Wirtschaft & Politik

Tarifeinigung im öffentlichen Dienst: Mehr Lohn für 2,5 Millionen Beschäftigte

today06.04.2025

Hintergrund

Nach zähen Verhandlungen haben sich Gewerkschaften und Arbeitgeber im öffentlichen Dienst auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die rund 2,5 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen dürfen sich auf Lohnerhöhungen von insgesamt 5,8 Prozent in zwei Stufen freuen. Zusätzlich wurden Verbesserungen bei Schichtzulagen, Jahressonderzahlungen und Urlaubsansprüchen vereinbart. Die Einigung verhindert weitere Streiks und bringt Planungssicherheit für die nächsten zwei Jahre.

Die Details der Tarifeinigung im Überblick

Tarifeinigung im öffentlichen Dienst: Mehr Lohn für 2,5 Millionen Beschäftigte
Ministry of the Interior and Administration, CC BY 3.0 pl, via Wikimedia Commons

Der Durchbruch in den Verhandlungen kam heute nach intensiven Gesprächen in Potsdam. Die Grundlage bildete ein Schlichterspruch, der nun mit einigen Anpassungen übernommen wurde. Die wichtigsten Punkte des Tarifabschlusses:

Ab dem 1. April 2025 erhalten die Beschäftigten rückwirkend eine Erhöhung um drei Prozent, mindestens aber 110 Euro monatlich. In einem zweiten Schritt folgt ab dem 1. Mai 2026 eine weitere Steigerung um 2,8 Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 27 Monaten und gilt bis Ende März 2027.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir haben einen Tarifabschluss erreicht, der in schwierigen Zeiten einen guten Ausgleich bringt.“ Die Gewerkschaften hatten ursprünglich eine Lohnerhöhung von acht Prozent oder mindestens 350 Euro monatlich gefordert, während die Arbeitgeber mit Verweis auf angespannte Haushaltslagen zunächst zurückhaltender waren.

Zusätzliche Verbesserungen für die Beschäftigten

Neben den reinen Lohnerhöhungen umfasst der Tarifabschluss weitere Verbesserungen: Die monatlichen Schichtzulagen und Wechselschichtzulagen werden ab Juli deutlich angehoben – von 40 auf 100 Euro bzw. von 105 auf 200 Euro. Ab 2026 gibt es eine höhere Jahressonderzahlung (13. Monatsgehalt), und ab 2027 erhalten alle Beschäftigten einen zusätzlichen Urlaubstag.

Eine interessante Neuerung ist das Zeit-statt-Geld-Wahlmodell: Ab 2026 kannst du Teile deiner Jahressonderzahlung gegen bis zu drei freie Tage eintauschen. Das bietet dir mehr Flexibilität in der persönlichen Zeitgestaltung.

Flexible Arbeitszeiten als Kompromiss

Ein zentraler Punkt der Verhandlungen war das Thema Arbeitszeit. Der Tarifabschluss sieht vor, dass Beschäftigte freiwillig und befristet ihre wöchentliche Arbeitszeit auf bis zu 42 Stunden erhöhen können. Dafür gibt es einen entsprechenden Gehaltszuschlag.

Verdi-Chef Frank Werneke stellte dazu klar: „Niemand kann gedrängt werden, mehr zu arbeiten – das ist Teil der Tarifvereinbarung.“ Die Regelung soll vor allem helfen, den Fachkräftemangel in bestimmten Bereichen des öffentlichen Dienstes zu lindern.

Kosten und Reaktionen

Die Kosten des Tarifabschlusses belaufen sich laut Bundesinnenministerium allein für die Tarifbeschäftigten des Bundes auf etwa 1,94 Milliarden Euro. Der Bund beschäftigt rund 132.000 Personen, während die Kommunen etwa 2,6 Millionen Beschäftigte umfassen.

Die Reaktionen auf den Abschluss fallen gemischt aus. Volker Geyer, Verhandlungsführer des dbb Beamtenbunds, erklärte: „In dieser Einigung kann sich jede und jeder wiederfinden.“ Frank Werneke von Verdi räumte ein: „Es ist ein schwieriges Ergebnis in schwierigen Zeiten.“ Die Annahme sei nicht leicht gefallen, letztlich aber ein tragfähiger Kompromiss.

Für die Kommunen bedeutet der Abschluss eine erhebliche finanzielle Belastung. Besonders für kommunale Krankenhäuser wurden spezielle Regelungen vereinbart, um deren wirtschaftliche Situation zu berücksichtigen.

Angleichung zwischen Ost und West

Ein weiterer positiver Aspekt der Einigung ist die Beseitigung noch bestehender Unterschiede zwischen Ost und West. Dies betrifft insbesondere Regelungen zum Kündigungsschutz und zu Befristungen, die nun bundesweit einheitlich gestaltet werden.

Die Übertragung des Abschlusses auf Beamtinnen und Beamte liegt übrigens in der Verantwortung der künftigen Bundesregierung. Auch die Länder sind nicht Teil dieser Tarifgemeinschaft und verhandeln separat über die Gehälter ihrer Beschäftigten.

Mit diesem Tarifabschluss ist nun zumindest für die nächsten zwei Jahre Ruhe an der Tariffront des öffentlichen Dienstes eingekehrt – eine gute Nachricht für alle, die auf öffentliche Dienstleistungen angewiesen sind und in den vergangenen Monaten von Warnstreiks betroffen waren.

Geschrieben von: RadioMonster.FM