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Nachtschicht – Der Unfall: Wenn Polizeiarbeit zum Drama wird

today01.04.2025

Hintergrund

Ein verhängnisvoller Moment, der alles verändert – das ist die Grundlage des ZDF-Krimis „Nachtschicht – Der Unfall“, der heute Abend um 20:15 Uhr ausgestrahlt wird. Geschrieben und inszeniert von Lars Becker, taucht der Film tief in die komplexe Realität von Polizeiarbeit, Flüchtlingsschicksalen und menschlichen Fehlern ein. Was als Routineeinsatz beginnt, endet in einer Tragödie, die alle Beteiligten vor schwierige moralische und emotionale Herausforderungen stellt.

Wenn ein Moment alles verändert

Nachtschicht – Der Unfall: Wenn Polizeiarbeit zum Drama wird

Die Handlung des Films nimmt rasch an Fahrt auf: Der iranische Flüchtling Joon Rostami (gespielt von Altamasch Noor) wird in einem Flüchtlingsheim von der Bundespolizei zur Abschiebung abgeholt. Was als standardmäßiger Einsatz geplant war, eskaliert, als Polizist Roland Orbach (Maximilian Brückner) die Situation außer Kontrolle geraten lässt. In der entscheidenden Szene missversteht die junge, unerfahrene Polizistin Mona die Situation und erschießt Rostami, der eigentlich gerade seine Waffe sinken lässt.

Dieser tragische Irrtum bildet den Kern der Geschichte – ein Moment, der Leben zerstört und Karrieren in Frage stellt. Die junge Polizistin, verkörpert von Rocío Luz, beschreibt ihren inneren Konflikt eindringlich: „Der hat 400 Kilometer auf einem Lkw abgerissen. Er hatte eine schwangere Frau. Ich denke mir, wir schieben ab und bei denen gibt es die Todesstrafe. Muss ich ausblenden.“

Die menschliche Seite des Polizeialltags

Was „Nachtschicht – Der Unfall“ besonders macht, ist die nuancierte Darstellung aller Beteiligten. Hauptkommissar Erichsen, brillant gespielt von Armin Rohde, steht im Zentrum eines Teams, das den Vorfall aufklären muss. Die Ermittlerinnen Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) und Tülay Yildrim (Idil Üner) beginnen, die Hintergründe zu durchleuchten und stoßen dabei auf weitere Komplikationen.

Die Ermittlungen führen zu Hasty Rostami (Sogol Faghani), der schwangeren Frau des Getöteten, die in einer illegalen Putzkolonne unter Mario Trudda arbeitet. Diese Entdeckung wirft weitere Fragen auf und vertieft den Verdacht gegen Orbach wegen möglichen Amtsmissbrauchs.

Sogol Faghani, die in ihrer Rolle als Hasty Rostami überzeugt, erhielt für ihre Darstellung viel Lob von Kollegen. Schauspielerin Nadeshda Brennicke, die ebenfalls im Film mitwirkt, kommentierte: „Wunderbar warst Du… ihr alle❤️“ – ein Zeugnis für die starke Ensemble-Leistung in diesem anspruchsvollen Drama.

Zwischen Realität und Fiktion

Regisseur Lars Becker ist bekannt dafür, gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen, und bleibt diesem Ansatz auch in diesem Film treu. Er zeigt die Realität von Abschiebungen und die oft prekären Lebenssituationen von Geflüchteten in Deutschland, ohne in Klischees zu verfallen. Die Gerichtsmedizin findet bei Rostami frische, schwere Verletzungen, die auf mögliche Polizeigewalt hindeuten, während Pressefotos belegen, dass er tatsächlich seine Waffe ablegen wollte, bevor er erschossen wurde.

Die Geschichte macht deutlich, dass weder die Geflüchteten pauschal kriminalisiert werden, noch die Polizisten als fehlerfreie Helden dargestellt werden. Stattdessen zeigt Becker Menschen in schwierigen Situationen, die mit ihren eigenen Dämonen und Herausforderungen kämpfen.

Armin Rohde als Erichsen bringt mit seinem lakonischen Kommentar gegenüber dem Chef der Putzmannschaft die bittere Realität auf den Punkt: „Sie sind der Erste, aber keine Sorge, das wird schon noch voll. Langweilig wird’s nicht. Platz ist genug. Man sieht sich.“

Mehr als nur ein Krimi

„Nachtschicht – Der Unfall“ ist mehr als nur ein weiterer Fernsehkrimi. Der Film fordert dich als Zuschauer heraus, über moralische Grauzonen nachzudenken und die Komplexität menschlicher Entscheidungen in Extremsituationen zu reflektieren. Trotz einiger erzählerischer Überfrachtungen bleibt die Geschichte dank des starken Ensembles und der authentischen Inszenierung glaubwürdig und packend.

Lars Becker legt den Fokus weniger auf die Aufklärung des Falls als vielmehr auf die Darstellung der menschlichen Beziehungen und der Realität hinter den Schlagzeilen. Dabei gelingt es ihm, ein differenziertes Bild sowohl der Polizeiarbeit als auch der Situation von Geflüchteten zu zeichnen.

Wenn du heute Abend einschaltest, erwartet dich keine leichte Unterhaltung, sondern ein Film, der zum Nachdenken anregt und wichtige gesellschaftliche Fragen aufwirft – ohne dabei den Spannungsbogen oder die menschliche Dimension zu vernachlässigen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM