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Gérard Depardieu vor Gericht: Was du über den Missbrauchsprozess wissen solltest

today24.03.2025

Hintergrund

Der französische Schauspielstar Gérard Depardieu (76) steht seit heute vor dem Pariser Strafgericht, wo er sich gegen Vorwürfe sexueller Übergriffe verteidigen muss. Zwei Frauen – eine 55-jährige Bühnenbildnerin und eine 35-jährige Regieassistentin – werfen dem ehemaligen Filmidol vor, sie während der Dreharbeiten zum Film „Les volets verts“ im Jahr 2021 belästigt zu haben. Die Anschuldigungen umfassen unsittliches Berühren, brutales Festhalten und sexistische Bemerkungen, die Depardieu in einem offenen Brief vehement zurückwies: „Niemals, niemals habe ich eine Frau missbraucht. Ich bin weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier.“

Der lange Weg zum Prozess

Gérard Depardieu vor Gericht: Was du über den Missbrauchsprozess wissen solltest

Eigentlich hätte der Prozess bereits im Oktober 2023 beginnen sollen, wurde jedoch verschoben, da Depardieu angeblich aus gesundheitlichen Gründen nicht erscheinen konnte. Für die aktuelle Verhandlung wird der Schauspieler jedoch erwartet, wie sein Anwalt Jérémie Assous bestätigte: „Depardieu möchte angehört werden.“ Der Verteidiger betont, dass es seinem Mandanten wichtig sei, seine Wahrheit zu sagen.

Aus Rücksicht auf seinen angeschlagenen Gesundheitszustand wurde der Prozess besonders organisiert. Depardieu leidet seit über 25 Jahren an Diabetes, hat mehrere Bypass-Operationen hinter sich und soll laut Berichten sogar eine Lebertransplantation erhalten haben. Eine anonyme Vertraute des Schauspielers äußerte in „La Tribune du Dimanche“, dass er extrem geschwächt sei und jederzeit zusammenbrechen könne. Die Anhörungen werden daher auf maximal sechs Stunden begrenzt, mit 15-minütigen Pausen nach jeweils drei Stunden.

Die Vorwürfe im Detail

Die Klägerinnen berichten von schwerwiegenden Übergriffen während der Dreharbeiten. Eine der Frauen schildert, wie Depardieu sie in einer Pariser Wohnung „brutal festgehalten“ und obszöne Bemerkungen gemacht habe. Als sie sich wehrte, seien seine Sicherheitsleute eingeschritten. Die zweite Klägerin, eine Regieassistentin, beschreibt ähnliche Erfahrungen.

Die aktuellen Anschuldigungen sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Insgesamt erheben mehr als 20 Frauen Vorwürfe gegen Depardieu, in sechs Fällen wurden Klagen eingereicht, darunter zwei wegen Vergewaltigung. Einige frühere Klagen konnten aufgrund von Verjährung nicht weiterverfolgt werden.

Der Fall hat in Frankreich für große Empörung gesorgt. Am ersten Verhandlungstag demonstrierten etwa 100 Menschen, überwiegend Frauen, vor dem Gericht mit Transparenten wie „Opfer, wir glauben Euch – Vergewaltiger, wir sehen Euch“. Auch Charlotte Arnould, die erste Klägerin, die Depardieu der Vergewaltigung beschuldigte, als sie 19 Jahre alt war, ist im Gerichtssaal anwesend.

Trotz der schweren Vorwürfe kann Depardieu auf Unterstützung zählen. Seine Lebensgefährtin Magda Vavrusova wird voraussichtlich im Gerichtssaal anwesend sein und hat sich öffentlich für ihn eingesetzt. Zudem haben sich etwa 60 französische Kunstschaffende, darunter Regisseur Bertrand Blier, Schauspieler Pierre Richard und Sängerin Carla Bruni, für Depardieu stark gemacht. Sie bezeichneten ihn als „den wahrscheinlich größten aller Schauspieler“ und kritisierten die Vorwürfe als eine Form der „Lynchjustiz“.

Die Schauspielerin Anouk Grinberg hingegen unterstützt die Klägerinnen und beschrieb Depardieus Verhalten am Filmset als „vulgär und störend“. Sie äußerte sich deutlich: „Wenn Filmproduzenten Depardieu engagieren, wissen sie, dass sie einen Täter engagieren. Keinen potenziellen Täter, sondern einen Täter.“

Mögliche Konsequenzen

Sollte Depardieu schuldig gesprochen werden, drohen ihm schwerwiegende Konsequenzen. Laut Pariser Staatsanwaltschaft könnte er mit bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug und einer Geldstrafe von 75.000 Euro rechnen. Seine ehemals glanzvolle Karriere mit über 200 Filmen, darunter Meisterwerke wie „Cyrano von Bergerac“ und „Asterix und Obelix“, hat bereits erheblichen Schaden genommen.

Neben den Missbrauchsvorwürfen haben auch seine Steuerflucht nach Belgien, die Annahme der russischen Staatsbürgerschaft und seine enge Beziehung zu Wladimir Putin zu seinem Ansehensverfall beigetragen. Eine frühere französische Kulturministerin beantragte sogar seinen Ausschluss aus der Ehrenlegion, und sein Wachsfiguren-Doppelgänger wurde aus dem Pariser Wachsfigurenkabinett entfernt.

Während Präsident Emmanuel Macron zunächst noch eine „Hetzjagd“ auf den Schauspieler kritisierte, hat er sich seitdem nicht mehr zu Depardieu geäußert. Als wäre das alles nicht genug, ermittelt die französische Justiz zusätzlich gegen den Schauspieler wegen schweren Steuerbetrugs und Geldwäsche.

Der Fall Depardieu zeigt exemplarisch den dramatischen Fall eines einstigen Idols, dessen problematisches Verhalten jahrzehntelang von der Filmindustrie toleriert wurde. Der Prozess, der heute begonnen hat, könnte ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung sein – sowohl für die mutmaßlichen Opfer als auch für die französische Filmbranche insgesamt.

Geschrieben von: RadioMonster.FM