
Tophits Charts & Hits
Dance Dance Hits & Classics
Evergreens Best of 60's - 00's
2000’s Die größten Hits von 2000 bis 2009
Rock Today's Rock Music
Schlager Deutscher Schlager
today18.03.2025
Der Industrieriese Siemens hat einen der größten Stellenabbaupläne der letzten Jahre angekündigt: Rund 6.000 Arbeitsplätze weltweit sollen wegfallen, davon 2.850 in Deutschland. Besonders betroffen sind das Automatisierungsgeschäft der Sparte Digital Industries und der Bereich Ladelösungen für Elektrofahrzeuge. Die Nachricht kommt für viele überraschend, obwohl Konzernchef Roland Busch bereits im Herbst einen Stellenabbau im vierstelligen Bereich angedeutet hatte. Die Gewerkschaften laufen Sturm gegen die Entscheidung, während Siemens auf schwache Nachfrage und hohe Lagerbestände verweist.
Die Zahlen sind beeindruckend und beunruhigend zugleich. Bis Ende September 2027 sollen im Automatisierungsgeschäft von Siemens insgesamt 5.600 Stellen gestrichen werden, davon 2.600 in Deutschland. Zusätzlich plant der Konzern, weitere 450 Arbeitsplätze im Bereich der Ladelösungen für Elektrofahrzeuge abzubauen, 250 davon in Deutschland.
„Insbesondere der deutsche Markt ist seit zwei Jahren rückläufig. Daher müssen Kapazitäten in Deutschland angepasst werden“, erklärt Siemens in einer Mitteilung. Trotz dieser drastischen Maßnahme versichert das Unternehmen, dass der Personalbestand in Deutschland insgesamt „in der Tendenz konstant“ bleiben soll, da in wachsenden Bereichen weiterhin neue Mitarbeiter eingestellt werden.
Während Siemens noch keine detaillierten Angaben zu den betroffenen Standorten gemacht hat, gilt es als wahrscheinlich, dass vor allem Bayern einen großen Teil des Stellenabbaus schultern muss. In Bayern befinden sich die meisten Werke der Digital Industries Sparte, darunter Standorte in Erlangen, Fürth, Nürnberg und Amberg.
In Erlangen arbeiten etwa 3.500 Menschen für Siemens, in Fürth 1.600 und in Amberg sogar 4.500 Mitarbeiter. Besonders im Verwaltungs- und Managementbereich in Nürnberg könnten viele Jobs gefährdet sein.
Siemens begründet den Stellenabbau mit mehreren Faktoren. Im Automatisierungsgeschäft kämpft der Konzern mit hohen Lagerbeständen bei Kunden und Händlern, was die Nachfrage und die Auslastung der Produktion beeinträchtigt. Trotz dieser Herausforderungen konnte Siemens im ersten Quartal einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro verbuchen.
Im Bereich der Ladelösungen für Elektrofahrzeuge sieht Siemens hingegen zu wenig Wachstumspotenzial und starken Preisdruck. Der Konzern will sich künftig auf Marktsegmente mit höherem Wachstumspotenzial konzentrieren, insbesondere auf Schnellladeinfrastrukturen für Flotten.
Cedrik Neike, Industrievorstand bei Siemens, erklärt die Strategie: „Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit in diesem Umfeld weiter stärken. Wir müssen regional ausgeglichener werden und eine breitere Kundenbasis gewinnen. Wir brauchen ein Automatisierungsgeschäft, das noch schneller und agiler ist.“
Die Ankündigung stößt auf massiven Widerstand bei den Arbeitnehmervertretern. Birgit Steinborn, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei Siemens, zeigt sich empört: „Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen bei der DI und sind angesichts der massiven geplanten Abbauzahl überrascht und verärgert. Wenn die One Tech Company ein Wachstumsprogramm sein soll, dann fordern wir, dass Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen statt zugunsten der Profitmarge abgebaut werden.“
Auch Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, findet deutliche Worte: „Auf der einen Seite das zukunftsorientierte Zielbild einer ‚One Tech Company‘ zu entwerfen, und auf der anderen Tausende Stellen abzubauen, ist den Beschäftigten nicht vermittelbar. Das Vertrauen, dass die Beschäftigten auf dem Weg durch die Transformation und in die neue Aufstellung mitgenommen werden, wird durch solche Maßnahmen ganz schnell zerschlagen.“
Steffen Reißig, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig, wo 200 Jobs bei Siemens eMobility betroffen sind, kündigt Widerstand an: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, denn bei uns steht der Mensch im Fokus. Eine unternehmerische Entscheidung darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.“
Ein wichtiger Aspekt des angekündigten Stellenabbaus: Siemens plant, diesen ohne betriebsbedingte Kündigungen durchzuführen. Stattdessen sollen Instrumente wie Altersteilzeit, Vorruhestandsregelungen und Abfindungen zum Einsatz kommen. Auch Umschulungen und interne Versetzungen in wachsende Geschäftsbereiche werden als Möglichkeiten genannt.
Trotz dieser Zusage bleibt die Frage, wie der massive Stellenabbau ohne negative Auswirkungen auf die betroffenen Mitarbeiter und Standorte realisiert werden kann. Jürgen Kerner von der IG Metall betont: „Die Transformation bewältigt man nicht durch Abbau, sondern durch positive Veränderung – also vor allem Weiterentwicklung und Qualifizierung.“
Der angekündigte Stellenabbau bei Siemens reiht sich in eine beunruhigende Entwicklung ein. Erst 24 Stunden zuvor hatte der Automobilhersteller Audi angekündigt, 7.500 Stellen zu streichen. Diese parallelen Entwicklungen werfen Fragen zur Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland auf.
Experten sehen mehrere Faktoren, die zu dieser Entwicklung beitragen: steigende Energiekosten, der zunehmende globale Wettbewerb, insbesondere aus Asien, und die Herausforderungen der digitalen Transformation. Gleichzeitig steht Siemens weiterhin zum Standort Deutschland und betont, dass der Personalbestand insgesamt stabil bleiben soll.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie Siemens den geplanten Stellenabbau umsetzen wird und welche Auswirkungen dies auf die betroffenen Standorte und die deutsche Industrielandschaft insgesamt haben wird. Eines steht jedoch fest: Die Arbeitnehmervertreter werden jeden einzelnen Arbeitsplatz verteidigen und auf sozial verträgliche Lösungen drängen.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
Arbeitsplätze Automatisierung deutsche Wirtschaft Digital Industries Elektromobilität IG Metall Industriestandort Deutschland Roland Busch Siemens Stellenabbau
RADIOMONSTER.FM - Bei uns bist DU Musikchef!