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Johann Wadephul: Der CDU-Außenpolitiker im Porträt – Wird er der nächste Außenminister?

today09.04.2025

Hintergrund

Der CDU-Politiker Johann Wadephul steht möglicherweise kurz vor dem größten Karrieresprung seines politischen Lebens. Seit gestern kursieren Meldungen, dass der 62-jährige Schleswig-Holsteiner als neuer Außenminister in der sich formierenden Koalition aus CDU/CSU und SPD gehandelt wird. Als stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion und ausgewiesener Außenpolitik-Experte bringt Wadephul umfassende Erfahrungen mit, die ihn für dieses Amt qualifizieren könnten. Doch wer ist der Mann, der nach 60 Jahren wieder das Ausäußerliche Amt für die CDU übernehmen könnte?

Vom Rechtsanwalt zum Außenpolitiker: Wadephuls Werdegang

Johann Wadephul: Der CDU-Außenpolitiker im Porträt - Wird er der nächste Außenminister?
Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 de, via Wikimedia Commons

Johann David Wadephul wurde am 10. Februar 1963 in Husum geboren und wuchs in Schleswig-Holstein auf. Nach seinem Abitur an der Meldorfer Gelehrtenschule im Jahr 1981 entschied er sich zunächst für eine militärische Laufbahn und diente von 1982 bis 1986 als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Heute hält er den Rang eines Majors der Reserve.

Seine akademische Ausbildung absolvierte Wadephul an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er Rechtswissenschaften studierte. 1991 legte er sein erstes Staatsexamen ab, das zweite folgte 1995. Anschließend arbeitete er zunächst als angestellter Anwalt in Lübeck, bevor er 1996 zum Dr. jur. promovierte. Seit 2001 ist er als selbstständiger Rechtsanwalt tätig und hat sich auf Medizin- und Sozialrecht spezialisiert.

Politische Karriere in Schleswig-Holstein und Berlin

Parallel zu seiner juristischen Laufbahn entwickelte sich Wadephuls politische Karriere. Bereits 1982 trat er in die Junge Union ein und übernahm schnell Verantwortung in der CDU Schleswig-Holstein. Von 1992 bis 1996 führte er die Junge Union im nördlichsten Bundesland, 1993 wurde er in den Landesvorstand der CDU Schleswig-Holstein berufen.

Seine Parteikarriere nahm weiter Fahrt auf: Von 1997 bis 2000 fungierte er als Generalsekretär der CDU Schleswig-Holstein, von 2000 bis 2002 sogar als Landesvorsitzender. Im Jahr 2000 zog Wadephul in den Landtag von Schleswig-Holstein ein und übernahm 2005 den Vorsitz der CDU-Landtagsfraktion.

Der Wechsel nach Berlin erfolgte 2009, als Wadephul für den Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde in den Deutschen Bundestag einzog. Seither vertritt er dort die Interessen seiner Heimatregion und hat sich besonders in der Außen- und Sicherheitspolitik einen Namen gemacht. Seit 2018 ist er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und leitet die CDU-Landesgruppe Schleswig-Holstein.

Internationale Expertise und sicherheitspolitische Positionen

Wadephuls außenpolitisches Profil hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gestrafft. Er leitet die deutsche Delegation in der Parlamentarische Versammlung der NATO und wurde erst kürzlich zum Vizepräsidenten dieser Versammlung ernannt. In seiner Rolle als Außenpolitiker setzt er sich für eine aktive Rolle Deutschlands in der internationalen Politik ein und betont die Bedeutung transatlantischer Partnerschaften.

In der Sicherheitspolitik vertritt Wadephul klare Positionen. So befürwortete er bereits im April 2022 Waffenlieferungen an die Ukraine und forderte direkte schwere Waffenlieferungen zur Unterstützung im Russland-Ukraine-Konflikt. „Wir müssen der Ukraine jetzt massiv helfen. Und Deutschland müsst deutlich mehr tun“, erklärte er damals gegenüber dem Deutschlandfunk.

Auch in Fragen der europäischen Sicherheitsarchitektur zeigt sich Wadephul als Vordenker. 2020 sorgte er mit dem Vorschlag für Aufsehen, das französische Atomwaffenarsenal in europäische Verantwortung zu überführen – ein Zeichen für sein Engagement für eine engere sicherheitspolitische Kooperation in Europa.

Privatleben: Familie und Heimatverbundenheit

Trotz seiner politischen Karriere in Berlin ist Wadephul seiner Heimat treu geblieben. Er lebt mit seiner Frau in Molfsee bei Kiel und ist Vater von drei Kindern. Der evangelische Politiker gilt als bodenständig und heimatverbunden – Eigenschaften, die ihm auch in seiner politischen Arbeit wichtig sind.

Auf dem Weg ins Ausäußerliche Amt?

Die aktuelle Spekulation um seine mögliche Ernennung zum Außenminister kommentierte Wadephul bisher zurückhaltend. Auf die Anfrage nach seiner möglichen Ernennung äußerte er lediglich: „Ich weiß nichts.“ Diese Diskretion passt zu seinem Politikstil, der von Sachlichkeit und Zurückhaltung geprägt ist.

In einem Interview Anfang April 2025 betonte Wadephul, dass Deutschland eine aktivere Rolle innerhalb der NATO übernehmen müsse – insbesondere angesichts globaler Herausforderungen wie dem Krieg in der Ukraine. Sollte er tätsächlich Außenminister werden, wäre dies eine Linie, die er voraussichtlich weiterverfolgen würde.

Angesichts der sich abzeichnenden Koalition zwischen CDU/CSU und SPD warnte Wadephul kürzlich vor voreiligen Schlüssen aufgrund schwankender Umfragewerte. „Wahlumfragen, die wie ein Fieberthermometer hoch- und runtergehen, sind die schlechtesten Politikberater“, erklärte er gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Für ihn sei eine stabile Regierungsarbeit entscheidend für Deutschlands Zukunft sowie das demokratische System.

Ob Johann Wadephul tatsächlich neuer Außenminister wird, dürfte sich in den kommenden Tagen entscheiden. Mit seiner außenpolitischen Expertise, seinem diplomatischen Geschick und seiner klaren Haltung in sicherheitspolitischen Fragen bringt er jedenfalls wichtige Voraussetzungen für dieses Amt mit.

Geschrieben von: RadioMonster.FM