Wirtschaft & Politik

Kühlturm-Sprengung in Ibbenbüren: Landmarke verschwindet nach 40 Jahren

today06.04.2025

Hintergrund

Mit einem gewaltigen Knall verschwand gestern eine der markantesten Landmarken des Tecklenburger Landes von der Bildfläche. Der 125 Meter hohe Kühlturm und das 100 Meter hohe Kesselhaus des ehemaligen Steinkohlekraftwerks Ibbenbüren wurden in einer spektakulären Sprengung dem Erdboden gleichgemacht. Tausende Schaulustige verfolgten das Ereignis, das das endgültige Aus für eine 40-jährige Ära der Energieerzeugung markiert.

Ein Stück Industriegeschichte geht zu Ende

Kühlturm-Sprengung in Ibbenbüren: Landmarke verschwindet nach 40 Jahren

Die Sprengung begann gestern pünktlich um 12:42 Uhr. Innerhalb weniger Sekunden fiel zunächst der imposante Kühlturm in sich zusammen, gefolgt vom Kesselhaus. Eine gigantische Staubwolke erhob sich über dem Gelände auf dem Schafberg, der mit seinen 170 Metern Höhe seit Jahrzehnten das Landschaftsbild prägte.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen), der die Sprengung aus einem Festzelt außerhalb des Sperrgebiets beobachtete, bezeichnete den Moment als bedeutsam: „Hier passiert ein Stück Industriegeschichte. Obwohl das Kraftwerk ein Erkennungszeichen der Region war, ist dieser Schritt notwendig für unsere Klimaziele und die Transformation der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen.“

Monatelange Vorbereitungen für den perfekten Fall

Das Gütersloher Abbruchunternehmen Hagedorn hatte die Sprengung akribisch vorbereitet. Firmenchef Thomas Hagedorn betonte die Herausforderung: „Das Ibbenbürener Kraftwerk ist nicht von Pappe.“ Um Fehler wie bei der Sprengung des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg zu vermeiden, wo ein Kesselhaus nach der Detonation stehen blieb, wurden mehrere Probe- und Lockerungssprengungen durchgeführt. Ursprünglich war die Aktion bereits für Anfang März geplant, wurde jedoch aus Sicherheitsgründen um vier Wochen verschoben.

Für die Sprengung wurde ein weiträumiges Sperrgebiet eingerichtet. Etwa 130 Anwohner und 300 Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft mussten vorübergehend ihre Unterkünfte verlassen. Auch eine nahegelegene Polizeistation wurde geräumt. Die Sicherheitsmaßnahmen zahlten sich aus – die Sprengung verlief ohne Zwischenfälle.

Gemischte Gefühle bei den Anwohnern

Während viele Zuschauer beeindruckt von der technischen Meisterleistung waren, herrschten bei den Anwohnern gemischte Gefühle. Gerrit Grunden, der mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe des Kraftwerks wohnt, brachte es auf den Punkt: „Wir freuen uns zwar, dass das Kraftwerk wegkommt. Aber ein bisschen Wehmut ist auch mit dabei.“ Für viele Menschen in der Region war das Kraftwerk nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein vertrauter Anblick, der Orientierung und Heimatgefühl vermittelte.

Die Geschichte des Kraftwerks ist eng mit dem Steinkohlenbergbau in Ibbenbüren verbunden. Bis 2018 wurde direkt neben dem Kraftwerk Kohle gefördert. Die Stilllegung des Kraftwerks erfolgte bereits 2021 im Rahmen der deutschen Energiewende. Seitdem befindet sich die Anlage im Rückbau.

Der Schornstein bleibt – vorerst

Während Kühlturm und Kesselhaus nun Geschichte sind, bleibt der Schornstein des Kraftwerks vorerst stehen. Er wird in einem späteren Bauabschnitt zurückgebaut. Die gestrige Sprengung war bereits die zweite von mehreren geplanten Aktionen, um das Gelände für eine zukünftige Nutzung vorzubereiten.

Die Sprengung wurde in einer Sondersendung des WDR Fernsehens, „Lokalzeit extra“, live übertragen. Zahlreiche Zuschauer verfolgten das Spektakel auch über verschiedene Livestreams im Internet. Die mediale Aufmerksamkeit unterstreicht die Bedeutung dieses Moments für die Region.

Blick in die Zukunft

Was mit dem Gelände nach dem vollständigen Rückbau geschehen soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt verschiedene Ideen für eine Nachnutzung, die von Gewerbeansiedlungen bis hin zu Projekten für erneuerbare Energien reichen. Die Transformation des Areals symbolisiert den generellen Wandel in der Energieerzeugung – weg von fossilen Brennstoffen, hin zu nachhaltigen Alternativen.

Mit der Sprengung des Kraftwerks Ibbenbüren verschwindet ein weiteres Symbol der Kohle-Ära in Deutschland. Während der Staub sich langsam legt, bleibt die Erinnerung an vier Jahrzehnte Energiegeschichte. Zugleich öffnet sich ein neues Kapitel für die Region, das von Innovation und Nachhaltigkeit geprägt sein wird.

Kraftwerksrückbau

Geschrieben von: RadioMonster.FM