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today25.03.2025
Das endlose Scrollen durch schlechte Nachrichten – ein Phänomen, das als Doomscrolling bekannt ist, betrifft immer mehr Menschen in unserem digitalen Zeitalter. Obwohl wir wissen, dass uns negative Schlagzeilen belasten können, scheinen wir dennoch wie magisch davon angezogen zu werden. Was steckt hinter diesem selbstzerstorerischen Verhalten und warum können wir nicht einfach den Bildschirm weglegen?
Psychotherapeut Fabian Chmielewski erklärt im Interview mit dem SWR, dass unser Gehirn evolutionär darauf programmiert ist, Gefahren besondere Aufmerksamkeit zu schenken. „Negative Informationen haben für unser Überleben schon immer eine größer Bedeutung gehabt als positive. Wenn unsere Vorfahren eine Bedrohung übersahen, konnte das tödlich enden. Positive Nachrichten zu verpassen hatte dagegen selten schwerwiegende Konsequenzen.“
Dieses uralte Überlebensprogramm wird durch die modernen Medien regelrecht ausgebeutet. Algorithmen von sozialen Netzwerken und Nachrichtenportalen erkennen, dass negative Inhalte mehr Engagement erzeugen, und spielen diese bevorzugt aus. „Es ist ein perfekter Sturm aus unserer biologischen Veranlagung und technologischer Verstärkung“, so Chmielewski.
Die Folgen von exzessivem Doomscrolling können beträchtlich sein. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen intensiver Nutzung negativer Nachrichteninhalte und erhöhten Stressleveln, Angstzuständen und sogar Depressionen. Besonders problematisch: Viele Menschen nutzen das Scrollen als vermeintliche Bewältigungsstrategie, obwohl es das Problem verschlimmert.
„Es entsteht ein Teufelskreis“, erklärt Chmielewski. „Je schlechter wir uns fühlen, desto mehr suchen wir nach Informationen, die uns helfen könnten, diese negativen Gefühle zu verstehen oder zu bewältigen. Stattdessen verstärken wir damit nur unsere Ängste.“
Um aus der Doomscrolling-Falle auszubrechen, empfiehlt Experte Chmielewski mehrere Ansätze. Zunächst sei es wichtig, das eigene Verhalten bewusst wahrzunehmen: „Frage dich, ob du gerade informiert wirst oder dich nur in einem Strudel negativer Emotionen verlierst.“
Praktische Maßnahmen können helfen, das Verhalten einzudämmen. Stelle dir einen Timer, bevor du anfängst zu scrollen. Deaktiviere Push-Benachrichtigungen und richte feste Zeiten für Nachrichtenkonsum ein. „Es geht nicht darum, komplett uninformiert zu bleiben, sondern um einen bewussten und gesunden Umgang mit Informationen“, betont der Psychotherapeut.
Eine weitere effektive Strategie ist die gezielte Suche nach ausgewogenen Informationsquellen. Medien, die nicht nur über Krisen berichten, sondern auch konstruktive Lösungsansätze aufzeigen, können helfen, ein realistischeres Weltbild zu entwickeln.
Das Phänomen des Doomscrollings hat auch gesellschaftliche Auswirkungen. „In einer Zeit, in der wir ständig mit globalen Krisen konfrontiert werden – sei es der Klimawandel, geopolitische Spannungen oder wirtschaftliche Unsicherheit – kann die Flut negativer Nachrichten zu kollektiver Resignation führen“, warnt Chmielewski.
Dieter Kugelmann, Landesbeauftragter für Datenschutz in Rheinland-Pfalz, sieht in diesem Zusammenhang auch eine Verantwortung bei den Tech-Konzernen. Auf der 109. Datenschutzkonferenz des Bundes betonte er: „Wir müssen die Algorithmen, die negative Inhalte bevorzugt ausspielen, stärker regulieren und transparenter gestalten.“
Besonders betroffen sind junge Menschen, die mit sozialen Medien aufgewachsen sind. Julia-Christina Stange, Linken-Newcomerin im Bundestag, machte in ihrer ersten Parlamentssitzung deutlich: „Wir brauchen mehr digitale Bildung, die jungen Menschen hilft, Nachrichteninhalte kritisch zu reflektieren und ein gesundes Verhältnis zu Medien zu entwickeln.“
Trotz aller Herausforderungen ist der Konsum von Nachrichten und Informationen ein wichtiger Teil einer informierten Gesellschaft. „Es geht nicht darum, den Kopf in den Sand zu stecken“, betont Chmielewski. „Vielmehr solltest du lernen, bewusst zu entscheiden, wann, wie lange und welche Informationen du konsumierst.“
Ein ausgewogener Nachrichtenkonsum kann sogar zu mehr Engagement und konstruktiven Lösungsansätzen führen. Wenn du merkst, dass dich bestimmte Themen besonders belasten, kann es sinnvoll sein, statt endlosem Scrollen konkrete Handlungsmöglichkeiten zu suchen – sei es durch Engagement in lokalen Initiativen oder die Unterstützung von Organisationen, die sich mit diesen Themen beschäftigen.
Letztendlich ist Doomscrolling ein Symptom unserer digitalen Zeit, aber kein unabwendbares Schicksal. Mit Bewusstsein, gesunden Grenzen und gezielten Strategien kannst du deine digitale Nachrichtendiät so gestalten, dass sie informiert, ohne zu überfordern.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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