetischen Texten neue Zielgruppen anspricht. Zusammen haben sie ein Album geschaffen, das sowohl Ferrys langjaehrige Fans als auch Liebhaber experimenteller Klangwelten begeistern dürfte.

Geschrieben von: RadioMonster.FM