Wirtschaft & Politik

TVöD Tarifrunde 2025: Schlichtungskommission empfiehlt Entgelterhöhungen und neue Arbeitszeitmodelle

today29.03.2025

Hintergrund

In der Nacht vom 27. auf den 28. März 2025 hat die Schlichtungskommission im öffentlichen Dienst einen wichtigen Durchbruch erzielt. Für die mehr als 2,6 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen wurde eine mehrheitlich angenommene Einigungsempfehlung vorgelegt, die sowohl Entgelterhöhungen als auch neue Arbeitszeitmodelle umfasst. Kern der Empfehlung ist eine schrittweise Lohnerhöhung von insgesamt 5,8 Prozent über eine Laufzeit von 27 Monaten sowie die Möglichkeit zur freiwilligen Arbeitszeitverlängerung.

Zentrale Bestandteile der Schlichtungsempfehlung

TVöD Tarifrunde 2025: Schlichtungskommission empfiehlt Entgelterhöhungen und neue Arbeitszeitmodelle

Die Einigungsempfehlung der Schlichtungskommission unter Vorsitz von Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch sieht konkret vor, dass die Entgelte der Beschäftigten ab dem 1. April 2025 um 3 Prozent steigen, mindestens jedoch um 110 Euro. Eine weitere Erhöhung um 2,8 Prozent soll ab dem 1. Mai 2026 folgen. „Angesichts der teils erheblich voneinander abweichenden Positionen der Tarifparteien war es eine herausfordernde Aufgabe, einen fairen Ausgleich zu finden“, erklärte Koch nach Abschluss der Verhandlungen.

Neue Arbeitszeitmodelle für mehr Flexibilität

Ein innovativer Aspekt der Schlichtungsempfehlung betrifft die Arbeitszeit. Ab 2026 können Beschäftigte mit ihrem Arbeitgeber freiwillig eine Erhöhung ihrer Wochenarbeitszeit auf bis zu 42 Stunden vereinbaren. Diese Maßnahme zielt darauf ab, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und den Beschäftigten höhere Verdienstmöglichkeiten zu bieten.

Zudem wird die Jahressonderzahlung ab 2026 erhöht, wobei Beschäftigte einen Teil davon in bis zu drei freie Tage umwandeln können. Ab 2027 ist außerdem ein zusätzlicher Urlaubstag vorgesehen. „Tarifverträge in der heutigen gesellschaftlichen Lage sind komplex. In der Schlichtung haben wir einen Kompromiss in den zentralen Bereichen Arbeitszeit und Bezahlung erreicht“, betonte Prof. Dr. Henning Lühr, der zweite Vorsitzende der Schlichtungskommission.

Die Schlichtungsempfehlung umfasst weitere wichtige Verbesserungen: Zulagen für Schichtarbeit werden auf 100 Euro und für Wechselschichtarbeit auf 200 Euro erhöht (gültig ab 1. Juli 2025). Auch die Regelungen für Langzeitkonten, Gleitzeit und die Arbeitszeitgestaltung im Rettungsdienst sollen optimiert werden.

Besonders hervorzuheben ist die Modernisierung der Eingruppierungsregelungen für Hebammen und Entbindungspfleger in den Kommunen sowie die Angleichung der Tarifbedingungen zwischen Ost- und Westdeutschland für Beschäftigte des Bundes.

Für Studierende, Auszubildende und Praktikanten sieht die Einigungsempfehlung ebenfalls deutliche Verbesserungen vor. Ihre Tabellenentgelte steigen in zwei Schritten um jeweils 75 Euro – ab 1. April 2025 und ab 1. Mai 2026. Zudem wird eine Regelung zur unbefristeten Übernahme von Auszubildenden und Studierenden eingeführt, und die Verpflegungszuschüsse bei auswärtigen Bildungsmaßnahmen werden optimiert.

Wie geht es weiter?

Die Schlichtungskommission wurde nach dem Scheitern der regulären Tarifverhandlungen am 17. März 2025 eingesetzt und begann ihre Beratungen am 24. März. Über die nun vorliegende Empfehlung werden die Tarifparteien am 5. April 2025 in Potsdam erneut verhandeln. Bis dahin besteht weiterhin Friedenspflicht, sodass keine Streiks stattfinden dürfen.

„Um einen Arbeitskampf zu vermeiden, mussten sowohl die Arbeitgeber- als auch die Arbeitnehmerseite erhebliche Zugeständnisse machen“, erklärte Koch. Das Ergebnis liege „im Bereich der zuletzt erzielten Einigungen und gibt zugleich neue Perspektiven für flexibles Arbeiten und auch für die Möglichkeit, mehr zu arbeiten.“

Für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bedeutet die Schlichtungsempfehlung eine spürbare finanzielle Verbesserung und mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung. Ob die Tarifparteien der Empfehlung folgen werden, entscheidet sich in wenigen Tagen. Experten sind jedoch vorsichtig optimistisch, dass auf Basis dieser Empfehlung ein Tarifabschluss erzielt werden kann.

Geschrieben von: RadioMonster.FM