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today25.03.2025
Nach 30 Jahren im Untergrund muss sich die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette seit heute vor Gericht verantworten. Die 66-Jährige, die erst im Februar 2024 in Berlin-Kreuzberg festgenommen wurde, ist wegen einer Reihe schwerwiegender Straftaten angeklagt. Der Prozess im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle wirft ein Schlaglicht auf ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und zeigt, wie die Vergangenheit auch Jahrzehnte später nicht ruht.
Die Geschichte von Daniela Klette ist so vielschichtig wie widersprüchlich. Für die Staatsanwaltschaft ist sie eine skrupellose Terroristin und Räuberin, für ihre ehemaligen Nachbarn in Berlin-Kreuzberg war sie einfach „Claudia“, eine freundliche Frau mit Hund, die sich in der brasilianischen Community engagierte und Capoeira tanzte.
Geboren am 5. November 1958 in Karlsruhe, engagierte sich Klette früh politisch. Ende der 70er Jahre schloss sie sich der Roten Hilfe Wiesbaden an, wo sie mutmaßlich Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld kennenlernte – zentrale Figuren der dritten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF).
Überraschend für viele Beobachter: Im aktuellen Prozess geht es nicht primär um Klettes mutmaßliche Beteiligung an RAF-Anschlägen, sondern um eine Serie von 13 Raubüberfällen zwischen 1999 und 2016. Die Anklage, die mehr als 600 Seiten umfasst, wirft ihr vor, gemeinsam mit den weiterhin flüchtigen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg Supermärkte und Geldtransporter überfallen zu haben. Dabei sollen die drei über 2,7 Millionen Euro erbeutet haben.
Der schwerwiegendste Vorwurf betrifft einen Vorfall aus dem Jahr 2015 auf einem Supermarktparkplatz in Stuhr. Dort soll Klette mit einer Maschinenpistole und einer Attrappe einer Panzerfaust bewaffnet gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr in diesem Zusammenhang versuchten Mord vor, da auf einen Geldtransporter geschossen wurde – allerdings ohne Verletzte.
Besonders faszinierend ist Klettes Leben im Untergrund. Nach dem offiziellen Ende der RAF 1998 lebte sie unter verschiedenen falschen Identitäten, zuletzt als Claudia Ivone in einem Mietshaus in der Sebastianstraße in Berlin-Kreuzberg. Dort führte sie ein scheinbar normales Leben, war in der lokalen Community aktiv und fiel nicht weiter auf.
„Sie war eine nette Frau mit Hund“, beschrieben sie ihre Nachbarn nach ihrer Festnahme. Niemand hatte geahnt, dass hinter der zurückhaltenden Dame eine der meistgesuchten Terroristinnen Deutschlands steckte.
Ein Hinweis aus der Bevölkerung führte schließlich zu ihrer Festnahme am 26. Februar 2024. In ihrer Wohnung fanden Ermittler neben gefälschten Pässen auch Waffen, darunter eine Kalaschnikow, sowie eine Panzerfaustgranate, Gold und Bargeld – stumme Zeugen ihres Doppellebens.
Die Verteidigung Klettes kritisiert die Bundesanwaltschaft scharf für die späte Übergabe wesentlicher Ermittlungsunterlagen. Anwalt Lukas Theune beklagte, dass etwa 12 Terabyte digitaler Dokumente zu sichten seien, was eine angemessene Prozessvorbereitung erschwere.
Interessant ist auch die rechtliche Bewertung durch das Oberlandesgericht Celle, das keinen dringenden Tatverdacht für versuchten Mord sieht. Das Gericht betrachtet den Raubvorgang und die Schüsse als separate Handlungen und will erörtern, ob Klette möglicherweise freiwillig von ihrem Plan zurücktritt.
Neben dem aktuellen Verfahren könnten Klette in Zukunft weitere Prozesse wegen ihrer mutmaßlichen RAF-Aktivitäten drohen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe führt ein separates Verfahren zu früheren Anschlägen, darunter ein Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn (1991) und ein Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt (1993), bei dem ihre DNA gefunden wurde.
Der Prozess gegen Daniela Klette ist mehr als nur ein Strafverfahren gegen eine 66-jährige Frau. Er ist ein spätes Nachspiel eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Nachkriegsüberlieferung. Die dritte Generation der RAF, zu der Klette gezählt wird, steht in Verbindung mit bedeutenden Verbrechen wie den Morden an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991).
Während viele Fragen zur RAF bis heute unbeantwortet bleiben, könnte der Prozess gegen Klette zumindest teilweise zur Aufklärung beitragen. Für die Opfer der Raubüberfälle und ihre Angehörigen bietet er die Chance auf späte Gerechtigkeit.
Der Prozess am Landgericht Verden, der aus Sicherheitsgründen im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle stattfindet, ist zunächst bis Ende Mai 2025 angesetzt. Ob Klette sich zu den Vorwürfen äußern wird, bleibt abzuwarten.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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