Mentale Übersättigung bei Tennis-Star Alcaraz: Corretja über die Herausforderungen des 21-jährigen Ausnahmetalents

Tennis-Superstar Carlos Alcaraz befindet sich derzeit in einer mentalen Herausforderungsphase. Trotz seiner beeindruckenden Erfolge mit bereits 17 Turniersiegen und 36 Wochen als Weltranglistenerster zeigt der erst 21-jährige Spanier Anzeichen von Überlastung. Der ehemalige Tennisprofi und Eurosport-Experte Alex Corretja hat in einem exklusiven Interview die aktuelle Situation des Ausnahmetalents analysiert und gibt Einblicke in die Schwierigkeiten, mit denen der junge Champion zu kämpfen hat.

Die mentale Belastung eines Tennis-Superstars

„Alcaraz und sein Team versuchen, eine Balance zu finden, damit er bei den großen Turnieren bei 100 Prozent ist. Aber mental wirkt er manchmal ubersattigt, nicht mehr so frisch“, erklaert Corretja im Gesprach mit Eurosport. Diese Beobachtung kommt nicht von ungenau, denn Alcaraz reist nicht in Topform zum heute beginnenden ATP-Masters nach Miami. Nach seinem Aus im Halbfinale in Indian Wells gegen Jack Draper (1:6, 6:0, 4:6) werden die Anzeichen einer mentalen Ermuedung immer deutlicher.

Corretja betont, dass Alcaraz „Gelegenheiten finden sollte“, um entspannter zu sein und sich weiterzuentwickeln. „Er ist auf der Suche, sich selbst zu finden. Er testet immer noch ein wenig, was eben der Lauf des Lebens ist“, so der ehemalige Weltklassespieler. Der immense Druck als weltweiter Medienstar bringt sowohl physische als auch emotionale Herausforderungen mit sich, die fur einen jungen Athleten besonders schwer zu bewaeltigen sein konnen.

Leistungsschwankungen auf hohem Niveau

Trotz der mentalen Belastungen spielt Alcaraz weiterhin auf einem beeindruckenden Niveau. Seine Saison 2025 zeigt jedoch deutliche Schwankungen: Bei den Australian Open schied er im Viertelfinale gegen Novak Djokovic aus, waehrend er Anfang Februar das ATP-Turnier in Rotterdam souveran für sich entscheiden konnte. In Katar folgte dann eine ueberraschende Niederlage im Viertelfinale gegen Jiri Lehecka, bevor in Indian Wells im Halbfinale gegen Draper Schluss war.

Beim Masters-Turnier in Miami, wo Alcaraz nach einem Freilos in der ersten Runde auf den Belgier David Goffin trifft, gehorrt er dennoch weiterhin zum Kreis der Favoriten. Die Frage ist nur, in welcher mentalen Verfassung er antreten wird.

Der Vergleich mit Jannik Sinner

Interessant ist der Vergleich, den Corretja zwischen Alcaraz und seinem italienischen Konkurrenten Jannik Sinner zieht. Während Sinner als analytischer und konstanter Spieler gilt, beschreibt Corretja Alcaraz als impulsiveren Typ: „Er muss seine DNA nicht verlieren und kann nicht staendig laecheln.“ Diese Emotionalität macht Alcaraz einerseits zu einem mitreißenden Spieler, stellt ihn aber auch vor besondere Herausforderungen im Umgang mit Druck und Erwartungen.

„Für einen 21-Jährigen sind diese Schwankungen normal. Alcaraz ist keine Maschine“, verteidigt Corretja die Leistungsschwankungen des jungen Spaniers. Diese Einsicht ist wichtig, denn trotz seiner fruhen Erfolge steht Alcaraz noch am Anfang seiner Karriere und muss seinen Weg finden, mit den enormen Anforderungen des Profitennis umzugehen.

Die Zukunftsperspektive

Experten sind sich einig, dass Alcaraz trotz der aktuellen Herausforderungen eine glaenzende Zukunft bevorsteht. Mit seinen bisherigen Erfolgen hat er bereits bewiesen, dass er das Potenzial hat, einer der Groessten des Sports zu werden. Die entscheidende Frage wird sein, ob er es schafft, die richtige Balance zwischen Hoechstleistung und mentaler Gesundheit zu finden.

Corretja raet dem jungen Spanier, die Schwankungen als Teil des natürlichen Entwicklungsprozesses zu akzeptieren: „Carlos ist auf der Suche, sich selbst zu finden. Das ist vollaendig normal und Teil seines Reifeprozesses.“ Diese Einstellung könnte Alcaraz helfen, den Druck zu reduzieren und langfristig stabile Leistungen zu bringen.

Waerend Alcaraz heute in Miami sein Comeback versucht, werden viele Tennisfans und Experten gespannt beobachten, ob er die mentalen Herausforderungen meistern und zu seiner Bestform zurückfinden kann. Die naechsten Wochen werden zeigen, ob die von Corretja diagnostizierte „mentale Uebersattigung“ nur eine voruebergehende Phase ist oder ob Alcaraz und sein Team grundlegendere Anpassungen in seiner Herangehensweise vornehmen muessen.