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Trump will Grönland „so oder so“ – USA verschärfen Ton im Streit um die arktische Insel

today29.03.2025

Hintergrund

Die diplomatischen Spannungen zwischen den USA und Dänemark erreichen einen neuen Höhepunkt. US-Präsident Donald Trump hat gestern seine Ansprüche auf Grönland erneut bekräftigt und erklärt: „Wir brauchen Grönland für die internationale Sicherheit. Wir brauchen es. Wir müssen es haben.“ Diese Aussage fiel im Vorfeld des umstrittenen Besuchs seines Vizepräsidenten J.D. Vance auf der größten Insel der Welt. Was früher als skurrile Idee eines exzentrischen Präsidenten abgetan wurde, hat sich mittlerweile zu einer handfesten diplomatischen Krise entwickelt, die Dänemark, Grönland und die internationale Gemeinschaft alarmiert.

Warum Trump Grönland unbedingt haben will

Trump will Grönland
Shealeah Craighead, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Begehrlichkeiten der USA gegenüber Grönland sind nicht neu, haben sich aber unter der zweiten Trump-Administration deutlich verschärft. „Ich denke, wir werden es so oder so bekommen“, äußerte Trump vor dem US-Kongress und ließ damit wenig Zweifel an seinen Absichten. Was früher noch als Kaufangebot formuliert wurde, klingt jetzt zunehmend nach wirtschaftlichem oder gar militärischem Zwang.

Der gestrige Besuch von Vizepräsident J.D. Vance auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik hat die angespannte Situation weiter verschärft. Während seiner Pressekonferenz ließ Vance keinen Zweifel am eigentlichen Zweck seiner Reise: „Wir werden über das Interesse der Trump-Administration an Grönland sprechen.“ Dabei übte er scharfe Kritik an Dänemark und behauptete: „Dänemark hat keine gute Arbeit geleistet, um Grönland sicher zu halten.“

Strategische und wirtschaftliche Bedeutung der Insel

Hinter Trumps Interesse an Grönland stecken sowohl militärstrategische als auch wirtschaftliche Motive. Die USA unterhalten bereits seit Jahrzehnten den Militärstützpunkt Pituffik Space Base auf Grönland, der mit einem Frühwarnsystem für ballistische Raketen ausgestattet ist. Angesichts der zunehmend aggressiven Politik Russlands in der Arktis wächst das amerikanische Interesse an einer verstärkten militärischen Präsenz in der Region.

Gleichzeitig birgt Grönland enorme wirtschaftliche Potenziale. Harald Elsner, Wirtschaftsgeologe, erklärt dazu: „Die Vorräte an Seltenen Erden könnten für 150 Jahre Weltbedarf ausreichen.“ Neben diesen für die Hightech-Industrie unverzichtbaren Rohstoffen werden auf der Insel auch bedeutende Vorkommen an Öl, Gas und Gold vermutet. Trump, der für seine Geringschätzung von Klimaschutzmaßnahmen bekannt ist, sieht hier vermutlich die Chance für massive Rohstoffausbeutung ohne lästige Umweltauflagen.

Grönland schließt die Reihen

Die Reaktion der grönländischen Bevölkerung auf Trumps Ambitionen ist eindeutig ablehnend. Als Antwort auf den wachsenden amerikanischen Druck haben sich gestern vier der fünf Parteien im grönländischen Parlament zu einer breiten Koalition zusammengeschlossen – ein in der grönländischen Politik höchst ungewöhnlicher Schritt.

Der neue Regierungschef Jens-Frederik Nielsen von der Partei Demokraatit betonte bei der Vorstellung der Koalition: „Es ist eine Zeit, in der wir als Bevölkerung unter Druck stehen. Wir müssen zusammenhalten. Gemeinsam sind wir am stärksten.“ Sein Vorgänger Múde B. Egede, der nun das Amt des Finanz- und Steuerministers übernimmt, bezeichnete Vances Besuch als „inakzeptabel“.

Dänemark weist amerikanische Kritik scharf zurück

Auch die dänische Regierung reagiert mit Unverständnis auf die amerikanischen Avancen. Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen wies Vances Kritik entschieden zurück und erklärte, Dänemark sei bereit, „Tag und Nacht mit den Amerikanern zu kooperieren“. Gleichzeitig stellte sie unmissverständlich klar: „Grönland gehört zur grönlandse Bevölkerung und nicht zu den USA.“

Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen bezeichnete Trumps Äußerungen als „problematische Aussagen eines amerikanischen Präsidenten gegenüber einem engen Verbündeten“. Die Spannungen zwischen den NATO-Partnern USA und Dänemark nehmen damit weiter zu – besonders besorgniserregend angesichts Trumps wiederholt geäußerter Zweifel am Sinn der Militärallianz.

Historische Dimension und Trumps Ambitionen

Beobachter sehen in Trumps Grönland-Fixierung auch einen Ausdruck seiner persönlichen Eitelkeit und seines Strebens nach historischer Bedeutung. Eine mögliche Annexion Grönlands würde die USA flächenmäßig zum größten Land der Welt machen – ein Titel, der aktuell Russland gehört.

„Wir könnten schon bald ein vergrößertes Land sein“, deutete Trump bereits an und nährte damit Spekulationen über seine territorialen Ambitionen. Donald Trump Jr. unterstützte die Pläne seines Vaters auf Social Media und bezeichnete „JD Vances Reise nach Grönland als starken, klugen Schachzug“.

Widerstand der Bevölkerung

Die Grönländer selbst zeigen wenig Interesse, Teil der USA zu werden. Bei Vances Besuch kam es zu Protesten in der Hauptstadt Nuuk. Ein lokales Tourismusunternehmen zog sogar eine Einladung an Vances Frau Usha zurück und erklärte unmissverständlich: „Grönland gehört den Grönländern.“

Trump Jr. hatte bei seinem Besuch im Januar dieses Jahres behauptet, viele Grönländer wollten zu den USA gehören. Der grönländische Regierungschef korrigierte diese Darstellung jedoch umgehend in einem Interview mit Fox News: „Wir wollen keine US-Amerikaner sein, wir wollen Grönländer sein.“

Während Grönland eine weitgehende Autonomie genießt und viele der 57.000 Einwohner langfristig die vollständige Unabhängigkeit von Dänemark anstreben, scheint der Anschluss an die USA keine populäre Option zu sein. Die kleine arktische Nation findet sich nun unfreiwillig im Zentrum eines geopolitischen Machtspiels wieder, dessen Ausgang ungewisser denn je erscheint.

Geschrieben von: RadioMonster.FM