Murat Ongun enthüllt: So hoch ist sein monatliches Einkommen als İmamoğlu-Berater

Die Istanbul Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen 106 Verdächtige, darunter Istanbuls Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu und seinen engen Vertrauten Murat Ongun, wegen mutmaßlicher Korruption und Terrorismus intensiviert. Im Rahmen der Verhöre wurde nun ein brisantes Detail öffentlich: Ongun verdient nach eigenen Angaben monatlich 350.000 Lira als Berater des İBB-Präsidenten. Während die Vorwürfe gegen İmamoğlu und sein Team immer gravierender werden, wehrt sich Ongun vehement gegen die Anschuldigungen und bezeichnet sie als „erfundene Lügen“.

Schwerwiegende Zeugenaussagen gegen İmamoğlus Vertrauten

Die Ermittlungen gegen das Führungsteam der Istanbuler Stadtverwaltung haben in den letzten Tagen dramatisch an Fahrt aufgenommen. Besonders im Fokus steht dabei Murat Ongun, der als einer der engsten Vertrauten von Bürgermeister İmamoğlu gilt und als Vorsitzender der Medya A.Ş. tätig ist. In seiner 131-seitigen Aussage bei der Polizei musste sich Ongun mit zahlreichen Vorwürfen auseinandersetzen.

Ein nicht namentlich genannter Zeuge behauptete, dass seit İmamoğlus Amtsantritt 2019 Ausschreibungen über die Kultur A.Ş. im Voraus an bestimmte Unternehmen vergeben würden. Die tatsächlichen Korruptionsfälle sollen im Bereich Vermietung und Organisation stattgefunden haben, wobei İmamoğlu und Ongun als Hauptverantwortliche genannt wurden.

Mysteriöse Treffen in Beylikdüzü

Besonders brisant sind die Aussagen über angebliche geheime Treffen in einem geschlossenen Raum des Mado-Restaurants in Beylikdüzü. Dort sollen laut dem Zeugen Personen aus İmamoğlus innerem Kreis zusammengekommen sein, um illegale Geschäfte und Ausschreibungen zu besprechen. Ongun bestreitet vehement, an solchen Treffen teilgenommen zu haben, und forderte, die Handyüberwachungsdaten zu prüfen, um seine Unschuld zu beweisen.

Ein weiterer Zeuge beschuldigte Ongun, er würde von Firmen, die mit der Stadtverwaltung Geschäfte machen wollen, hohe Summen fordern. Laut dieser Aussage sollen für eine Genehmigung 8 Millionen Lira von Kultur A.Ş. verlangt worden sein, wobei Ongun namentlich als jemand genannt wurde, der ähnliche Forderungen gestellt haben soll.

Onguns Verteidigung und Einkommensoffenlegung

In seiner Verteidigung wies Ongun sämtliche Vorwürfe entschieden zurück. Er bezeichnete die Anschuldigungen als verleumderisch und aus der Luft gegriffen. „Ich bin stolz darauf, einer der nächsten Vertrauten von İBB-Präsident Ekrem İmamoğlu zu sein“, erklärte er während seiner Befragung.

Auf die Frage nach seinem Einkommen gab Ongun offen zu, monatlich 350.000 Lira zu verdienen. Er betonte jedoch, dass er bereits vor 2019 erfolgreich im Geschäftsleben war und nicht erst seit İmamoğlus Amtsantritt zu Wohlstand gekommen sei. Diese Aussage steht im Widerspruch zu den Behauptungen einiger Zeugen, die andeuteten, Ongun hätte sich durch seine Position bei der Stadtverwaltung bereichert.

Gemeinsame Mobilfunkdaten mit İmamoğlu

Ein weiterer Aspekt der Ermittlungen betrifft die Mobilfunkdaten von Ongun und İmamoğlu. Auf die Frage, warum gemeinsame Basisstationen-Aufzeichnungen existieren, antwortete Ongun: „Als Berater des İBB-Präsidenten ist es völlig normal, dass ich intensiven Kontakt zu Herrn Ekrem İmamoğlu habe, da er der İBB-Präsident ist. Ich kann nicht verstehen, wie man daraus einen Straftatbestand konstruieren will.“

Diese Erklärung deutet auf die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden hin, die von den Ermittlern offenbar als verdächtig eingestuft wird.

Beziehungen zu Dilek İmamoğlu

Interessant sind auch die Aussagen eines geheimen Zeugen mit dem Decknamen Meşe, der von einer angespannten Beziehung zwischen Dilek İmamoğlu, der Ehefrau des Bürgermeisters, und Ongun berichtete. Der Zeuge behauptete zudem, dass Gelder über die Istanbul Stiftung verwaltet würden, um Ongun zu umgehen.

Ongun bestritt diese Darstellung energisch und zeigte sich besorgt darüber, dass Dilek İmamoğlus Name fälschlicherweise in diesen Zusammenhang gebracht wurde. Er betonte die gute Arbeitsbeziehung zu allen Mitgliedern des İmamoğlu-Teams.

Politische Dimension der Ermittlungen

Die Timing der Ermittlungen wird von vielen Beobachtern kritisch gesehen. CHP-Vorsitzender Özgür Özel bezeichnete die Verhaftungswelle als Putschversuch und erklärte: „Dies ist ein entscheidender Moment für die Zukunft der türkischen Demokratie. Das Volk soll daran gehindert werden, den nächsten Präsidenten selbst zu bestimmen.“

Ekrem İmamoğlu selbst äußerte sich kurz vor seiner Festnahme auf der Plattform X (ehemals Twitter): „Hunderte Polizisten erschienen vor meiner Tür. Wir befinden uns im Angesicht einer großen Tyrannei. Die Polizei stürmt mein Haus, klopft an meine Tür … Ich habe Vertrauen in mein Volk.“

Murat Ongun setzte während seiner eigenen Festnahme einen Post ab, in dem er schrieb: „Sie denken, sie können uns zum Schweigen bringen und uns daran hindern, Ekrem İmamoğlu zu verteidigen und zu unterstützen.“ Er rief das türkische Volk auf, den Bürgermeister zu beschützen.

Während die Ermittlungen weitergehen, bleibt abzuwarten, welche konkreten Beweise die Staatsanwaltschaft gegen İmamoğlu, Ongun und die anderen Verdächtigen vorlegen wird. Die politische Spannung in der Türkei hat mit diesen Ereignissen jedenfalls einen neuen Höhepunkt erreicht.