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Oliver Baumann im DFB-Tor: Nagelsmanns Notlösung für die Torhüterkrise

today20.03.2025

Hintergrund

Die deutsche Nationalmannschaft steht vor einem ungewohnten Problem: Nach dem Rücktritt von Manuel Neuer und der Verletzung von Marc-André ter Stegen klafft eine Lücke im DFB-Tor. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat nun eine überraschende Entscheidung getroffen – Oliver Baumann wird heute Abend gegen Italien im Kasten stehen. Der 34-jährige Hoffenheimer, der 2020 erstmals ins Nationalteam berufen wurde ohne zum Einsatz zu kommen, erhält nun seine große Chance. Doch was steckt hinter Nagelsmanns Entscheidung und was bedeutet sie für die Zukunft der deutschen Torhüter?

Nagelsmanns „Millimeterentscheidung“ für Baumann

Oliver Baumann im DFB-Tor: Nagelsmanns Notlösung für die Torhüterkrise

Der Bundestrainer bezeichnet seine Wahl als „eine Millimeterentscheidung“. Besonders beeindruckt zeigt sich Nagelsmann von Baumanns „Konstanz über einen längeren Zeitraum“ und seiner Erfahrung aus rund 500 Profispielen. Selbst ein Fehlpass in Baumanns letzter Bundesliga-Partie konnte daran nichts ändern – der Hoffenheimer gilt als verlässlicher Rückhalt eines Mittelklasseklubs.

„Oliver wird morgen im Tor stehen“, verkündete Nagelsmann gestern auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Italien. „Er soll keine Ära prägen, sondern ein akutes Vakuum füllen.“ Diese Aussage macht deutlich: Es handelt sich um eine temporäre Lösung für ein unerwartetes Problem.

Die Krise im deutschen Torwartwesen

Für ein Land, das traditionell für seine herausragenden Torhüter bekannt ist, stellt die aktuelle Situation eine ungewohnte Herausforderung dar. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bringt die Bedenken vieler Fans auf den Punkt: „Neuer nicht mehr da, ter Stegen verletzt – und die anderen haben noch nicht so überragende Leistungen gezeigt.“

In deutschen Medien wird bereits über eine mögliche Rückkehr von Manuel Neuer zur WM 2026 spekuliert – ein Indiz dafür, wie prekär die Lage eingeschätzt wird. Das Problem hat strukturelle Ursachen: In den vergangenen Jahren haben Bundesligavereine verstärkt auf erfahrene ausländische Torhüter gesetzt, wodurch junge deutsche Talente kaum Chancen erhielten.

Hoffnung auf junge Talente

Einer der wenigen Lichtblicke ist Noah Atubolu, der 21-jährige Keeper des SC Freiburg. Obwohl er noch am Anfang seiner Karriere steht, könnte er in Zukunft ein Kandidat für das deutsche Tor werden. Nagelsmann fordert daher einen mutigeren Umgang mit deutschen Torwarttalenten: „Wir müssen jungen Torhütern die Möglichkeit geben, Fehler zu machen und daran zu wachsen, ohne sofort kritisiert oder ausgewechselt zu werden.“

Als positives Beispiel nennt der Bundestrainer Gianluigi Donnarumma, der bereits als Teenager in der italienischen Nationalmannschaft debütierte und heute zu den weltbesten Torhütern zählt. Eine solche Entwicklung wünscht sich Nagelsmann auch für deutsche Talente.

Baumann als Übergangslösung

Für den Hoffenheimer Keeper ist die Nominierung trotz der Umstände eine große Ehre. Nach Jahren konstanter Leistungen in der Bundesliga erhält er nun endlich seine Chance im DFB-Trikot. „Ich fühle mich bereit und werde alles geben“, erklärte Baumann vor dem wichtigen Duell.

Nagelsmann betont jedoch, dass die Entscheidung für Baumann nicht bedeutet, dass andere Kandidaten wie Bernd Leno oder Kevin Trapp keine Chancen mehr haben. „Wir werden die Situation nach den anstehenden Spielen neu bewerten“, so der Bundestrainer. „Bis zur WM 2026 ist noch viel Zeit, und wir hoffen natürlich auch auf eine baldige Rückkehr von Marc-André ter Stegen.“

Der heutige Test gegen Italien

Das Nations-League-Spiel gegen Italien heute Abend (20:45 Uhr, ARD) wird für Baumann zur Feuertaufe. Im legendären San Siro Stadion trifft er auf hochkarätige Stürmer wie Federico Chiesa und Gianluca Scamacca. Nagelsmann gibt sich trotz der Torhütersituation und weiterer personeller Probleme optimistisch: „Wir wollen nicht taktieren. Generell gehen wir so rein, dass wir beide Spiele gewinnen wollen.“

Besonders bitter: Neben ter Stegen fehlen auch Florian Wirtz und Kai Havertz verletzungsbedingt. Mit Jamal Musiala steht nur noch ein Offensivwirbelwind zur Verfügung. „Jamal soll spielen, was ihm Spaß macht“, so Nagelsmann, der auch Leroy Sané trotz dessen schwankender Form in der Startelf sehen möchte.

Die deutsch-italienischen Duelle haben eine lange Geschichte – vom „Jahrhundertspiel“ 1970 über die Niederlage 1982 bis zum Halbfinal-Aus 2006. Doch Nagelsmann will den Blick nach vorne richten: „Ich beschäftige mich tatsächlich wenig mit der Vergangenheit. Ich versuche lieber, die Aktualität zu beeinflussen. Ich hoffe, dass wir eigene Geschichten schreiben.“

Geschrieben von: RadioMonster.FM


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