Wirtschaft & Politik

TVöD Tarifrunde 2025: Linksverschiebung der Entgeltgruppen und wichtige Änderungen im Überblick

today04.04.2025

Hintergrund

Die Tarifrunde im öffentlichen Dienst (TVöD) 2025 bringt bedeutende Veränderungen für über 2,5 Millionen Beschäftigte mit sich. Im Fokus steht besonders die geplante Linksverschiebung der Entgeltgruppen ab EG 8, die in einigen Bereichen zu Gehaltserhöhungen von mehr als 11% führen könnte. Nach den intensiven Verhandlungen und der kürzlich vorgelegten Schlichtungsempfehlung zeichnet sich ein Kompromiss ab, der sowohl Lohnerhöhungen als auch strukturelle Veränderungen im Tarifsystem vorsieht.

Entgeltsteigerungen und Linksverschiebung der Tabelle

TVöD Tarifrunde 2025: Linksverschiebung der Entgeltgruppen und wichtige Änderungen im Überblick

Die prognostizierten Veränderungen im Detail zeigen deutliche Steigerungen besonders in den höheren Entgeltgruppen. Bei der EG 9 Stufe 1 beispielsweise könnte das monatliche Gehalt von aktuell 4.230 € auf rund 4.725 € ansteigen – ein Plus von 11,7%. Ähnlich verhält es sich bei der EG 12, wo Steigerungen zwischen 9% und 12,1% (von 5.123 € auf 5.763 €) erwartet werden.

Die Schlichtungskommission hat für die aktuelle Tarifrunde folgende Empfehlungen ausgesprochen:

– Eine Erhöhung um 3% (mindestens 110 Euro) ab April 2025

– Eine weitere Steigerung um 2,8% ab Mai 2026

– Eine Gesamtlaufzeit von 27 Monaten bis Ende März 2027

Zusatzzliche Verbesserungen im Tarifpaket

Neben den reinen Entgeltsteigerungen umfasst die Schlichtungsempfehlung weitere attraktive Elemente:

– Erhöhung der Jahressonderzahlung für Bundes- und Kommunalbeschäftigte

– Option für drei zusätzliche Urlaubstage durch teilweisen Verzicht auf die Jahressonderzahlung (ausgenommen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen)

– Ein zusätzlicher Urlaubstag ab 2027

– Höhere Zulagen für Schichtarbeit (100 Euro) und Wechselschichtarbeit (200 Euro) ab Juli 2025

– Angleichung der Tarifunterschiede zwischen Ost und West

Arbeitszeitflexibilisierung als Diskussionspunkt

Ein kontrovers diskutierter Aspekt der Verhandlungen ist die Arbeitszeitregelung. Während die Gewerkschaften ein „Meine-Zeit-Konto“ forderten, das Überstunden in freie Tage umwandeln sollte, bieten die Arbeitgeber stattdessen die Möglichkeit einer freiwilligen Erhöhung der Arbeitszeit auf bis zu 42 Wochenstunden an.

Ein Auszubildender aus Leipzig äußerte dazu Bedenken: „Diese ‚Freiwilligkeit‘ könnte in manchen Betrieben unter Druck stehen.“ Auch ver.di-Vorsitzender Frank Werneke betonte, dass das Angebot der Arbeitgeber angesichts steigender Lebenshaltungskosten nicht ausreichend sei und forderte deutliche Verbesserungen bei Gehaltserhöhungen sowie Arbeitszeitregelungen.

Besondere Regelungen für Auszubildende und Studierende

Für Auszubildende, Studierende und Praktikanten sieht die Empfehlung spezielle Anpassungen vor:

– Erhöhung um 75 Euro zum 1. April 2025

– Weitere 75 Euro zum 1. Mai 2026

– Unbefristete Übernahme nach erfolgreichem Abschluss

Entscheidende Verhandlungsrunde in Potsdam

Die finalen Verhandlungen finden am 5. April 2025 im Kongresshotel am Templiner See in Potsdam statt. Dort werden die Spitzenvertreter der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ab 11 Uhr zusammenkommen, um auf Basis der Schlichtungsempfehlung eine Einigung zu erzielen.

Prof. Dr. Henning Lühr, zweiter Vorsitzender der Schlichtungskommission, betonte die Bedeutung flexibler Arbeitszeitgestaltung: „Die Weiterentwicklung der souveränen Gestaltung der individuellen Arbeitszeit macht die Arbeit im öffentlichen Dienst attraktiver.“

Roland Koch, Vorsitzender der Schlichtungskommission, verwies auf die Herausforderungen bei den Verhandlungen: „Die weit auseinanderliegenden Positionen der Tarifparteien haben einen Ausgleich erschwert.“

Mögliche Folgen bei Nichteinigung

Sollte keine Einigung erzielt werden, drohen unbefristete Streiks im öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaften planen, das Verhandlungsergebnis ihren Mitgliedern zur Urabstimmung vorzulegen, falls ein Kompromiss gefunden wird. Andernfalls könnte es zu einer Fortsetzung der Arbeitskämpfe kommen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser betont die Bedeutung einer Lösung: „Der öffentliche Dienst ist das Rückgrat unseres Staates. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten täglich einen unentbehrlichen Dienst, weshalb angemessene Lösungen wichtig sind – trotz angespannter Haushaltslage besonders in den Kommunen.“

Für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst wird der 5. April somit zu einem richtungsweisenden Tag, der ihre Arbeitsbedingungen für die kommenden Jahre maßgeblich beeinflussen wird.

Geschrieben von: RadioMonster.FM