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Der peruanische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa ist gestern im Alter von 89 Jahren in Lima verstorben. Seine Familie teilte mit, dass er friedlich im Kreise seiner Angehörigen eingeschlafen sei. Mit seinem Tod verliert die Welt eine der bedeutendsten literarischen Stimmen Lateinamerikas, einen scharfsinnigen politischen Denker und einen leidenschaftlichen Verfechter der Demokratie. Sein umfangreiches Werk, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, prägte Generationen von Lesern und wird sein Vermächtnis für die Ewigkeit sichern.
Mario Vargas Llosa wurde am 28. März 1936 in Arequipa, Peru, geboren und wuchs zunächst bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. Seine Jugend verbrachte er in der Militärakademie in Lima – eine Erfahrung, die später seinen ersten internationalen Erfolgsroman „Die Stadt und die Hunde“ (1963) inspirierte. Diese schonungslose Darstellung der Machtstrukturen und Gewalt in einem Militärinternat markierte seinen Durchbruch als Autor und legte den Grundstein für eine beeindruckende literarische Karriere.
„Fast alle meine Romane, die ich geschrieben habe, speisen sich aus meinen Erlebnissen“, erklärte Vargas Llosa einmal über sein Werk. Diese autobiografischen Einflüsse finden sich in vielen seiner Bücher wieder, darunter auch in dem gefeierten Roman „Das grüne Haus“ (1966), der ihm internationale Anerkennung einbrachte.
Doch Vargas Llosa war weit mehr als nur ein Schriftsteller. Als politisch engagierter Intellektueller kandidierte er 1990 für das Präsidentenamt in Peru, unterlag jedoch Alberto Fujimori. Diese Niederlage markierte einen Wendepunkt in seinem Leben, führte ihn aber letztlich zurück zur Literatur, wo er seine größten Erfolge feierte.
Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Vargas Llosa 2010 mit der Verleihung des Nobelpreises für Literatur. Die Schwedische Akademie würdigte ihn für seine „Kartographie der Machtstrukturen und scharfkantigen Bilder individuellen Widerstands, des Aufruhrs und der Niederlage“. In seiner Dankesrede betonte er die transformative Kraft der Literatur: „Wir wären schlechtere Menschen ohne die guten Bücher, die wir gelesen haben“ und fügte hinzu: „Hier in Schweden ehrt die Akademie mein Werk, das Leben in Literatur verwandelt und die Literatur ins Leben hinausträgt.“
Zu seinen bedeutendsten Werken zählen neben den frühen Erfolgen auch „Der Krieg am Ende der Welt“ (1981), „Das Fest des Ziegenbocks“ (2000) und „Der Geschichtenerzähler“ (1987), in dem er erstmals indigene Kulturen Lateinamerikas thematisierte. Sein literarisches Konzept des „totalen Romans“, inspiriert von Tolstoi und Thomas Mann, zielte darauf ab, ein umfassendes Bild der Realität zu erschaffen.
Sein letztes großes Werk „Ich widme ihr mein Schweigen“ erschien 2023 und zeigte, dass der Autor bis ins hohe Alter nichts von seiner kreativen Kraft eingebüßt hatte. Er selbst beschrieb seine Berufung einmal mit den Worten: „Mario, das einzige, wozu du taugst, ist das Schreiben“ – eine Einsicht, die er als Kompliment verstand.
Vargas Llosa scheute nie die politische Debatte. Im Laufe seines Lebens entwickelte er sich vom überzeugten Linken zu einem Verfechter liberaler Wirtschaftsideen. Er kritisierte autoritäre Herrscher wie Fujimori und Hugo Chavez und äußerte sich zu kontroversen Themen wie der Katalonien-Unabhängigkeit und Drogenliberalisierung.
Die spanische Schriftstellerin Isabel Allende würdigte ihn nach seinem Tod als „nicht nur einen brillanten Schriftsteller, sondern auch einen mutigen Denker und Verteidiger der Freiheit.“ Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy bezeichnete ihn als „unermüdlichen Kämpfer gegen Totalitarismus“ und betonte: „Er war nicht nur ein Literat; er war das intellektuelle Gewissen Lateinamerikas.“
In einem Interview warnte Vargas Llosa 2020 vor der Gefahr, dass in der modernen Kultur Bilder zunehmend Ideen ersetzen würden – eine Beobachtung, die seine tiefe Sorge um den intellektuellen Diskurs widerspiegelte. Sein Kampf gegen autoritäre Regime und für demokratische Werte zieht sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen.
Vargas Llosa war zweimal verheiratet; seine zweite Ehe mit Patricia hielt über 50 Jahre. 2015 sorgte seine Romanze mit Isabel Preysler für internationale Schlagzeilen. Sein Lektor Jürgen Dormagen beschrieb ihn als neugierigen Kosmopoliten mit lebhaftem Interesse an zeitgenössischen Themen.
In den letzten Monaten lebte der Autor zurückgezogen in Lima, während Gerüchte über seinen Gesundheitszustand kursierten. Im Oktober hatte sein Sohn Álvaro angedeutet, dass sein Vater „kurz vor seinem 90. Geburtstag“ stehe und man in diesem Alter „seine Aktivitäten etwas reduzieren sollte“, ohne jedoch Details preiszugeben.
An seinem 80. Geburtstag hatte Vargas Llosa noch gesagt: „Ich habe Illusionen, viele Projekte… Aber ich werde bis zu meinem Lebensende arbeiten.“ Dieser Aussage blieb er treu. Der spanische Schriftsteller Javier Marías würdigte ihn nach seinem Tod als „einen Giganten der Literatur“, dessen Werk die Grenzen Lateinamerikas überschritten habe.
Laut Mitteilung seiner Familie werden die sterblichen Überreste des Autors eingeäschert. Eine öffentliche Trauerfeier ist nicht geplant. Seine Kinder Álvaro, Gonzalo und Morgana Vargas Llosa unterzeichneten die Mitteilung und äußerten den Wunsch, Trost in der Hoffnung zu finden, dass das umfangreiche literarische Werk ihres Vaters ihn überleben wird.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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