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today22.04.2025
Wenn sich die Sixtinische Kapelle hinter den Kardinälen verschließt, beginnt eines der ältesten und geheimnisvollsten Wahlverfahren der Welt. Nach dem Tod von Papst Franziskus stehen wir kurz vor einem neuen Konklave, bei dem 137 Kardinäle unter absoluter Geheimhaltung und ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt das nächste Oberhaupt von 1,3 Milliarden Katholiken wählen werden. Während die Welt auf weißen Rauch wartet, laufen hinter den verschlossenen Türen jahrhundertealte Rituale ab – ganz ohne moderne Kommunikationsmittel.
Das Wort „Konklave“ stammt vom lateinischen „cum clave“ – „mit Schlüssel“ und beschreibt treffend die strenge Isolation, in der die Papstwahl stattfindet. Spätestens 20 Tage nach dem Tod von Papst Franziskus werden die wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zusammenkommen. Nur Kardinäle unter 80 Jahren dürfen an der Wahl teilnehmen.
Der Ablauf folgt einem präzisen Protokoll: Nach einer feierlichen Messe im Petersdom ziehen die Kardinäle in einer Prozession in die Sixtinische Kapelle ein. Mit dem Ausruf „Extra omnes!“ („Alle hinaus!“) werden alle Nicht-Kardinäle aufgefordert, den Raum zu verlassen, und die Türen werden verschlossen.
Die eigentliche Wahl verläuft erstaunlich traditionell. Jeder Kardinal erhält einen rechteckigen Stimmzettel mit der Aufschrift „Eligo in summum pontificem“ („Ich wähle zum höchsten Pontifex“). Darunter schreibt er den Namen seines Kandidaten – möglichst in veränderter Handschrift, um seine Identität zu verschleiern.
Nach einem feierlichen Eid tritt jeder Kardinal einzeln an den Altar, hält seinen Stimmzettel hoch und spricht: „Ich rufe Christus, den Herrn, der mich richten wird, zum Zeugen an, dass ich denjenigen wähle, den ich nach Gottes Willen für den Würdigsten halte.“ Dann faltet er den Zettel und legt ihn in eine Urne.
Pro Tag finden maximal vier Wahlgänge statt – zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag. Um gewählt zu werden, benötigt ein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit.
Die Kardinäle sind während des Konklaves komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Sie wohnen im Vatikan-eigenen Gästehaus Santa Marta, dürfen aber keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Mobiltelefone, Laptops, Radios und Fernseher sind streng verboten. Selbst die Fenster werden verhängt, damit kein Blick nach draußen möglich ist.
Diese strikte Isolation hat historische Gründe. Früher sollte sie verhindern, dass weltliche Herrscher Einfluss auf die Wahl nehmen. Heute soll sie sicherstellen, dass die Kardinäle ihre Entscheidung frei von äußeren Einflüssen und medialer Berichterstattung treffen.
Der Vatikan setzt zudem modernste Sicherheitstechnik ein. Die Sixtinische Kapelle wird regelmäßig auf Abhörgeräte untersucht, und spezielle Störsender blockieren jegliche elektronische Kommunikation. Wer gegen die Schweigepflicht verstößt, dem droht die Exkommunikation.
Nach jedem erfolglosen Wahlgang werden die Stimmzettel mit feuchtem Stroh verbrannt, was schwarzen Rauch erzeugt – das Signal für die wartende Menge auf dem Petersplatz, dass noch kein neuer Papst gewählt wurde. Bei einer erfolgreichen Wahl werden die Stimmzettel mit trockenem Stroh verbrannt, was weißen Rauch produziert.
Um Missverständnisse zu vermeiden, werden heute zusätzlich chemische Zusätze verwendet, die eindeutig schwarzen oder weißen Rauch erzeugen. Zudem läuten bei erfolgreicher Wahl die Glocken des Petersdoms.
Kardinal Kevin Farrell, der nach dem Tod von Franziskus als Camerlengo fungiert, erklärt dazu: „Die Tradition des Rauchs ist ein wichtiges Symbol für die Verbindung zwischen dem geschlossenen Konklave und der wartenden Weltgemeinschaft.“
Hat ein Kandidat die erforderliche Mehrheit erreicht, wird er vom Kardinaldekan gefragt: „Nimmst du deine kanonische Wahl zum Papst an?“ Bei Zustimmung wird er sofort zum Papst und wählt seinen Papstnamen.
Anschließend wird er in der Sala delle Lacrime („Zimmer der Tränen“) mit den päpstlichen Gewändern bekleidet. Der ranghöchste Kardinalendiakon tritt dann auf die Loggia des Petersdoms und verkündet: „Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!“ („Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst!“).
Danach tritt der neue Papst selbst auf die Loggia und erteilt seinen ersten Segen „Urbi et Orbi“ („der Stadt und dem Erdkreis“).
Die Dauer eines Konklaves kann stark variieren. Die Wahl von Franziskus im Jahr 2013 dauerte nur zwei Tage und fünf Wahlgänge. Das Konklave zur Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005 war mit 26 Stunden und vier Wahlgängen sogar noch kürzer.
Das längste Konklave der Geschichte fand von 1268 bis 1271 statt und dauerte unglaubliche 33 Monate. Die Stadtväter von Viterbo, wo das Konklave stattfand, mussten drastische Maßnahmen ergreifen: Sie sperrten die Kardinäle ein, deckten das Dach des Palastes ab und reduzierten ihre Nahrung auf Brot und Wasser, um sie zu einer Entscheidung zu drängen.
Kirchenhistoriker Thomas Bremer erinnert an das italienische Sprichwort: „Wer als Papst ins Konklave geht, verlässt es als Kardinal“ – ein Hinweis darauf, dass Favoriten selten gewählt werden und das Ergebnis oft überraschend ausfällt.
Trotz seiner langen Tradition steht das Konklave zunehmend in der Kritik. Kritiker wie das Netzwerk SNAP (Survivors Network of those Abused by Priests) bemängeln die fehlende Transparenz und fordern eine offenere Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Kirche, insbesondere bei der Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen.
„Die Geheimhaltung mag Tradition haben, aber in einer Zeit, in der Transparenz für Institutionen immer wichtiger wird, wirkt dieser verschlossene Prozess anachronistisch“, erklärt ein Kirchenexperte. „Besonders problematisch ist, dass bereits im Vorfeld Kritik an mehreren potenziellen Kandidaten geäußert wurde, darunter Péter Erdö, Kevin Farrell und Víctor Fernández, denen unsachgemäßer Umgang mit Missbrauchsfällen vorgeworfen wird.“
Die Wahl eines neuen Papstes hat weitreichende geopolitische Auswirkungen. Kardinal Reinhard Marx betonte im ZDF-Interview: „Der Weg geht nach vorne und nicht zurück. Es geht um eine Person, die verbinden kann, die Menschen zusammenführen kann.“
Die Herkunft des neuen Papstes könnte die Schwerpunkte seines Pontifikats maßgeblich beeinflussen. Ein Papst aus dem globalen Süden würde vermutlich andere Akzente setzen als ein Europäer. Themen wie Klimaschutz, Migration, Armut und der Dialog mit anderen Religionen hängen stark davon ab, wer das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wird.
Während die Welt auf den weißen Rauch wartet, bleibt die Papstwahl das, was sie seit Jahrhunderten ist: ein faszinierendes Zusammenspiel aus Tradition, Politik und Glauben – und ein Ritual, das auch im digitalen Zeitalter bewusst auf moderne Kommunikationsmittel verzichtet, um seine Integrität zu bewahren.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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