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Hamsterkäufe bei Stromspeichern: Sorgen Blackouts für einen neuen Ansturm?

today28.04.2025 5

Hintergrund
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Der massive Stromausfall in Spanien vor wenigen Tagen hat viele Menschen in Deutschland aufgeschreckt. Millionen Spanier saßen plötzlich im Dunkeln – ein Szenario, das auch hierzulande Sorgen auslöst. Erste Anzeichen deuten nun auf einen beginnenden Run auf mobile Stromspeicher hin. Powerstations, die kleineren Kraftwerke für den Heimgebrauch, verzeichnen steigende Verkaufszahlen. Steht uns eine neue Welle von Hamsterkäufen bevor, ähnlich wie wir sie bei Toilettenpapier, Mehl und Sonnenblumenöl erlebt haben?

Warum der Ansturm auf Stromspeicher jetzt beginnt

Hamsterkäufe bei Stromspeichern: Sorgen Blackouts für einen neuen Ansturm?

Der großflächige Stromausfall in Spanien hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie abhängig wir vom Stromnetz sind. Fast alle lebenswichtigen Systeme – von der Wasserversorgung über Kommunikation bis hin zur Heizung – funktionieren nur mit Elektrizität. Während das deutsche Stromnetz als eines der stabilsten weltweit gilt, warnen Experten vor übertriebener Sicherheit.

Albrecht Broemme, Katastrophenschutz-Experte und ehemaliger Leiter der Berliner Feuerwehr, mahnt: „Man sollte nie sagen, sowas wie in Spanien passiert bei uns nicht. Nach drei Stunden ohne Strom bricht das Handynetz zusammen – nach sechs Stunden wird es kritisch.“

Diese Einschätzung scheint bei vielen Deutschen anzukommen. In Online-Shops und Elektrofachmärkten steigt die Nachfrage nach mobilen Stromspeichern spürbar an. Besonders gefragt sind dabei Powerstations mit mittlerer Kapazität, die im Notfall zumindest wichtige Geräte wie Smartphones, Radios und kleine Kühlgeräte versorgen können.

Was kann eine Powerstation im Ernstfall leisten?

Powerstations sind im Grunde große Akkus mit integrierten Wechselrichtern, die verschiedene Anschlüsse bieten – von USB-Ports bis hin zu normalen 230V-Steckdosen. Ihre Kapazität wird in Wattstunden (Wh) gemessen und reicht typischerweise von 200 bis 2000 Wh. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht etwa 10-30 kWh pro Tag.

Modelle wie die aktuell besonders nachgefragte EcoFlow Delta 3 Plus mit 887 Wh Kapazität können im Notfall wichtige Grundfunktionen aufrechterhalten: ein Smartphone etwa 100 Mal aufladen, einen Laptop für rund 16 Stunden betreiben oder einen kleinen Kühlschrank für etwa 10-12 Stunden am Laufen halten.

Für kleinere Budgets gibt es Alternativen wie die Bluetti EB3A mit 227 Wh, die zumindest die Kommunikationsfähigkeit über mehrere Tage sicherstellen kann. Mit einem Preis von rund 210 Euro stellt sie einen attraktiven Einstieg in die persönliche Stromvorsorge dar.

Zwischen vernünftiger Vorsorge und Panik

Die Bundesnetzagentur und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz betonen, dass das deutsche Stromnetz über umfangreiche Sicherungsmechanismen verfügt. Dennoch empfehlen sie eine gewisse Notfallvorsorge – nicht nur bei Strom, sondern auch bei Wasser, Lebensmitteln und Bargeld.

Arne Schönbohm, ehemaliger Leiter des Bundesamtes für Informationssicherheit, sieht in den aktuellen Entwicklungen eine Chance für mehr Resilienz: „Wir brauchen dringend eine stärkere Segmentierung durch Inselnetze – so können wir Risiken begrenzen.“ Die zunehmende private Vorsorge durch Stromspeicher könnte diesen Trend unterstützen.

Fachleute aus dem Elektrohandel berichten von einem veränderten Kaufverhalten. „Früher wurden Powerstations hauptsächlich für Camping oder Gartenarbeit gekauft“, erklärt ein Verkäufer eines großen Elektronikfachmarkts. „Heute fragen die Kunden gezielt nach der Überbrückungszeit bei einem Blackout.“

Sind die Hamsterkäufe gerechtfertigt?

Anders als bei den teilweise irrationalen Hamsterkäufen während der Corona-Pandemie erscheint die Anschaffung eines Stromspeichers durchaus sinnvoll – wenn sie mit Augenmaß erfolgt. Eine kleine bis mittlere Powerstation kann im Notfall tatsächlich wichtige Dienste leisten und kostet weniger als viele andere Versicherungen gegen Unvorhergesehenes.

Experten raten allerdings davon ab, in Panik zu verfallen oder überteuerte Geräte zu kaufen. Der Markt bietet mittlerweile eine breite Palette an gut getesteten Modellen zu fairen Preisen. Wichtig sei vor allem, die eigenen Bedürfnisse realistisch einzuschätzen und die Kapazität entsprechend zu wählen.

Die EU-Kommission beobachtet die Situation nach dem spanischen Blackout genau und koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten. Diese internationale Kooperation ist entscheidend, da moderne Stromnetze länderübergreifend verbunden sind.

Tipps für sinnvolle Stromvorsorge

Wenn du über die Anschaffung einer Powerstation nachdenkst, solltest du einige Punkte beachten:

1. Identifiziere deine kritischen Geräte: Was muss im Notfall unbedingt funktionieren? Meist sind das Kommunikationsgeräte, Licht und eventuell medizinische Geräte.

2. Berechne den Energiebedarf: Addiere die Wattleistung der wichtigsten Geräte und multipliziere sie mit der gewünschten Betriebsdauer.

3. Achte auf Qualität: Günstige No-Name-Produkte können im Ernstfall enttäuschen. Etablierte Marken wie EcoFlow, Bluetti oder Anker bieten zuverlässige Technik.

4. Denke an Lademöglichkeiten: Eine Powerstation mit Solarladefunktion bietet zusätzliche Sicherheit bei längeren Stromausfällen.

5. Erwäge Erweiterbarkeit: Einige Modelle lassen sich modular mit zusätzlichen Akkus erweitern.

Die aktuelle Tendenz zu Hamsterkäufen bei Stromspeichern mag auf den ersten Blick übertrieben wirken. Angesichts der grundlegenden Bedeutung von Elektrizität für nahezu alle Lebensbereiche kann eine durchdachte Vorbereitung jedoch sinnvoll sein – ganz nach dem Motto: Besser haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben.

Powerstations

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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