Franziska Preuß krönt sich zur Biathlon-Königin: Dramatischer Gesamtweltcupsieg in Oslo

Nach einem atemberaubenden Showdown am Holmenkollen hat sich Franziska Preuß gestern den Gesamtweltcup im Biathlon gesichert. Die 31-jährige Deutsche triumphierte im letzten Rennen der Saison dramatisch über ihre französische Konkurrentin Lou Jeanmonnot, die kurz vor dem Ziel zu Sturz kam. Für Preuß ist es der erste Gesamtweltcupsieg ihrer Karriere – und der erste Triumph einer deutschen Biathletin seit Laura Dahlmeier.

Dramatisches Finale mit unerwarteter Wendung

Das Herzschlagfinale hätte kaum spannender sein können. Nach dem Verfolgungsrennen am Samstag hatte Preuß das gelbe Trikot der Gesamtführenden an Jeanmonnot verloren und ging mit fünf Punkten Rückstand in den entscheidenden Massenstart.

Beide Athletinnen lieferten sich ein packendes Duell und waren nach dem letzten Schießen gleichauf.

Auf der Schlussrunde kam es dann zum dramatischen Höhepunkt: Die führende Jeanmonnot stürzte kurz vor dem Ziel, während Preuß die Situation nutzte und an ihr vorbeizog. Die Französin musste sich letztlich mit dem dritten Platz hinter der Schwedin Elvira Öberg begnügen. Ein kurzzeitiger Protest der französischen Mannschaft wurde schnell zurückgezogen, nachdem klar wurde, dass Preuß keine Schuld am Sturz ihrer Konkurrentin trug.

Ein Triumph nach Jahren voller Rückschläge: Für Franziska Preuß bedeutet dieser Erfolg den Höhepunkt einer von Höhen und Tiefen geprägten Karriere. „Das ist wirklich eine der größten Leistungen, die man erreichen kann“, hatte Preuß bereits im Vorfeld des Finals betont. Mit 13 Podestplätzen in 21 Rennen zeigte sie in dieser Saison eine beeindruckende Konstanz, die nun mit dem Gesamtsieg belohnt wurde.

Bemerkenswert ist Preuß‘ Comeback nach gesundheitlichen Problemen, die ihre Karriere jahrelang beeinträchtigten. Erst eine Nasennebenhöhlenoperation im vergangenen Jahr führte zu einer deutlichen Verbesserung ihres Gesundheitszustands und ebnete den Weg für diesen Triumph.

Der Tag der Entscheidung: Von der Enttäuschung zum Triumph. Noch am Vortag hatte Preuß eine bittere Enttäuschung hinnehmen müssen. Nach drei Strafrunden in der Verfolgung verlor sie das gelbe Trikot an Jeanmonnot. „Ich habe alles gegeben, gekämpft um jede Position. Aber ich habe keine Chance gehabt. Das tut schon weh“, sagte sie damals enttäuscht im ARD-Interview.

Umso beeindruckender war ihre mentale Stärke, mit der sie im entscheidenden Massenstart zurückschlug. Nach einem fast fehlerfreien Schießen und einer taktisch klugen Renngestaltung konnte sie letztlich mit 20 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung triumphieren.

Trotz der intensiven Rivalität herrscht zwischen Preuß und Jeanmonnot große gegenseitige Wertschätzung. „Ich liebe es, gegen sie zu kämpfen“, hatte die Französin noch nach ihrem Sieg in der Verfolgung gesagt. Diese sportliche Fairness zeigte sich auch nach dem dramatischen Finale, als beide Athletinnen sich trotz der Umstände respektvoll gratulierten.

Mit ihrem Gesamtweltcupsieg reiht sich Franziska Preuß in eine illustre Liste deutscher Biathletinnen ein. Vor ihr gelang dieses Kunststück nur Martina Glagow, Kati Wilhelm, Andrea Henkel, Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier. Für den deutschen Biathlon ist Preuß‘ Erfolg ein wichtiger Meilenstein, nachdem in den vergangenen Jahren vor allem die skandinavischen und französischen Athletinnen dominiert hatten.

Nach diesem Triumph richtet Preuß ihren Blick bereits auf die kommenden Olympischen Winterspiele in Antholz. Dort will sie ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben, bevor sie möglicherweise ihre Karriere beendet, um eine Familie mit ihrem Lebensgefährten Simon Schempp zu gründen.

„Dieser Sieg bedeutet mir alles. Nach all den Rückschlägen in meiner Karriere zeigt er, dass sich Durchhaltevermögen und harte Arbeit am Ende auszahlen“, sagte Preuß nach ihrem historischen Triumph am Holmenkollen. Der gestrige Erfolg unterstreicht eindrucksvoll ihre Qualitäten als komplette Biathletin – mit Nervenstärke, herausragenden Schießleistungen und beeindruckender Laufform.

Nicht zuletzt spielten Taktische Entscheidungen eine entscheidende Rolle.