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Jährliche TÜV-Pflicht für ältere Autos geplant: Was die EU-Kommission vorhat

today25.04.2025 3

Hintergrund
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Die EU-Kommission will Besitzer älterer Fahrzeuge künftig häufiger zur Kasse bitten. Nach einem neuen Vorschlag sollen Autos, die älter als zehn Jahre sind, jährlich zur Hauptuntersuchung müssen. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Schadstoffemissionen zu reduzieren. Doch während Prüforganisationen die Initiative begrüßen, formiert sich bereits deutlicher Widerstand von Autofahrerverbänden und Verkehrsexperten.

Warum die EU auf häufigere Kontrollen drängt

Jährliche TÜV-Pflicht für ältere Autos geplant: Was die EU-Kommission vorhat

Die Brüsseler Behörde argumentiert mit klaren Zahlen: Ältere Fahrzeuge sind ihrer Ansicht nach pannenanfälliger und häufiger in Unfälle verwickelt. Laut EU-Kommission könnte die Einführung jährlicher Prüfungen von Pkw und Kleintransportern zu einem Rückgang der Verkehrstoten und -verletzten um ein Prozent führen. Das entspräche etwa 74 geretteten Menschenleben pro Jahr. Langfristig strebt die Kommission an, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um die Hälfte und bis 2050 auf nahezu null zu reduzieren.

EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas bezeichnet die Initiative als „großen Schritt nach vorne, um unsere Straßen sicherer und unsere Luft sauberer zu machen“. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Identifizierung von Fahrzeugen mit hohem Schadstoffausstoß sowie manipulierter Technik – offenbar auch eine Reaktion auf den Dieselskandal von 2015.

Betroffene Fahrzeuge in Deutschland

In Deutschland würde die neue Regelung zahlreiche Autofahrer treffen. Das durchschnittliche Alter der Pkw liegt hierzulande bei 10,6 Jahren, was bedeutet, dass etwa 46 Prozent aller Fahrzeuge betroffen wären. Derzeit müssen Autos in Deutschland unabhängig vom Alter alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung. Die erste Prüfung für Neuwagen steht erst nach 36 Monaten an.

Der TÜV liefert Daten, die die Position der EU-Kommission stützen: Fast 25 Prozent der Pkw im Alter von zehn bis elf Jahren weisen demnach erhebliche Mängel auf. Die Prüforganisation fordert daher schon länger eine jährliche Untersuchung für ältere Fahrzeuge – was freilich auch ein lukratives Geschäft für die Prüfvereine bedeuten würde.

Kritik von Experten und Verbänden

Allerdings gibt es erhebliche Zweifel an der Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit der Maßnahme. Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, stellt die grundlegende Annahme in Frage: „Ob ältere Autos mehr Unfälle verursachen, lässt sich kaum nachweisen.“ Sie fordert Belege dafür, dass typische Mängel bei älteren Autos tatsächlich Unfälle begünstigen.

Auch der Automobilclub von Deutschland (AvD) kritisiert die geplante Regelung deutlich: „Die Unfallzahlen aufgrund technischer Mängel sind seit Jahren konstant niedrig“, so ein Sprecher. Eine Verkürzung des Prüfintervalls sei daher unnötig und stelle eine zusätzliche Belastung insbesondere für einkommensschwächere Autofahrer dar.

Soziale und wirtschaftliche Folgen

Die Kritiker sehen in der geplanten Regelung vor allem eine finanzielle Belastung für Menschen mit älteren Fahrzeugen. CDU-Verkehrspolitiker Jens Gieseke bringt es auf den Punkt: „Ein jährlicher TÜV bedeutet höhere Kosten – das trifft vor allem Menschen mit älteren Fahrzeugen.“ Gerade in Zeiten steigender Neuwagenpreise – das Durchschnittsalter der Fahrzeuge hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen – könnte dies problematisch sein.

Robin Hornig, stellvertretender Chefredakteur von AUTO BILD, formuliert seine Kritik noch schärfer: „Nicht unsere Autos gehörten jährlich auf den Prüfstand. Sondern Sie, liebe EU-Verantwortliche.“ Er sieht in dem Vorstoß eine pauschale Bestrafung aller Halter alter Fahrzeuge – unabhängig vom tatsächlichen Zustand oder Wartungsverhalten.

Aktueller Stand und Ausblick

Die neuen Regeln zur Verkehrssicherheit müssen noch vom EU-Parlament und den Mitgliedstaaten genehmigt werden. In vielen europäischen Ländern ist eine jährliche Kontrolle älterer Fahrzeuge bereits Pflicht – Deutschland gehört zu den Ausnahmen mit seinem einheitlichen Zwei-Jahres-Rhythmus.

Die Kommission plant zudem, auch die Fahrzeuguntersuchungen für Elektroautos in den rechtlichen Rahmen zu integrieren und die Vernetzung zwischen den Kontrollstellen der Mitgliedstaaten zu verbessern. Teil der Initiative ist auch die Implementierung einer einheitlichen, digitalen Fahrzeugerfassung in der EU.

Ob die zukünftige Bundesregierung, die voraussichtlich von der CDU geführt wird, sich gegen diese Regelung positionieren wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Debatte um die richtige Balance zwischen Verkehrssicherheit, Umweltschutz und finanzieller Belastung der Autofahrer wird in den kommenden Monaten an Fahrt aufnehmen.

EU-Kommission

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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