Wirtschaft & Politik

Maschmeyers Trump-Prognose: „Wir werden ihm dankbar sein“ – Überraschende Aussagen bei Hart aber fair

today29.04.2025 3

Hintergrund
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Während Donald Trump in den USA seinen Wahlkampf intensiviert und mit Zolldrohungen für Unruhe sorgt, überraschte Unternehmer Carsten Maschmeyer gestern Abend in der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ mit einer ungewöhnlichen These: Trotz aller Kritik an der Person Trump könnten wir ihm in einigen Jahren dankbar sein. Seine Begründung: Der Druck von außen könnte genau das sein, was Europa braucht, um endlich zusammenzuhalten und wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Eine Aussage, die für heftige Diskussionen in der Runde sorgte und die Frage aufwarf, ob externe Bedrohungen tatsächlich der richtige Weg zu mehr europäischer Einigkeit und wirtschaftlicher Stärke sind.

Trump als „Kaiser von Amerika“ – Fluch oder Segen für Europa?

Maschmeyers Trump-Prognose:

In der gestrigen Sendung von Hart aber fair unter der Moderation von Louis Klamroth ging es eigentlich um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands unter dem designierten Bundeskanzler Friedrich Merz. Doch schnell rückte auch die internationale Dimension in den Fokus – insbesondere die Rolle Donald Trumps und dessen mögliche Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft.

Carsten Maschmeyer fand dabei deutliche Worte für den ehemaligen und möglicherweise zukünftigen US-Präsidenten: „Ich halte Donald Trump für den Kaiser von Amerika. Ein bisschen Züge wie Nero in Rom. Selbstüberschätzend, selbstzerstörerisch. Ein Ultranarziss, der will, dass alle ihn beachten.“ Trotz dieser vernichtenden Charakterisierung kam Maschmeyer zu einem überraschenden Schluss: „Wir werden Trump dankbar sein, in ein paar Jahren. Er schafft nämlich etwas, was wir Europäer selber nicht hinbekommen haben: Wir werden zusammenhalten, unsere Verteidigung verbessern, unsere Wirtschaft stärker zum Wachstum bringen.“

Hausgemachte Probleme statt Trump-Effekt

Der Investor stellte klar, dass die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutschlands nicht auf Trump zurückzuführen seien: „Die jetzigen Probleme – das Nullwachstum – das war nicht Trump; das war die Bürokratie. Zu viel Stromkosten, zu wenig Digitalisierung. Die Überbürokratie hat nicht Trump verursacht.“ Mit dieser Einschätzung traf Maschmeyer einen Nerv in der Diskussionsrunde.

Vera Bökenbrink, Geschäftsführerin des Werkzeugherstellers Stahlwille, pflichtete ihm bei und zeigte sich angesichts möglicher US-Zölle erstaunlich gelassen: „Entweder die Amerikaner wollen unser Werkzeug um zum Mond zu fliegen – dann müssen sie dafür bezahlen und auch ihre Zölle zahlen! Ansonsten muss ich mir andere Märkte suchen.“ Sie plädierte für eine starke, geeinte EU, um bessere Handelsabkommen zu erzielen.

Die Bürokratie-Falle – ein Steckschlüsselkopf als Symbol

Um die Absurdität der deutschen Bürokratie zu verdeutlichen, hatte Bökenbrink einen einfachen Steckschlüsselkopf mitgebracht. Anhand dieses alltäglichen Werkzeugs erklärte sie anschaulich die überbordenden Dokumentationspflichten: „Das ist ein Nüsschen für einen Steckschlüssel. Dafür muss ich nachweisen, woher das Material kommt, wie es verarbeitet wurde, welche CO2-Bilanz es hat, wie die Transportwege waren – und das für jedes einzelne Teil!“ Das Publikum quittierte diese Schilderung mit zustimmendem Kopfnicken.

Die Unternehmerin forderte einen Vertrauensvorschuss für die Wirtschaft und schloss mit einem optimistischen Appell: „Lassen Sie uns doch mal vertrauen, dass wir mit dem, was wir gewählt haben, jetzt vorwärts gehen können.“

Kontroverse um Trumps Zollpolitik

Die von Trump angekündigten Strafzölle wurden in der Runde kontrovers diskutiert. Während Maschmeyer Trumps Zollstrategie als irrational und planlos bezeichnete, warf die Polit-Ökonomin Maja Göpel ein, dass man vorsichtig sein sollte, Trumps Handeln vorschnell zu bewerten. Sie interpretierte dessen aggressive Wirtschaftspolitik eher als Ablenkungsmanöver von innenpolitischen Schwächen.

Der Juso-Bundesvorsitzende Philipp Türmer widersprach dem Ruf nach weniger Regulierung deutlich und betonte die Notwendigkeit von Standards in globalen Lieferketten. Seine ironische Bemerkung zum Koalitionsvertrag und dem Plan, einen Deutschen auf den Mond zu schicken, stieß allerdings auf betretenes Schweigen im Publikum.

Europa muss handlungsfähig werden

Ralph Brinkhaus, ehemaliger Fraktionschef der CDU, forderte schnell umsetzbare Maßnahmen im Bereich Steuern und Energie. Er sprach von einem notwendigen „Neustaat mit Doppel-A“ und unterstrich die Dringlichkeit von Reformen: „Wir sollten ins Machen kommen“, so sein Appell an die neue Bundesregierung.

Die Runde war sich trotz unterschiedlicher politischer Standpunkte in einem Punkt einig: Europa muss angesichts der amerikanischen und chinesischen Wirtschaftspolitik seine Kräfte bündeln und handlungsfähiger werden. Ob Trumps mögliche Rückkehr ins Weiße Haus dabei tatsächlich zum Katalysator für eine wirtschaftliche Erneuerung werden könnte, blieb jedoch umstritten.

Angst in der Automobilindustrie

Ein besonderes Sorgenkind der deutschen Wirtschaft ist die Automobilbranche. Luigi Catapano, VW-Mitarbeiter, brachte die Stimmung auf den Punkt: „Die Ängste sind sehr groß. Es ist nicht nur Volkswagen, es ist die gesamte Industrie.“ Maschmeyer wurde hier noch deutlicher: „Unsere stärkste und wichtigste Industrie haben wir selbst mit Überregulierung, mit Hin- und Her, mit E-Autos zerstört.“

Diese Aussage löste Widerspruch bei Türmer aus, der darauf hinwies, dass auch Managementfehler zur aktuellen Krise beigetragen hätten. Die Debatte zeigte exemplarisch, wie unterschiedlich die Ursachenanalyse für Deutschlands wirtschaftliche Probleme ausfällt.

Maschmeyers Fazit: Manchmal braucht es äußeren Druck

Zum Abschluss bekräftigte Maschmeyer nochmals seine These: „Manchmal ist Ärger von außen die Besinnung, dass man selber besser werden muss!“ Diese pragmatische Sichtweise fasst die Quintessenz der Diskussion zusammen: Externe Herausforderungen können durchaus zu internen Verbesserungen führen – wenn man sie als Chance begreift und nicht nur als Bedrohung.

Ob Trumps mögliche Wiederwahl tatsächlich als Weckruf für Europa wirken wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Deutschland und Europa angesichts der globalen Herausforderungen ihre wirtschaftlichen Hausaufgaben machen müssen – mit oder ohne den „Kaiser von Amerika“.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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