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today31.03.2025
Der neueste Dortmunder Tatort „Abstellgleis“ präsentiert sich als zwiespältiges Seherlebnis. Einerseits bietet er eine Geschichte von „ermüdender Schlichtheit“, andererseits räumt er endlich mit einer der nervigsten Figuren der Reihe auf und liefert einige knackige Dialoge. Während Kommissar Faber (Jörg Hartmann) selbst unter Mordverdacht gerät, kehrt überraschend sein alter Kollege Kossik (Stefan Konarske) zurück und sorgt für frischen Wind in der etablierten Ermittlergruppe.
Im Zentrum der Handlung steht der zwielichtige Hochstapler Magnus Gabor (Stefan Haschke), der in der Rechtsmedizin arbeitet. Nach dem Mord an seiner Ghostwriterin für eine Doktorarbeit wird auch KTU-Chef Haller (Tilman Strauß), ein langjähriger Widersacher von Kommissar Faber, zum Opfer. Was als routinierte Mordermittlung beginnt, entwickelt sich schnell zu einem komplexen Fall mit zahlreichen Verdächtigen aus dem eigenen Umfeld.
Die Eröffnungsszene setzt bereits den Ton für die folgenden 90 Minuten. Ein humorvoller Dialog zwischen dem unsympathischen Haller und Kommissarin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) gibt einen Vorgeschmack auf die pointierten Wortgefechte: „Kaufen Sie sich einen Hund, vielleicht redet der mit Ihnen“ – „Ich brauch keinen Hund, ich hab ja Sie.“ Das Drehbuch von Jürgen Werner glänzt immer wieder mit solchen verbalen Schlagabtäuschen, die den eher konventionellen Kriminalfall auflockern.
Besonders interessant wird es, als der totgeglaubte Kommissar Kossik wieder auftaucht – jetzt beim LKA tätig – und mit Faber aneinandergerät. Ihr Dialog spiegelt die angespannte Beziehung perfekt wider:
Kossik: „War er korrupt?“
Faber: „Er war ein Sackgesicht!“
Kossik: „So wie Sie.“
Faber: „Ja, aber korrupt?“
Kossik: „Noch eine weitere Gemeinsamkeit.“
Diese Konfrontation führt zu einer unerwarteten Dynamik, als Faber selbst zum Hauptverdächtigen wird. Herzog kommentiert Fabers gewohnt desolates Erscheinungsbild mit dem treffenden Satz: „Jetzt sehen Sie endlich wieder wie Faber aus“ – ein kleiner, aber feiner Moment für Fans der Reihe.
Während die Ermittlungen voranschreiten, werden weitere Verdächtige ins Visier genommen, darunter der Polizist Otto Pösken (Malick Bauer) und Hallers Geliebte Rabea Sharif (Ann-Kathrin Hinz). Die Verflechtung persönlicher Beziehungen mit dem Mordfall sorgt für zusätzliche Spannungsebenen, auch wenn die visuellen Elemente des Krimis nicht immer überzeugen können.
Die Inszenierung der Verfolgungsszenen bleibt leider hinter den Erwartungen zurück und wirkt stellenweise uninspiriert. Auch die Auflösung des Falls – ein Kollege des ermordeten Gerichtsmediziners entpuppt sich als Täter – gerät durch die Vielzahl an persönlichen Konflikten fast zur Nebensache.
Neben dem Hauptfall bietet „Abstellgleis“ einige interessante Nebenhandlungen. Kommissarin Herzog kämpft weiterhin mit ihrer komplizierten Beziehung zu ihrer Mutter, einer ehemaligen RAF-Terroristin, die kürzlich inhaftiert wurde. Diese persönliche Geschichte verleiht ihrem Charakter zusätzliche Tiefe und zeigt, dass die Dortmunder Tatort-Reihe durchaus Wert auf die Entwicklung ihrer Hauptfiguren legt.
Die Einführung einer neuen Ermittlerfigur deutet zudem an, dass die Macher bemüht sind, frischen Wind in die etablierte Konstellation zu bringen – was nach den jüngsten Veränderungen im Team durchaus sinnvoll erscheint.
Trotz seiner Schwächen in der visuellen Umsetzung und der teils vorhersehbaren Handlung bietet „Abstellgleis“ genug Substanz für einen unterhaltsamen Krimi-Abend. Die Stärke liegt eindeutig in den Charakteren und ihren Interaktionen, allen voran in Jörg Hartmanns eindringlicher Darstellung des kauzigen Kommissar Faber.
Mit einem Ausblick auf die kommende Episode „Feuer“, die in einem Frauenhaus spielen wird, zeigt das Dortmunder Team, dass es thematisch weiterhin relevant bleiben möchte. Die Mischung aus persönlichen Dramen und gesellschaftlich relevanten Themen könnte der Schlüssel sein, um die Reihe trotz ihrer mittlerweile routinierten Erzählweise frisch zu halten.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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