TV & Kino

TV-Legende Rolf Schimpf: Abschied vom unvergesslichen „Der Alte“

today22.03.2025

Hintergrund

Der deutsche Fernsehen trauert um eine seiner größten Ikonen: Rolf Schimpf, der über zwei Jahrzehnte lang als Hauptkommissar Leo Kress in der ZDF-Krimireihe „Der Alte“ die Herzen der Zuschauer eroberte, ist gestern im Alter von 100 Jahren friedlich in einem Münchner Pflegeheim eingeschlafen. Ohne Starallüren oder Action-Gehabe prägte er mit seiner ruhigen, besonnenen Art eine Ära des deutschen Kriminalfernsehens und wurde für Millionen Zuschauer zu einer vertrauten Figur in ihren Wohnzimmern.

Von der Kriegsverletzung zum Fernsehstar

TV-Legende Rolf Schimpf: Abschied vom unvergesslichen

Geboren am 14. November 1924 in Berlin als Sohn eines Marineoffiziers, führte Rolf Schimpfs Weg nicht direkt zur Schauspielerei. Im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen, erlitt er eine schwere Kopfverletzung, die sein Leben nachhaltig prägen sollte. Nach Kriegsende begann er zunachst eine kaufmännische Ausbildung, bevor er an der Stuttgarter Schauspielschule seine wahre Berufung fand.

Seine Karriere startete am Theater mit Engagements in Luzern und Bern. Der Durchbruch im Fernsehen gelang ihm Ende der 1960er Jahre mit Hauptrollen in Serien wie „Hafenkrankenhaus“ (1968) und „Ida Rogalski“ (1970). In den folgenden Jahrzehnten wirkte Schimpf in über 120 Film- und Fernsehproduktionen mit, darunter populäre Formate wie „SOKO München“ und „Büro Büro“.

Der Durchbruch mit „Der Alte

Seine Rolle als Witwer mit vier Töchtern in der Serie „Mensch Bachmann“ (1984) weckte die Aufmerksamkeit des Produzenten Helmut Ringelmann, der ihm schließlich die Hauptrolle in „Der Alte“ anbot – eine Entscheidung, die Schimpfs Leben für immer verändern sollte. Von 1986 bis 2007 verkörperte er in insgesamt 223 Folgen den Hauptkommissar Leo Kress und wurde damit zur Fernsehlegende.

Das Erfolgsgeheimnis der Serie erklärte Schimpf einmal in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“: „Es gibt zu viele Krimiserien, die mit Schießereien, Gewalt und explodierenden Autos arbeiten – und ‚Der Alte‘ ist eine der wenigen, die das nicht macht.“ Die bodenstaendige Darstellung kriminalistischer Alltagsarbeit machte die Serie zum zweitgr%C3%B6%[sz]ten Exporterfolg des ZDF mit einer weltweiten Fangemeinde.

Seine Authentizit%C3%A4t in der Rolle brachte ihm 1989 sogar eine Ernennung zum Ehrenkommissar durch das bayerische Innenministerium ein. CSU-Innenminister Joachim Herrmann lobte ihn mit den Worten: „Besonnen, scharfsinnig und immer sympathisch, so stellen wir uns auch heutigens einen guten Polizisten vor.“

Pers%C3%B6nliches Leben und letzte Jahre

Fast 50 Jahre lang war Schimpf mit der Schauspielerin Ilse Zielstorff verheiratet, deren Tod im Jahr 2015 ihn tief erschütterte. „Meine geliebte Ilse verschwindet immer mehr“, hatte er 2014 in einem Interview mit der Abendzeitung Muenchen %C3%BCber ihre fortschreitende Demenz gesagt. Den Verlust seiner Frau hat er nie vollst%C3%A4ndig %C3%BCberwunden.

Nach seinem R%C3%BCckzug aus dem Rampenlicht 2007 lebte Schimpf zurueckgezogen. Eine seiner letzten Rollen war 2009 ein Gastauftritt in der Telenovela „Sturm der Liebe“. 2023 musste er aus finanziellen Gruenden seine Wohnung in einer eleganten Seniorenresidenz aufgeben und in eine kostenguenstigere Einrichtung umziehen.

In seinen letzten Lebensmonaten haderte Schimpf mit dem hohen Alter. „Ich haette nie gedacht, dass ich 100 Jahre alt werde“, sagte er nachdenklich. „Es ist nicht komisch, so alt zu werden. Man vergisst so viel, und die Menschen, die einem am wichtigsten waren, sind alle schon gestorben.“ Trotz seiner Demenz-Erkrankung konnte er bei passenden Stichworten noch deutlich sprechen und feierte im November seinen 100. Geburtstag im kleinen Kreis mit Familie und Freunden.

Ein bleibendes Vermächtnis

Mit Rolf Schimpf verliert die deutsche Fernsehlandschaft einen ihrer charakterstaerksten Darsteller. Seine Interpretation des Leo Kress – ruhig, besonnen und ohne Effekthascherei – hat einen eigenen Stil deutscher Kriminalermittler geprägt. Sein Kollege Charles M. Huber, der in „Der Alte“ seinen Assistenten Henry Johnson spielte, wuerdigte Schimpfs professionelle Einstellung und seine menschliche Waerme am Set.

Rolf Schimpf hinterlaesst einen Sohn aus erster Ehe und wird als Ikone des deutschen Fernsehens in Erinnerung bleiben – nicht nur für sein schauspielerisches Talent, sondern auch f%C3%BCr seine bescheidene, aber einpraegungswuerdige Persoenlichkeit, die ihn bei Kollegen und Fans gleichermaessig beliebt machte.

Geschrieben von: RadioMonster.FM


AD
AD