Wirtschaft & Politik

Ende einer Ära: Funke übernimmt Traditionstitel von Gruner + Jahr

today24.03.2025

Hintergrund

Der deutsche Zeitschriftenmarkt erlebt einen historischen Einschnitt: RTL Deutschland verkauft die traditionsreichen Gruner + Jahr Magazine „Brigitte“, „Gala“ und „Eltern“ an die Funke Mediengruppe. Rund 300 Mitarbeiter wechseln mit ihren bestehenden Verträgen zum neuen Eigentümer. Dieser Verkauf markiert das endgültige Ende von Gruner + Jahr als eigenstaendigem Verlagshaus – einst das bedeutendste Zeitschriftenhaus Europas.

Die Zerschlagung eines Medienimperiums

Ende einer Ära: Funke übernimmt Traditionstitel von Gruner + Jahr

Was vor einigen Jahren mit dem Motto „Gemeinsam staerker“ begann, endet nun mit einer vollstaendigen Neuordnung. Nachdem RTL Deutschland 2022 die Magazinsparte von Gruner + Jahr uebernommen hatte, folgte schrittweise die Zerschlagung des traditionsreichen Verlags. Anfang 2023 kuendigte Bertelsmann bereits an, 23 Magazine einzustellen und zahlreiche weitere Titel zu verkaufen – ein Schritt, der zur Streichung von rund 700 Stellen fuehrte.

Mehrere Marken wie „Business Punk“ und „11 Freunde“ wurden bereits verkauft, wobei letztere inzwischen zum SPIEGEL-Verlag gehoert. Die restlichen G+J-Marken wie „Geolino“ und „Art“ sollen in die Strukturen von RTL integriert werden und kuenftig unter der Dachmarke RTL News erscheinen. Die Lifestyle-Titel „Schoener Wohnen“, „Couch“ und „Hauser“ werden bei RTL Consumer Products angesiedelt.

Strategischer Neuausrichtung bei RTL

Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, erklaert die Beweggruende fuer den Verkauf: „Wir wollen uns noch staerker auf die Bewegtbildinhalte und den Ausbau des Streaminggeschaefts von RTL+ fokussieren. Die Transformation der Medien beschleunigt sich, und deshalb ist es sinnvoll, die Geschaefte dort zu buendeln, wo sie mit vollem Fokus und Expertise gefuehrt werden koennen.“

Besonders das digitale Bezahlangebot „Stern Plus“ steht im Fokus der RTL-Strategie. Bis Ende 2026 strebt der Medienkonzern 100.000 zahlende Abonnenten an und plant eine Investition von 30 Millionen Euro in diesen Bereich.

Funke setzt auf die Kraft starker Marken

Die Funke Mediengruppe zeigt sich ueberzeugt vom Potenzial der uebernommenen Titel. Julia Becker, Verlegerin und Vorsitzende des Aufsichtsrats, betont: „Wir handeln entsprechend unserer tiefen Ueberzeugung, dass unabhängiger Journalismus eine Zukunft hat.“ Die Verlegerin sieht in der Uebernahme auch eine Verantwortung fuer die Zukunft der freien Presse.

Jesper Doub, Geschaeftsfuehrer fuer Funke Medien National Brands, ergaenzt: „Wir glauben an starke Marken – und BRIGITTE, GALA und ELTERN sind herausragende Marken mit enormer publizistischer Strahlkraft in Print und Digital. Es ist uns eine Freude und Ehre, diese Marken weiterfuehren zu duerfen.“

Kontinuitaet fuer Leser und Werbepartner

Fuer die Leserschaft und Werbepartner soll trotz des Eigentuemerwechsels Kontinuitaet gewaehrleistet werden. Die Ad Alliance bleibt Vermarktungspartner fuer die drei Titel, und der Abo-Vertrieb erfolgt weiterhin ueber den Deutschen Pressevertrieb (dpv). Alle drei Marken haben ihren Sitz in Hamburg und werden mit anderen Funke-Marken an einem gemeinsamen Standort zusammengezogen.

Die drei uebernommenen Magazine bringen jeweils eine starke Marktposition mit: „Brigitte“ gilt als fuehrende crossmediale Frauenmarke in Deutschland mit ueber 70-jaehriger Geschichte. Das People- und Lifestyle-Magazin „Gala“ punktet besonders durch sein digitales Angebot, waehrend „Eltern“ als etablierte Marke fuer junge Familien ein hohes Wachstumspotenzial verspricht.

Unsichere Zeiten fuer die Mitarbeiter

Die Ankuendigung des Verkaufs kam fuer viele Mitarbeiter ueberraschend. Ein kurzfristig anberaumtes All-Hands-Meeting loeste zunaechst Panik und Ernuetterung aus. Auch wenn die rund 300 betroffenen Mitarbeiter mit ihren bestehenden Vertraegen uebernommen werden sollen, bleibt die Stimmung angespannt.

Stephan Schmitter hatte bereits im Januar offen ueber die Herausforderungen gesprochen: „Bei der hohen Geschwindigkeit der Veraenderungen und der wirtschaftlichen Schwaeche in Deutschland ist es unmoeglich zu sagen, irgendetwas ist abgeschlossen.“ Die permanente Transformation sei fuer die Mitarbeitenden anstrengend, und die Schaffung von Stabilitaet sei schwieriger geworden.

Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Kartellbehoerden. Erst nach deren Zustimmung kann die Uebernahme vollzogen werden. Damit geht eine Aera in der deutschen Verlagslandschaft zu Ende – 60 Jahre nach der Gründung von Gruner + Jahr verschwindet einer der praegendsten Namen der Branche.

Geschrieben von: RadioMonster.FM