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Das gläserne Kind: Wenn Mutterliebe nicht ausreicht – Ein bewegendes Familiendrama im ZDF

today19.04.2025

Hintergrund

Wenn alte Wunden aufbrechen und Schuldgefühle das Familienleben überschatten, bleibt oft nur ein schwieriger Weg zur Versöhnung. Das ZDF-Drama „Das gläserne Kind“ widmet sich genau diesem emotionalen Minenfeld. Der heute Abend ausgestrahlte Film erzählt die Geschichte von Anne und ihrer Tochter Helen, die nach sechs Jahren Funkstille wieder aufeinandertreffen und dabei nicht nur mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit, sondern auch mit einer überraschenden Zukunft konfrontiert werden.

Zwischen Trauer und Neuanfang: Worum geht es in „Das gläserne Kind“?

Das gläserne Kind: Wenn Mutterliebe nicht ausreicht - Ein bewegendes Familiendrama im ZDF

Anne Schuchardt (gespielt von Katharina Böhm) steht vor einem Neuanfang. Nach dem Tod ihres Sohnes Lukas, der an einer genetischen Erkrankung starb, plant sie, ihr Vorstadthaus zu verkaufen und nach Spanien auszuwandern. Was sie nicht weiß: Ihre Tochter Helen (Hanna Plaß), zu der sie seit sechs Jahren keinen Kontakt mehr hat, ist aus den USA zurückgekehrt – und das nicht allein. Helen hat inzwischen selbst einen kleinen Sohn namens Luke, benannt nach ihrem verstorbenen Bruder, von dessen Existenz Anne bisher nichts ahnte.

Die Rückkehr ihrer Tochter stellt Annes Pläne plötzlich auf den Kopf. Während Helen eine Betreuung für ihren Sohn braucht, könnte Anne endlich eine Beziehung zu ihrem Enkelkind aufbauen. Doch zwischen den beiden Frauen stehen unausgesprochene Vorwürfe, Schmerz und eine tiefe Entfremdung.

Das gläserne Kind – mehr als nur ein Filmtitel

Der Titel des Films bezieht sich auf den Begriff „Glass Children“ (Glaskinder), der Geschwisterkinder beschreibt, die im Schatten eines kranken oder besonders bedürftigen Geschwisterkindes aufwachsen. Wie durch Glas beobachten sie das Familienleben, während sie selbst oft übersehen werden. Genau dieses Schicksal ereilte Helen, die sich stets hinter ihrem kranken Bruder Lukas zurückstellen musste.

„Ich glaube, mindestens 90 Prozent aller Eltern versuchen, ihr Bestes zu geben. In diesem Fall hat die Kraft der Mutter – alleinerziehend – einfach nicht ausgereicht, um beiden Kindern gerecht zu werden“, erklärt Hauptdarstellerin Katharina Böhm in einem ZDF-Interview. Diese Dynamik bildet den emotionalen Kern des Films.

Zwischen Schuld und Vergebung

Der Film nutzt geschickt Rückblenden, um die Ursachen der familiären Zerrüttung zu beleuchten. Wir erleben, wie Helen in ihrer Kindheit und Jugend immer wieder zurückstecken musste, während die Sorge um Lukas das Familienleben dominierte. Nach seinem Tod eskalierte der schwelende Konflikt zwischen Mutter und Tochter, was schließlich zur kompletten Entfremdung führte.

Die Wiederannäherung gestaltet sich entsprechend schwierig. Alte Wunden brechen auf, unausgesprochene Vorwürfe stehen im Raum. Unterstützt werden die beiden Frauen von Annes Nachbar Daniel (David Zimmerschied), ihrem Ex-Mann Michael (Stephan Kampwirth) und Helens Freundin Stella (Rona Özkan), die als vermittelnde Kräfte auftreten.

Zwischen Drama und Hoffnung

Obwohl „Das gläserne Kind“ schwere Themen behandelt, gelingt es Regisseurin Suki M. Roessel und Drehbuchautorin Alina Schmitt, auch hoffnungsvolle und heitere Momente einzufangen. Der Film bewegt sich an der Grenze zum Melodramatischen, bleibt dabei aber authentisch und vielschichtig.

Hauptdarstellerin Hanna Plaß betont die emotionale Tiefe ihrer Rolle: „Mich hat gereizt, wie die verschiedenen Anteile meiner Figur Helen in Konflikt kommen. Diese Vielschichtigkeit fand ich aufregend.“ In einem anderen Interview ergänzt sie: „Dieser Film handelt davon, wie es uns danach geht. Wenn alles sich verändert hat und wir uns neu kennenlernen müssen. Ich hoffe, dass der Film den Menschen Mut macht, sich einander zuzumuten und aufeinander zuzugehen.“

Ein Film, der zum Nachdenken anregt

Das ZDF beschreibt den Film als „nachdenklich und trotzdem humorvoll“ und betont: „Er zeigt auf sehr menschliche Weise, dass es sich lohnt, ab und zu die Perspektive zu wechseln.“ Genau dieser Perspektivwechsel ist es, der Anne und Helen schließlich die Chance gibt, alte Muster zu durchbrechen und einen Neuanfang zu wagen.

Mit einer Länge von 89 Minuten nimmt sich der Film ausführlich Zeit, um die komplexen emotionalen Dynamiken zwischen den Charakteren zu entfalten. Das Ende mag etwas abrupt erscheinen, hinterlässt aber ein Gefühl der Hoffnung – nicht nur für die Filmfiguren, sondern auch für das Publikum, das sich möglicherweise in ähnlichen Familienkonflikten wiederfindet.

„Das gläserne Kind“ wird heute Abend um 20:15 Uhr im ZDF ausgestrahlt und ist anschließend auch in der ZDF-Mediathek verfügbar. Für alle, die sich mit familiären Konflikten, unausgesprochenen Schuldgefühlen oder dem Thema Versöhnung auseinandersetzen möchten, bietet dieser Film einen ehrlichen, ungeschönten Blick auf die Herausforderungen und Chancen familiärer Beziehungen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM