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Dem 28.03.2019 haben Millionen Rammstein-Fans hingefiebert, denn an diesem Donnerstag wurde ein neuer Song in Form eines Musikvideos mit Überlänge veröffentlicht.
„Deutschland“ nennt sich der Titel und hat bereits Tage zuvor für Gesprächsstoff gesorgt, da ein Teaser des Musikclips die Bandmitglieder in Häftlingskleidung am Galgen in einem KZ zeigen. Aufgeregt wurde den Industrial-Metallern eine Relativierung der Gräuel an Juden vorgeworfen, die Ausnutzung der Kunstfreiheit, den Missbrauch von Leid zu Unterhaltungszwecken, mindestens aber Geschmacksverirrung. Nachdem nun der ganze Song bekannt ist, ist das Meinungsspektrum noch breiter. Für Künstler eine gute Sache – schließlich kommen sie so ins Gespräch, wenn wirklich jeder eine Meinung zu einem Machwerk hat.
Schon in ihren Anfangstagen standen die Berliner, die u. a. aus der DDR-Punkband „Feeling B“ hervorgegangen sind, als Botschafter der „Neuen Deutschen Härte“ (Genre) in der Kritik. Mit dem muskulösen und auf der Bühne martialisch wirkenden Sänger Till Lindemann, der das „R“ so schön rollen kann, von Gewaltfantasien singt und sich einer bestimmten Nazi-Ästhetik bedient, wurden sie als rechtsoffen, sogar rechtsextrem gebrandmarkt, freilich oft von Journalisten, die wenig Vorwissen in der Metal- und Punkszene gesammelt hatten. Die Rufe nach Boykott wurden leiser, als die Band 2001 auf ihrem Album „Mutter“ mit dem Song „Links 2 3 4“ klargestellt haben, auf welcher Seite ihr Herz schlägt.
Die aktuelle Singleauskopplung „Deutschland“, die sicherlich nicht allzu oft im Radio gespielt werden wird, wird ein Song des am 17. Mai erscheinenden, schlicht „Rammstein“ benannten neuen Albums werden. Es ist das erste reguläre Album nach „Liebe ist für alle da“, welches vor 10 Jahren erschien.
Deutsche Geschichte im Fiebertraum
Mit dem Video, das inklusive Intro und Outro über 9 Minuten lang ist, zeigt die Band unsortierte Abschnitte der deutschen Geschichte, die von Schlachten von Germanenverbänden gegen Römerarmeen über Kaiser Barbarossa, die Goldenen Zwanziger, die DDR-Zeit, den Nationalsozialismus bis hin zur futuristisch ausgemalten Zukunft reicht. Zahlreiche Anspielungen bemerkt man erst beim wiederholten Schauen – der Clip ist sehr dicht, sehr vollgepackt mit Bildern und verwirrt mit einer schwarzen Frau, die in Kostümierungen historische Figuren spielt und „Germania“ darstellt.
(Un)gewollte Missverständnisse
Es finden sich Verweise auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Insgesamt sagt der Text zwar „Deutschland – meine Liebe kann ich dir nicht geben“, doch ebenso lautet eine Hookline „Deutschland, Deutschland über allen“, die von zahlreichen Menschen falsch verstanden werden kann. Zum Beispiel von den Millionen nicht-deutschsprachigen Rammsteinfans sowie von Hörern, die sich nicht mit dem Text beschäftigen, aber umso heftiger diese Textzeile wahrnehmen.
Rammstein bleibt im Gespräch. Es ist wahrscheinlich, dass die Band den Medienaufreger um die KZ-Insassen-Inszenierung bewusst als Honeypot eingesetzt hat, um Aufmerksamkeit zu generieren. Da die Band jedoch ihre gesamte Stadientournee innerhalb von Stunden ausverkauft hat und auch keine Probleme beim Plattenabsatz haben dürfte, ist eher davon auszugehen, dass Rammstein eine Botschaft loswerden oder ein Experiment starten wollten.
Written by: RadioMonster.FM
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