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Schock in Sachsen: 16-Jähriger stellt tödliches Rizin in Heimlabor her

today17.04.2025

Hintergrund

In Zeithain, Sachsen, hat die Polizei gestern bei einem 16-jährigen Jugendlichen mehrere Ampullen mit dem hochgiftigen biologischen Kampfstoff Rizin sichergestellt. Bei einer Durchsuchung des Elternhauses entdeckten die Ermittler ein speziell eingerichtetes Labor im Dachgeschoss, in dem der Teenager ein tödliches Gemisch aus Rizin und Aconitin hergestellt hatte. Das Landeskriminalamt Sachsen ermittelt nun wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz – ein Haftbefehl wurde bislang allerdings nicht beantragt.

Verdacht durch auffällige Chemikalienbestellungen

Schock in Sachsen: 16-Jähriger stellt tödliches Rizin in Heimlabor her

Wie ein Sprecher des LKA gegenüber dem MDR erklärte, waren die Ermittler auf den Jugendlichen aufmerksam geworden, weil er bestimmte Chemikalien im Internet bestellt hatte. „Unternehmen sind gemäß einer EU-Verordnung verpflichtet, der Polizei Meldung zu erstatten, wenn bestimmte chemische Stoffe oder Gemische bestellt werden, die zur Herstellung explosiver Stoffe oder chemischer Waffen genutzt werden könnten“, so der LKA-Sprecher.

Interessanterweise war es nicht die erste Durchsuchung bei dem Teenager. Bereits im Dezember letzten Jahres hatten die Behörden seine Wohnung durchsucht und geringe Mengen der Giftstoffe gefunden. Offenbar gelang es dem jungen Mann trotz dieser Warnung, weiterhin an die notwendigen Materialien zu gelangen.

Ein „unbeschriebenes Blatt“ mit gefährlichem Hobby

Der 16-Jährige gilt laut Behörden als „unbeschriebenes Blatt“ – er ist nicht vorbestraft und war bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Das macht den Fall umso mysteriöser. „Derzeit ist unklar, was der Jugendliche mit dem tödlichen Gift plante und ob er einer bestimmten Gruppierung angehörte“, teilte das Landeskriminalamt mit.

Bei der aktuellen Durchsuchung wurden Experten des Robert Koch-Instituts hinzugezogen, während die Feuerwehr eine Dekontaminationsstrecke aufbaute. Erst nach Sicherstellung aller giftigen Substanzen kann eine detaillierte Auswertung stattfinden.

Was macht Rizin so gefährlich?

Rizin zählt zu den tödlichsten natürlichen Giften überhaupt. Der Eiweißstoff wird aus den Samenkörnern des Wunderbaums (Ricinus Communis) gewonnen. Das Gift ist so potent, dass bereits acht Samenkörner ausreichend Gift enthalten können, um einen Menschen zu töten. Besonders beunruhigend: Ein Gegengift existiert nicht. Die Wissenschaft forscht laut der Medizinischen Fakultät an der Universität Münster seit Jahrzehnten erfolglos nach einem Antidot.

Das Robert Koch-Institut warnt, dass selbst geringste Dosen innerhalb von 36 bis 72 Stunden zum Tod führen können. Aufgrund seiner extremen Toxizität ist Rizin in Deutschland auf der Kriegswaffenliste für biologische Waffen aufgeführt.

Der zweite gefundene Giftstoff, Aconitin, stammt vom Blauen Eisenhut und ist ebenfalls hochgiftig. Die Kombination beider Substanzen deutet auf fortgeschrittene chemische Kenntnisse hin.

Kein Einzelfall in Deutschland

Leider ist der Fund in Zeithain nicht der erste dieser Art in Deutschland. In der Vergangenheit gab es mehrfach Rizin-Funde im Zusammenhang mit kriminellen und terroristischen Straftaten. 2020 wurde ein islamistischer Anschlag in Düsseldorf mit Rizin vereitelt, und 2023 verhinderten Sicherheitsbehörden einen ähnlich geplanten Angriff in Castrop-Rauxel.

Die aktuelle Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf ein größeres Problem: Wie leicht können gefährliche Substanzen trotz Kontrollen beschafft werden? Und wie kann verhindert werden, dass Jugendliche sich für den Umgang mit solchen tödlichen Stoffen interessieren?

Die Ermittlungen zum Motiv des Jugendlichen laufen auf Hochtouren. Ob es sich um ein gefährliches Experiment, einen konkreten Anschlagsplan oder etwas anderes handelt, bleibt vorerst unklar. Der Fall zeigt jedoch einmal mehr, dass die Überwachung von Chemikalienbestellungen und das Meldewesen bei verdächtigen Aktivitäten funktionieren – in diesem Fall möglicherweise gerade noch rechtzeitig.

Geschrieben von: RadioMonster.FM