Musik

Neue Zusatzausbildung für Musikerziehung startet: Wie die Musikpädagogik in ostbelgischen Schulen gestärkt wird

today14.04.2025

Hintergrund

In einer Zeit, in der musische Fächer oft in den Hintergrund geraten, setzt Ostbelgien ein klares Zeichen für die Bedeutung der Musikerziehung. Ab September dieses Jahres können angehende und bereits tätige Lehrkräfte eine spezielle Zusatzausbildung zum Fachlehrer für Musikerziehung absolvieren. Diese gemeinsame Initiative der Autonomen Hochschule Ostbelgien (AHS) und der Musikakademie der Deutschsprachigen Gemeinschaft zielt darauf ab, den Stellenwert der Musik in den Klassenzimmern zu erhöhen und Schülern eine qualitativ hochwertige musikalische Bildung zu ermöglichen.

Eine Kooperation für mehr Musik im Schulalltag

Neue Zusatzausbildung für Musikerziehung startet: Wie die Musikpädagogik in ostbelgischen Schulen gestärkt wird

Die neue Zusatzausbildung wurde während einer Präsentation in der Gemeindeschule Kelmis vorgestellt, bei der Schüler in einem kleinen Konzert eindrucksvoll zeigten, was musikalische Bildung bewirken kann. Bildungsminister Jérôme Franssen, der bei der Veranstaltung anwesend war, betonte: „Musik ist ein zentraler Bestandteil einer ganzheitlichen Bildung. Mit dieser Initiative stärken wir nicht nur den Musikunterricht, sondern auch die Qualität des gesamten Bildungswesens.“

Die Zusammenarbeit zwischen der AHS und der Musikakademie der DG ist ein Paradebeispiel für institutionsübergreifende Kooperation im Bildungsbereich. Luc Marly, Direktor der Musikakademie, erklärt das Konzept: „In unserer Zusatzausbildung vermitteln wir nicht nur theoretisches Wissen, sondern legen großen Wert auf die praktische Komponente. Dazu gehören Gesangsunterricht und das Erlernen eines Begleitinstruments wie Gitarre oder Klavier.“ Er fügt hinzu: „Es reicht nicht aus, nur Musik zu hören – sie muss erlebt werden.“

Was die Ausbildung bietet

Die zweijährige Zusatzqualifikation richtet sich sowohl an Studierende als auch an bereits im Beruf stehende Lehrkräfte. Cathérine Mattar, Leiterin des Fachbereichs Bildungswissenschaften an der AHS, erklärt: „Die Ausbildung vertieft vorhandene Kenntnisse und bietet Lehrkräften eine wertvolle Möglichkeit zur Spezialisierung im Bereich Musikerziehung.“

Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer ein Diplom, das sie als Fachlehrer für Musikerziehung in Grundschulen qualifiziert. Der Unterricht findet in Blockform statt, was besonders für berufstätige Lehrkräfte von Vorteil ist. Die Einschreibung für den ersten Durchgang ist noch bis zum 30. Juni möglich.

Warum Musikerziehung so wichtig ist

Luc Marly betont, dass es im Musikunterricht nicht darum geht, aus allen Kindern professionelle Musiker zu machen: „Musik fördert nachweislich die Konzentration, Koordination und emotionale Entwicklung der Kinder. Es hat nur Vorteile, auch wenn nicht alle Kinder ein Instrument erlernen müssen.“

Diese Einschätzung deckt sich mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass musikalische Bildung positive Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung, das soziale Verhalten und das allgemeine Wohlbefinden von Kindern hat. Gerade in einer Zeit, in der digitale Medien den Alltag dominieren, bietet die aktive Beschäftigung mit Musik einen wertvollen Ausgleich.

Praxisorientierter Ansatz

Ein besonderes Merkmal der neuen Zusatzausbildung ist ihr stark praxisorientierter Ansatz. Neben musiktheoretischen Grundlagen lernen die Teilnehmer, wie sie Musikunterricht kreativ und altersgerecht gestalten können. Sie erwerben Kenntnisse in der Liedbegleitung, dem Einsatz von Rhythmusinstrumenten und der Integration digitaler Medien in den Musikunterricht.

Marc Lemmens, der die musikalische Darbietung der Kelmiser Grundschüler bei der Präsentation leitete, demonstrierte eindrucksvoll, wie bereits junge Schüler ihr musikalisches Können entwickeln können, wenn sie fachkundig angeleitet werden. Seine Arbeit zeigt beispielhaft, was mit qualifizierter Musikpädagogik erreicht werden kann.

Digitale Medien im Musikunterricht

Auch der Einsatz moderner Technologien wird in der Zusatzausbildung berücksichtigt. Ähnlich wie bei digitalen Workshops, die in anderen Musikschulen angeboten werden, lernen die Teilnehmer, wie Apps und digitale Tools den Musikunterricht bereichern können. So können beispielsweise mit iPads und entsprechender Software wie GarageBand kreative Projekte wie Hörspiele oder eigene Musikstücke realisiert werden.

Diese Kombination aus traditioneller Musikerziehung und modernen Methoden macht die Ausbildung besonders zukunftsorientiert und praxisnah.

Eine Investition in die Zukunft

Die neue Zusatzausbildung ist mehr als nur ein weiteres Bildungsangebot – sie ist eine Investition in die kulturelle Zukunft Ostbelgiens. Durch die Qualifizierung von Fachlehrern für Musikerziehung wird sichergestellt, dass auch kommende Generationen von Schülern in den Genuss einer fundierten musikalischen Bildung kommen.

Musik ist mehr als ein schönes Extra“, so lautete das Motto bei der Vorstellung der Ausbildung. Dieses Statement verdeutlicht, dass Musikerziehung nicht als verzichtbarer Luxus, sondern als wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Bildung verstanden wird.

Für alle, die sich für die Zusatzausbildung interessieren, bieten sowohl die AHS als auch die Musikakademie der DG ausführliche Informationen an. Die Einschreibung für den Start im September ist noch bis Ende Juni möglich – eine Chance für alle, die ihre Leidenschaft für Musik an die nächste Generation weitergeben möchten.

Geschrieben von: RadioMonster.FM