Wirtschaft & Politik

Tesla in der Kritik: Sammelklage wegen manipulierter Kilometerzähler in Elektroautos

today18.04.2025

Hintergrund

Der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla steht vor einer schwerwiegenden rechtlichen Herausforderung. Eine Sammelklage, die gestern in Kalifornien eingereicht wurde, wirft dem Unternehmen von Milliardär Elon Musk vor, die Kilometerzähler seiner Fahrzeuge absichtlich manipuliert zu haben. Laut Klägerseite soll Tesla die Kilometerstände künstlich beschleunigt haben, um Fahrzeuge schneller aus der Garantiezeit fallen zu lassen und dadurch Reparaturkosten einzusparen. Von dieser mutmaßlichen Praxis könnten mehr als eine Million Fahrzeughalter betroffen sein.

Die Vorwürfe im Detail: Wie Tesla angeblich Kilometerstände manipuliert

Tesla in der Kritik: Sammelklage wegen manipulierter Kilometerzähler in Elektroautos
Tesla Owners Club Belgium, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Der Hauptkläger Nyree Hinton aus Kalifornien hat detaillierte Beobachtungen vorgelegt, die die mutmaßliche Manipulation belegen sollen. Nach dem Kauf eines gebrauchten Tesla Model Y (Baujahr 2020) im Dezember 2022 stellte er ungewöhnliche Sprünge im Kilometerstand fest. Der Wagen hatte bei Übernahme etwa 59.000 Kilometer auf dem Tacho. Besonders auffällig: Die täglich vom System erfassten Strecken stiegen plötzlich von durchschnittlich 55,54 Meilen zwischen Dezember 2022 und Februar 2023 auf 72,53 Meilen pro Tag im Zeitraum März bis Juni 2023 an – ein Anstieg um mehr als 30 Prozent.

„Mein Tesla zeigte einen Anstieg von 72 Meilen pro Tag an, obwohl ich höchstens 20 Meilen gefahren bin“, erklärte Hinton in einer Stellungnahme. „Dadurch ist meine 50.000-Meilen-Garantie viel früher abgelaufen und ich musste eine Fahrwerksreparatur für 10.000 Dollar selbst bezahlen.“

Besonders brisant: Der starke Anstieg der täglich erfassten Kilometer fiel zeitlich genau mit dem Ablauf der Garantiezeit des Fahrzeugs zusammen. In der Anklageschrift heißt es: „Indem Tesla die Garantie- und Leasingkilometergrenzen an überhöhte Kilometerstände bindet, steigert das Unternehmen seine Reparatureinnahmen, reduziert die Garantieverpflichtungen und zwingt die Verbraucher, vorzeitig verlängerte Garantien zu kaufen.“

Digitale statt mechanische Kilometerzähler als Ursache

Anders als herkömmliche Fahrzeuge nutzt Tesla keine mechanischen Kilometerzähler, die direkt mit den Rädern verbunden sind. Stattdessen verwendet der Elektroautohersteller einen „Meilen-zu-elektrischer-Energie-Umrechnungsfaktor“. Dieses System berücksichtigt verschiedene Parameter wie Ladeverhalten, Straßenbedingungen und andere Faktoren, um die zurückgelegte Strecke zu berechnen.

Gemäß einem Tesla-Patent ist dieser Umrechnungsfaktor die Grundlage für die Bestimmung der gefahrenen Kilometer. Die Klägerseite vermutet, dass Tesla dieses System gezielt einsetzt, um Kilometerstände künstlich zu erhöhen und somit Garantiezeiten zu verkürzen. Besitzer werden dadurch möglicherweise gezwungen, für Reparaturen selbst aufzukommen oder teure Garantieverlängerungen abzuschließen.

Keine Einzelfälle: Community berichtet über Abweichungen

Die Vorwürfe gegen Tesla sind nicht gänzlich neu. In einschlägigen Onlineforen wie Reddit diskutieren zahlreiche Tesla-Besitzer regelmäßig über Diskrepanzen zwischen den im Fahrzeug angezeigten Werten und den tatsächlich gefahrenen Strecken. Nutzer berichten von Abweichungen bis zu 20 Prozent oder mehr, was die Vermutung systematischer Probleme oder sogar absichtlicher Manipulationen nährt.

Hinton behauptet in seiner Klage, dass sein Tesla im Vergleich zu früheren Fahrzeugen in einem ähnlichen Zeitraum sogar 117 Prozent mehr Strecke anzeigte – eine massive Diskrepanz, die kaum mit normalen Messungenauigkeiten zu erklären wäre.

Teslas Reaktion auf die Vorwürfe

Das Unternehmen hat alle Behauptungen der Klage entschieden zurückgewiesen. In einer offiziellen Mitteilung heißt es: „Tesla bestreitet sämtliche wesentlichen Behauptungen der Klage.“ Ein Unternehmenssprecher äußerte sich nicht direkt zu den konkreten Vorwürfen, verwies aber auf die allgemeine Integrität des Unternehmens: „Wir arbeiten kontinuierlich daran, die höchsten Standards einzuhalten.“

Von Elon Musk selbst gibt es bislang keine öffentlichen Stellungnahmen zu den Manipulationsvorwürfen. Tesla-Kritiker sehen in dem Schweigen des sonst so kommunikationsfreudigen CEOs ein mögliches Indiz für die Ernsthaftigkeit der Situation.

Mögliche Auswirkungen für Tesla und seine Kunden

Die Sammelklage fordert sowohl Schadensersatz als auch Strafschadensersatz für Tesla-Fahrer in Kalifornien. Bei mehr als einer Million potenziell betroffener Fahrzeuge könnte im Falle eines Schuldspruchs eine erhebliche finanzielle Belastung auf den Elektroautohersteller zukommen.

Branchenanalysten warnen bereits vor möglichen Reputationsschäden für das Unternehmen sowie vor rechtlichen Konsequenzen im Falle eines Schuldspruchs. Sie betonen dabei insbesondere die Bedeutung von Vertrauen und Transparenz in der Automobilbranche – gerade bei innovativen Herstellern wie Tesla.

Für Tesla-Besitzer stellt sich nun die Frage, ob sie möglicherweise zu Unrecht für Reparaturen bezahlt haben, die eigentlich noch unter die Garantie gefallen wären. Sollte sich der Vorwurf der Manipulation bestätigen, könnten viele Kunden Anspruch auf Rückerstattung haben.

Was Tesla-Fahrer jetzt tun können

Wenn du einen Tesla besitzt und vermutest, dass auch dein Fahrzeug von falschen Kilometerangaben betroffen sein könnte, gibt es einige Möglichkeiten, dies zu überprüfen. Eine einfache Methode ist der Vergleich der angezeigten Tageskilometer mit den tatsächlich gefahrenen Strecken, etwa durch parallele Aufzeichnung mit GPS-basierten Apps oder Navigationssystemen.

Besitzer, die kurz vor oder nach Ablauf ihrer Garantie teure Reparaturen selbst bezahlen mussten, sollten ihre Unterlagen und Rechnungen aufbewahren. Je nach Ausgang des Verfahrens könnten diese für spätere Ansprüche relevant werden.

Die weitere Entwicklung des Falls wird aufmerksam beobachtet werden – nicht nur von Tesla-Besitzern, sondern von der gesamten Automobilindustrie. Die Klage könnte weitreichende Auswirkungen auf die Transparenz bei der Erfassung von Kilometerdaten in modernen Elektrofahrzeugen haben und möglicherweise zu neuen Standards und Regulierungen führen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM