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Disney’s Schneewittchen-Remake: Zwischen Modernisierung und Kontroversen

today24.03.2025

Hintergrund

Ein neuer Sturm braut sich im Disney-Universum zusammen – und diesmal ist Schneewittchen mittendrin. Die Neuverfilmung des ersten abendfüllenden Zeichentrickfilms der Filmgeschichte sorgt schon vor dem offiziellen Kinostart für heftige Diskussionen. Von rassistischen Anfeindungen gegen die Hauptdarstellerin Rachel Zegler bis hin zu Vorwürfen der „Wokeness“ – selten hat ein Disney-Remake so viele Kontroversen ausgelöst wie diese moderne Interpretation des Märchenklassikers von 1937.

Eine Latina als Schneewittchen – Rassistische Reaktionen auf die Besetzung

Disney's Schneewittchen-Remake: Zwischen Modernisierung und Kontroversen

Rachel Zegler, eine 23-jährige US-Amerikanerin mit kolumbianischen Wurzeln, steht seit ihrer Besetzung als Schneewittchen im Zentrum eines Shitstorms. In sozialen Medien häufen sich rassistische Kommentare, die ihre Hautfarbe kritisieren – schließlich werde Schneewittchen im Märchen als „so weiß wie Schnee“ beschrieben. Diese Anfeindungen erinnern stark an die Reaktionen, die Halle Bailey als schwarze Arielle in einer anderen Disney-Neuverfilmung erfahren musste.

„Die Besetzung einer Latina als Schneewittchen zeigt, dass Disney Diversität ernst nimmt“, verteidigen Befürworter die Entscheidung. Doch für viele traditionsbewusste Fans geht es dabei um mehr als nur Hautfarbe – es geht um die Frage, wie weit man sich von einer Vorlage entfernen darf.

Kontroverse Aussagen der Hauptdarstellerin

Für zusätzlichen Zündstoff sorgten Zeglers eigene Aussagen zum Original. In Interviews bezeichnete sie den 1937er Film als „veraltet“ und kritisierte dessen Fokus auf die Liebesgeschichte: „Es geht um einen Typen, der sie buchstäblich stalkt. Seltsam!“ Ihre Vision von Schneewittchen sei eine Anführerin, die nicht von wahrer Liebe träume, sondern selbstbestimmt handele.

Diese Äußerungen lösten in konservativen Medien einen Sturm der Entrüstung aus. Auf Fox News wurden Rufe laut, Zegler als Disney-Prinzessin zu „canceln“. David Hand, Sohn eines der Original-Regisseure, meinte sogar: „Walt Disney und mein Vater würden sich im Grabe umdrehen.“

Die Zwerge-Kontroverse und Peter Dinklage

Eine der größten Streitpunkte entstand durch die Kritik des kleinwüchsigen Schauspielers Peter Dinklage. Er bezeichnete bereits 2022 die Idee einer Neuverfilmung als „verdammt rückständig“ und fragte öffentlich: „Was zum Teufel macht ihr da, Mann?“

Disney reagierte mit dem Versprechen, mit Vertretern der kleinwüchsigen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, um Stereotypen zu vermeiden. Das Ergebnis: Die Zwerge wurden komplett digital erstellt – eine Entscheidung, die wiederum kritisiert wurde, da sie kleinwüchsigen Schauspielern Rollen vorenthält.

„Ich war erstaunt, dass sie stolz darauf waren, eine Latina als Schneewittchen zu besetzen, aber immer noch die problematische Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen erzählen wollten“, sagte Dinklage in einem Interview.

Politische Dimensionen und der Nahost-Konflikt

Die Kontroversen um den Film reichen sogar bis in die Geopolitik. Rachel Zegler hat sich in sozialen Medien solidarisch mit Palästina gezeigt, während ihre Co-Star Gal Gadot, die die böse Königin spielt, als ehemalige israelische Soldatin ihre Heimat im Gaza-Konflikt verteidigt. Erfahren Sie mehr über den Nahost-Konflikt.

Diese gegensätzlichen Positionen haben zu Boykott-Aufrufen gegen den Film geführt und die Spannungen noch verstärkt. Die Premiere in Los Angeles verlief daher unter strengen Sicherheitsmaßnahmen, und nur ausgewählte Journalisten erhielten Zugang.

Ist Schneewittchen zu „woke“?

In konservativen Kreisen gilt der Film als Paradebeispiel für „woken Wahnsinn“. Der Schauspieler Rob Schneider, bekannt für seine anti-woke Haltung, postete nach der Premiere ironisch: „Vielen Dank an Disney, dass sie die ‚Wokeness‘ in Hollywood beendet haben!“ Dazu teilte er ein Bild eines angeblich leeren Kinosaals.

Trotz solcher Behauptungen zeigen die offiziellen Zahlen jedoch ein anderes Bild: Mit Einnahmen von 45 Millionen Dollar am Eröffnungswochenende schnitt der Film besser ab als viele vergleichbare Produktionen.

Die modernisierte Geschichte

Die Neuinterpretation verändert die bekannte Erzählung grundlegend. Schneewittchen träumt nun davon, eine gerechte Anführerin zu werden, anstatt auf den Prinzen zu warten. Statt des klassischen Prinzen gibt es einen Robin-Hood-artigen Rebellen als Love Interest, und die Zwerge haben weniger witzige Eigenschaften als im Original.

Neue Songs von Benj Pasek und Justin Paul, darunter Schneewittchens Hymne „Waiting on a Wish“, sollen die modernisierte Geschichte unterstreichen. Optisch überzeugt der Film mit aufwendigen Kostümen und Szenenbildern, während die CGI-Zwerge bei Kritikern gemischte Reaktionen hervorrufen.

Ein Spiegel gesellschaftlicher Spaltung

Die hitzigen Debatten um das Schneewittchen-Remake spiegeln letztlich die tiefe gesellschaftliche Spaltung wider. Für die einen ist der Film ein notwendiger Schritt zur Modernisierung veralteter Geschichten, für die anderen ein Verrat an kulturellem Erbe.

„Es geht nicht darum, die Vergangenheit auszulöschen, sondern darum, sie für heutige Zuschauer relevant zu machen“, verteidigen die Befürworter. Kritiker hingegen sehen darin einen Versuch, politische Agenden in Kinderfilme zu pressen.

Ob Disneys Schneewittchen-Remake den Kontroversen trotzen und das Publikum überzeugen kann, wird sich in den kommenden Wochen an den Kinokassen zeigen. Eines steht jedoch fest: Die Diskussionen darüber, wie traditionelle Märchen im 21. Jahrhundert interpretiert werden sollten, werden noch lange nicht verstummen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM