Mysteriöse Spirale am Nachthimmel: So erklärt sich das leuchtende Himmelsphänomen

Eine faszinierende blau leuchtende Spirale hat gestern Abend zahlreiche Menschen in ganz Deutschland in Staunen versetzt. Von Hessen über Berlin bis nach Schleswig-Holstein blickten Beobachter gebannt zum Himmel, während sich gegen 21 Uhr eine ungewöhnliche Lichtformation am Nachthimmel entfaltete. Was wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film wirkte, hat jedoch eine wissenschaftliche Erklärung – und sie stammt nicht von Außerirdischen, sondern von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX.

Was Augenzeugen beobachteten

„Zuerst haben wir den weißen Schleier für den Mond gehalten… Dann sahen wir einen weißen Ball. Von diesem hellen Ball lösten sich dann zwei Lichtkegel ab und verwandelten sich in eine Spirale“, berichtet Eline Jung, die das Spektakel auf einem Parkplatz in Laubach (Gießen) beobachtete. Humorvoll fügte sie hinzu: „Wir haben uns gefragt, ob jetzt die Aliens kommen.“

Du warst nicht allein mit dieser Vermutung – in sozialen Netzwerken überschlugen sich die Spekulationen. Das Phänomen war in weiten Teilen Deutschlands sichtbar, von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg bis nach Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Hansjürgen Köhler vom Centralen Forschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) bestätigt: „Anrufe, Whatsapp und Mails mit Fotos von Beobachtungen – wir sind von Meldungen überrannt worden.“ Bis heute Morgen wurden über 200 Sichtungen registriert.

Die wissenschaftliche Erklärung

Was steckt also hinter diesem faszinierenden Himmelsschauspiel? Die Antwort liefert die Raumfahrttechnik: Es handelt sich um Überreste einer Falcon 9-Rakete von SpaceX, die gestern Abend um 18:48 Uhr MEZ in Florida gestartet war. Meteorologe Donald Bäcker erklärte im ARD-Morgenmagazin den Zusammenhang: „Beim Trennen der Raketenteile tritt Treibstoff aus und verteilt sich rotationsförmig.“

Marco Ludwig von der Sternwarte Neumünster ergänzt, dass die spiralförmige Wolke durch das Ablassen überschüssigen Treibstoffs während des Aufstiegs der Rakete entstand. In der Mesosphäre – einer kalten Schicht der Erdatmosphäre in 50 bis 85 Kilometer Höhe – gefriert dieser Treibstoff zu winzigen Eiskristallen. Diese werden dann von der Sonne angestrahlt und erzeugen das beeindruckende Lichtspiel, das wir beobachten konnten.

Keine Seltenheit mehr

Ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr in Uedern bestätigte, dass man vorab über den Raketenstart informiert worden war. „Die Rotation der Rakete führte zur spiralförmigen Erscheinung des abgelassenen Treibstoffs, der in der dünnen Atmosphäre in etwa 100 Kilometern Höhe relativ lange stabil blieb und durch die verbliebene Sonnenstrahlung auch am Abend noch sichtbar war“, erklärte er.

Ähnliche Phänomene wurden bereits früher beobachtet. Im Februar dieses Jahres verursachten verglühende Teile einer SpaceX-Rakete einen Lichtschweif über Nordrhein-Westfalen. Vor etwa zwei Jahren sorgte eine ähnliche leuchtende Spirale über Alaska für Aufsehen, die ebenfalls auf austretenden Raketentreibstoff zurückzuführen war.

Mit der zunehmenden Anzahl von Raketenstarts durch SpaceX und andere private Raumfahrtunternehmen könnten solche spektakulären Himmelserscheinungen in Zukunft häufiger auftreten. Ludwig weist darauf hin, dass besonders SpaceX vermehrt Raketenstarts im Orbit plant, was die Wahrscheinlichkeit für weitere Beobachtungen dieser Art erhöht.

Ein Himmelsphänomen mit Ankündigung

Was gestern für viele wie ein übernatürliches Ereignis wirkte, war für Experten also ein erwartbares Phänomen. SpaceX selbst bestätigte den Start ihrer Falcon 9-Rakete mit einem Satelliten an Bord und meldete auch die erfolgreiche Landung der ersten Raketenstufe. „Falcon 9 lifts off from pad 40 and returns to LZ-1 in Florida“, verkündete das Unternehmen.

Das Phänomen war etwa drei bis vier Minuten lang sichtbar und wurde nicht nur in Deutschland, sondern europaweit gemeldet. Während die erste Stufe der Rakete, der sogenannte Booster, südöstlich von Madagaskar landete, verglühte die zweite Stufe später in der Atmosphäre.

Also keine Sorge – die Aliens kommen (noch) nicht. Stattdessen hast du einen faszinierenden Nebeneffekt moderner Raumfahrttechnologie beobachtet. Trotzdem bleibt es ein beeindruckendes Schauspiel, das uns daran erinnert, wie spektakulär der Blick zum Nachthimmel sein kann – selbst wenn die Ursache menschengemacht ist.