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Ein tödliches Spiel, mysteriöse weiße Türme und eine Sportart, die mehr Dramatik bietet als man denkt: Der neue Münchner Tatort „Zugzwang“ entführt dich in die elitäre Welt des Spitzenschachs, wo der Tod einer jungen Sekundantin die erfahrenen Kommissare Leitmayr und Batic vor ein komplexes Rätsel stellt. In einem luxuriösen Alpenhotel, wo sich internationale Schachgrößen messen, enthüllen die Ermittler Schicht für Schicht ein Netz aus Rivalitäten, Machtspielchen und tiefsitzenden Vorurteilen.
In dem von Nina Vukovic inszenierten Tatort wird die traditionell männerdominierte Welt des Schachs zum Schauplatz eines Mordfalls. Die Ermittler stoßen schnell auf Kamran Hasanov (Husam Chadat), den Präsidenten des internationalen Schachverbands, dessen offen frauenfeindliche Haltung sofort Verdacht erregt. Als Gegenpol fungiert die französische Schachgroßmeisterin Natalie Laurent (Roxane Duran), die in dieser Männerdomäne um Anerkennung kämpft.
„Die Schachsymbolik wird oft durch Filme verzerrt, die daraus eine Art Religion machen“, erklärt Laurent in einem aufschlussreichen Dialog mit Kommissar Batic. Diese Aussage spiegelt geschickt wider, wie der Film selbst mit den üblichen Klischees der Schachdarstellung in Krimis spielt – ohne ihnen vollständig zu erliegen.
Der Fall entwickelt sich nach klassischem Muster: In einem abgeschiedenen Luxushotel in den bayerischen Voralpen wird die Sekundantin von Laurent tot aufgefunden – gestürzt vom Dach des Hotels. War es ein Unfall, Selbstmord oder Mord? Als bei der Leiche ein weißer Turm entdeckt wird und später weitere dieser symbolträchtigen Figuren auftauchen, verdichtet sich die Atmosphäre zusehends.
Die Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl), Batic (Miroslav Nemec) und Hammermann (Ferdinand Hofer) ermitteln mit ruhiger Hand in einem Fall, der zahlreiche Verdächtige bietet: Neben Hasanov kommt auch Turnierausrichter Lars Kändler (Robert Dölle) in Frage, ebenso wie der amerikanische Schachspieler Theodore „Teddy“ Boyle (Maximilian Befort).
Eine besondere Rolle spielt der schachbegeisterte Gerichtsmediziner Dr. Steinbrecher (Robert Joseph Bartl), der den Ermittlern nicht nur mit forensischer Expertise, sondern auch mit seinem Schachwissen zur Seite steht. „Er erklärt Franz Leitmayr, Ivo Batic sowie Kalli Hammermann die Regeln des Spiels – und dem Publikum in einer zentralen Szene die Magie des Spiels aller Spiele“, wie Kritiker hervorheben. Sein späterer Tod durch Gift stellt einen seltenen Bruch mit Tatort-Traditionen dar und verleiht dem Fall eine persönliche Dimension für die Ermittler.
Als eine weitere Assistentin des Turnierleiters zusammenbricht, wird klar, dass sie alle Teil eines tödlichen Spiels sind. Die Geschehnisse entwickeln sich zu einem regelrechten Stellvertreterkrieg zwischen den Geschlechtern, in dem alte Machstrukturen auf moderne Gleichberechtigungsansprüche treffen.
Daniel Wirsching von der Augsburger Allgemeinen lobt das ruhigere Erzähltempo, das „zu den erfahrenen Ermittlern passt, die durch gewohnte Dialoge überzeugen.“ Dennoch kommt die Handlung nicht zu kurz: Verfolgungsjagden, Geiselnahmen und unkonventionelle Todesarten sorgen für Spannung, während im Hintergrund die Schachpartien weiterlaufen – ein kluges Sinnbild für das strategische Vorgehen sowohl der Mörder als auch der Ermittler.
Der Tatort baut geschickt Verbindungen zu realen Ereignissen ein, wie etwa den Betrugsvorwürfen gegen Magnus Carlsen im Jahr 2022 oder Anspielungen auf russische Einflussnahme im internationalen Sport. Dies verleiht dem Krimi eine aktuelle gesellschaftspolitische Dimension, ohne den Unterhaltungswert zu schmälern.
Nicht alle Zuschauer und Kritiker sind vollends überzeugt. Der Spiegel vergibt lediglich 2 von 10 Punkten und kommentiert: „Mit diesem philosophisch wie theologisch unverdächtigen Knobel-‚Tatort‘ wird aus dem Spiel aller Spiele keine Religion gemacht werden.“ Andere Stimmen loben zwar das intellektuelle Setting, kritisieren jedoch stellenweise fehlende Spannung oder übertriebene Symbolik.
Husam Chadat, der den Verbandspräsidenten Hasanov verkörpert, balanciert in seiner Darstellung laut Kritikern „am Rand der Karikatur“ – eine riskante, aber letztlich gelungene Interpretation eines „Chauvinisten alter Schule“. Seine Figur bringt aktuelle Debatten über Frauenrollen im Spitzensport ins Spiel und spiegelt reale Kontroversen im Schachsport wider.
Falls du die gestrige Ausstrahlung verpasst hast: Der Tatort „Zugzwang“ ist noch sechs Monate in der ARD-Mediathek verfügbar. Die nächsten Tatort-Folgen werden am 11. Mai („Solange du atmest“), am 1. Juni („Wir sind nicht zu fassen!“) und am 10. Juni („Feuer“) ausgestrahlt – allesamt sonntags um 20:15 Uhr im Ersten.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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