Wirtschaft & Politik

Nullrunde für 730.000 Rentner: Warum die Rentenerhöhung 2025 nicht bei allen ankommt

today18.03.2025

Hintergrund

Die für Juli 2025 angekündigte Rentenerhöhung von 3,74 Prozent klingt zunächst nach einer guten Nachricht für alle Ruheständler. Doch für rund 730.000 Rentnerinnen und Rentner, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, bedeutet diese vermeintliche Erhöhung faktisch keinen Cent mehr im Geldbeutel. Der Grund: Die Rentenerhöhung wird vollständig auf die Grundsicherungsleistungen angerechnet, was zu einer finanziellen Nullrunde für die ohnehin ärmsten Rentner führt.

Wenn mehr Rente weniger bedeutet: Das Anrechnungsproblem

Nullrunde für 730.000 Rentner: Warum die Rentenerhöhung 2025 nicht bei allen ankommt

Das Problem liegt im System der Grundsicherung selbst. Steigt die Rente, sinkt im gleichen Maße die Grundsicherungsleistung. Für Betroffene ändert sich an der Gesamtsumme ihres verfügbaren Einkommens dadurch nichts. Sie bekommen jeden Monat denselben Betrag wie zuvor – nur dass ein größerer Teil davon nun als Rente und ein kleinerer Teil als Grundsicherung deklariert wird.

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, kritisiert diesen Mechanismus scharf: „Zu sagen, man wolle etwas tun, reicht noch nicht. Das derzeitige System entwertet jede Rentenerhöhung für die Ärmsten unserer Gesellschaft. Es ist wie ein Hamsterrad, aus dem die Betroffenen nicht ausbrechen können.“

Erschreckende Zahlen zur Altersarmut

Ende September 2024 haben laut dem Statistischen Bundesamt knapp 730.000 Menschen Grundsicherung im Alter bezogen. Trotz jahrzehntelanger Arbeit reicht ihre Rente nicht zum Leben aus. Besonders betroffen sind Frauen, die aufgrund von Erziehungszeiten, Teilzeitarbeit oder niedrigen Löhnen oft nur geringe Rentenansprüche erworben haben.

Die Rentenerhöhung ab Juli 2025 bedeutet konkret: Bei einer bisherigen Rente von 1000 Euro steigt der Betrag auf 1037,40 Euro. Für Grundsicherungsempfänger wird dieser Zuwachs von 37,40 Euro jedoch direkt von der Grundsicherung abgezogen – das Gesamteinkommen bleibt identisch.

Die Würde im Alter bewahren

Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, betont: „Durch die Dynamik von Renten und Rentenanwartschaften partizipieren die Rentnerinnen und Rentner in jedem Jahr an der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes.“ Doch genau diese Teilhabe bleibt Grundsicherungsempfängern verwehrt.

Besonders bitter ist die Situation für Menschen, die jahrzehntelang in die Rentenkasse eingezahlt haben und nun feststellen müssen, dass Rentenerhöhungen für sie praktisch wertlos sind. Sie fühlen sich vom System im Stich gelassen und ihrer Würde beraubt.

Lösungsansätze für mehr Gerechtigkeit

Eine mögliche Lösung wäre ein Freibetrag für Rentenerhöhungen in der Grundsicherung. Ähnlich wie bei Erwerbseinkommen könnte ein Teil der Rentenerhöhung anrechnungsfrei bleiben, sodass auch Grundsicherungsempfänger von steigenden Renten profitieren.

Auch eine grundlegende Reform des Rentensystems wird von vielen Experten gefordert. Das aktuelle Rentenniveau von 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes reicht oft nicht aus, um Altersarmut zu verhindern. Eine Umfrage der Deutschen Rentenversicherung zeigt, dass für 89 Prozent der Befragten die gesetzliche Rente die wichtigste Altersvorsorge darstellt – umso wichtiger wäre es, dass sie auch zum Leben reicht.

Die Politik steht vor der Herausforderung, das Rentensystem so zu gestalten, dass es auch für die Schwächsten der Gesellschaft funktioniert. Denn ein würdevolles Leben im Alter sollte keine Frage des Geldbeutels sein, sondern ein Grundrecht für alle, die ihr Leben lang zum Wohlstand der Gesellschaft beigetragen haben.

Geschrieben von: RadioMonster.FM