Musik

Grimes spricht offen über ihre ADHS- und Autismus-Diagnose: Warnungen vor Selbstdiagnosen

today24.03.2025

Hintergrund

Die kanadische Musikerin Grimes hat kürzlich ihre Diagnosen von ADHS und Autismus öffentlich gemacht und gleichzeitig vor einer wachsenden Kultur der Selbstdiagnose in sozialen Medien gewarnt. In einem ausführlichen Post auf der Plattform X (ehemals Twitter) teilte die 37-jährige Ex-Partnerin von Elon Musk ihre persönlichen Erfahrungen mit und löste damit eine breite Diskussion über psychische Gesundheit im digitalen Zeitalter aus.

Von der Diagnose zur öffentlichen Diskussion

Grimes spricht offen über ihre ADHS- und Autismus-Diagnose: Warnungen vor Selbstdiagnosen

In ihrem Post erklärte Grimes: „Got diagnosed w ADHS / autism this year and realized I’m prob dyslexic which is why I can’t spell at all without spellcheck“. Sie reflektierte darüber, wie eine frühere Diagnose ihr Leben verändert hätte: „Ich denke, hätten wir das gewusst, als ich ein Kind war, hätte ich viel weniger hart gearbeitet, wäre auf Medikamenten gewesen, und viele der seltsamen Obsessionen und Motivationen, die ich hatte, wären als pathologisch angesehen worden.“

Besonders kritisch äußerte sich die Sängerin über die Art und Weise, wie psychische Gesundheitsthemen in sozialen Medien behandelt werden. Sie bezeichnete bestimmte Online-Diskurse als „extreme Infohazards“ und warnte vor einer Subkultur, die ihrer Meinung nach „explizit anti-zivilisatorisch und darauf ausgerichtet ist, Menschen zu verschlimmern“ sei.

Kritik an der Selbstdiagnose-Kultur

Grimes betonte in ihrem Beitrag, dass ihre ADHS-Symptome „unendlich schlimmer waren, als ich nicht viel las“ und äußerte Bedenken über die zunehmende Tendenz zur Selbstdiagnose. Sie erklärte: „Ich denke, die Natur dieser uninformierten sozialen MedienMental Health-Subkultur ist ein großes Problem. Einige sind natürlich großartig, aber viele scheinen explizit anti-zivilisatorisch und darauf ausgerichtet zu sein, Menschen zu verschlechtern.“

Laut der Sängerin könnten „Bildschirmabhängigkeit und dopaminergetische Erschöpfung“ die Symptome von ADHS verstärken. Sie ging sogar so weit zu behaupten, dass „psychische Krankheiten ansteckend sein könnten“ – eine Aussage, die in den Kommentaren kontrovers diskutiert wurde.

Fachliche Einordnung und Verbreitung von ADHS

Gemäß der Mayo Clinic ist ADHS durch Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität und impulsives Verhalten gekennzeichnet. Die American Psychiatric Association schätzt, dass etwa 8,4% der Kinder und 2,5% der Erwachsenen betroffen sind, während laut dem CDC etwa 1 von 36 Kindern mit Autismus diagnostiziert wird.

Diese Zahlen stehen im starren Kontrast zu den Selbsteinschätzungen vieler junger Menschen in sozialen Medien. Eine aktuelle Studie mit 800 Studenten zeigte, dass die ADHS-Prävalenz in der Bevölkerung mit 33% stark überschätzt wurde, besonders bei Personen mit selbstdiagnostiziertem ADHS.

Fehlinformationen in sozialen Medien

Grimes‘ Kritik an der Social-Media-Kultur wird durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. Eine Studie der University of British Columbia zeigt, dass etwa die Hälfte der 100 meistgesehenen ADHS-Videos auf TikTok fehlerhafte Informationen enthält. Die analysierten Videos hatten im Durchschnitt eine Länge von nur 40 Sekunden, aber fast eine halbe Milliarde Aufrufe.

Psychologen stuften 52% dieser Videos als irreführend und nur 21% als nützlich ein. Viele Videoersteller bewarben zudem Produkte wie Arbeitsbücher und Fidget Spinner oder erbaten Spenden, was Fragen über ihre Motivation aufwirft.

Reaktionen auf Grimes‘ Äußerungen

Ihr Beitrag rief eine Vielzahl von Reaktionen hervor. Viele Nutzer widersprachen ihrer Vereinfachung der Störung und wiesen darauf hin, dass die Realität von ADHS komplexer sei. Grimes stellte daraufhin klar, dass sie die Realität von ADHS nicht abtue, sondern die Art und Weise kritisiere, wie soziale Medien Verhaltensweisen pathologisieren.

Sie betonte, dass neurotypische Personen sich aufgrund verkürzter Aufmerksamkeitsspannen, verursacht durch übermäßige Online-Nutzung, selbst diagnostizieren könnten. Diese Klarstellung zeigt, dass Grimes trotz ihrer provokanten Aussagen ein differenziertes Verständnis des Themas hat.

Persönliche Herausforderungen und öffentliches Leben

Neben ihrer Diskussion über psychische Gesundheit äußerte Grimes auch Bedenken über ihren Ex-Partner Elon Musk, der ihren 4-jährigen Sohn X zu einer Pressekonferenz im Weißen Haus mitbrachte. Sie sagte: „Ich würde wirklich gerne, dass die Leute aufhören, Bilder meines Kindes überall zu posten.“

Obwohl Grimes seit ihrem letzten Album „Miss Anthropocene“ (2020) kein vollständiges Album veröffentlicht hat, hat sie mehrere Singles herausgebracht, darunter „Idgaf“. Ihre offene Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit zeigt, dass die Künstlerin bereit ist, persönliche Erfahrungen zu teilen, um wichtige gesellschaftliche Diskussionen anzustoßen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM