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USA-Einreise: Wie Künstliche Intelligenz Touristen überwacht – Folgen für Wirtschaft und Reisende

today24.04.2025 2

Hintergrund
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Die Einreise in die USA wird zunehmend von Künstlicher Intelligenz überwacht, was weitreichende Folgen für Touristen und die amerikanische Wirtschaft hat. Nicht nur Grenzbeamte, sondern auch komplexe KI-Systeme entscheiden heute darüber, wer einreisen darf und wer nicht. Diese digitale Überwachung analysiert alles von deinen Social-Media-Aktivitäten bis hin zu deinen Gesichtsausdrücken während der Einreisekontrolle – mit teils dramatischen Konsequenzen für unbedarfte Reisende und die US-Tourismusbranche.

Die digitale Grenzkontrolle: Wie KI deine Einreise beeinflusst

USA-Einreise: Wie Künstliche Intelligenz Touristen überwacht - Folgen für Wirtschaft und Reisende

Der US-Zoll- und Grenzschutz (CBP) hat in den letzten Jahren Millionen in KI-Software investiert, die zur Analyse von Einreisenden dient. Diese Technologien durchforsten systematisch öffentlich zugängliche Daten aus sozialen Medien, Blogs und Foren. Programme wie Fivecast ONYX, die von den US-Behörden eingesetzt werden, analysieren diese Informationen nahezu in Echtzeit und leiten daraus sogar Stimmungen und potenzielle Risiken ab.

Die Überwachung geht jedoch noch weiter. Interne Dokumente zeigen, dass die Behörden auch Emotionserkennungssoftware einsetzen, die Gesichtsausdrücke an der Grenze analysiert. Patrick Toomey von der American Civil Liberties Union (ACLU) bezeichnet diese Funktion zur Gefühlserkennung als „unseriös“, was erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser KI-Systeme aufwirft.

Alte Social-Media-Posts können zu Problemen führen

Besonders problematisch: Es bleibt völlig unklar, welche Art von Inhalten das System als kritisch einstuft. Ein unbedachter Kommentar über die US-Politik oder ein „Like“ unter einem kontroversen Beitrag könnten ausreichen, um in die digitale Risikoanalyse einzufließen. Studierende wurden bereits zur Ausreise aufgefordert, nachdem alte Social-Media-Aktivitäten entdeckt wurden. Die Software ReGenAI von Dataminr erstellt kontinuierlich digitale Risikobewertungen, während die US-Einwanderungsbehörde USCIS soziale Medien als Kriterium zur Ablehnung von Anträgen nutzt.

Ab dem 5. März 2025 plant das US-Heimatschutzministerium (DHS) zudem eine systematische Erhebung von Social-Media-Identifikatoren zur Verbesserung der Identitätsprüfung bei Visa-Anträgen. Kritiker warnen vor dieser algorithmischen Überwachung und möglicher politischer Einflussnahme.

Wirtschaftliche Auswirkungen der verschärften Kontrollen

Die Folgen dieser verschärften Überwachung sind bereits spürbar. Die US-Tourismusbranche verzeichnet einen signifikanten Rückgang internationaler Besucher. Besonders stark betroffen ist Deutschland, wo die Zahl der Ankünfte um 28 Prozent gesunken ist. Ähnliche Trends zeigen sich in anderen Regionen: Touristenzahlen aus Westeuropa (-17 Prozent), Mittelamerika (-24 Prozent) und China (-11 Prozent) sind ebenfalls rückläufig.

Da internationale Reisende für die Einnahmen der US-Tourismusbranche entscheidend sind, führt dieser Rückgang zu erheblichen finanziellen Einbußen. Die Verunsicherung wird durch Berichte über Festnahmen von Reisenden verstärkt, die trotz gültiger Dokumente in Abschiebeeinrichtungen landeten.

US-Wirtschaft

US-Außenminister Marco Rubio versuchte zu beruhigen, indem er erklärte: „Reisende ohne unlautere Absichten müssen keine negativen Konsequenzen befürchten.“ Doch die Skepsis bleibt bestehen. Präsident Donald Trump zeigt sich unterdessen unbesorgt über diese Entwicklungen und betont lediglich, dass „Touristen in den USA gut behandelt werden“.

Schutzmaßnahmen für Reisende

Wenn du in die USA reisen möchtest, solltest du einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um Probleme zu vermeiden. Experten, darunter die ACLU, empfehlen:

Nimm nur notwendige Geräte mit. Ein Reise-Smartphone statt deines regulären Geräts und möglichst keinen Laptop, wenn nicht unbedingt nötig.

Lösche vor der Einreise unnötige oder private Daten von deinen Geräten. Bedenke jedoch, dass die KI-Systeme diese Informationen möglicherweise bereits erfasst haben.

Sichere wichtige Daten extern und idealerweise verschlüsselt. Deaktiviere Cloud-Apps, um unbefugten Zugriff zu verhindern.

Wenn du besorgt über sensible Fotos bist, formatiere Speicherkarten, nachdem du die Bilder gesichert hast.

Schalte deine Geräte aus oder stelle sie auf Flugmodus mit deaktiviertem WLAN und Bluetooth.

Das deutsche Auswärtige Amt bestätigt: „Im Rahmen der Einreisekontrolle sind US-Behörden zur Aufklärung möglicher Verdachtsmomente auch zu einer Überprüfung mitgeführter technischer Geräte berechtigt.“ Laut US Customs and Border Protection sind Geräteüberprüfungen zwar selten (etwa 0,01% der Einreisenden), aber dennoch möglich.

Die Zukunft der digitalen Grenzkontrollen

Die fortschreitende Digitalisierung der Grenzkontrollen wirft grundlegende Fragen zum Verhältnis von Sicherheit und Privatsphäre auf. Die Praxis der digitalen Gesinnungsprüfung könnte legitime Meinungsäußerungen gefährden. Algorithmische Bewertungen ohne klare Standards schaffen einen rechtsfreien Raum, der die Grundlage für politisch motivierte Entscheidungen bilden kann.

Um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Touristenrückgangs abzumildern, müssen die USA ihre Strategien zur Anwerbung internationaler Besucher überdenken. Eine Überarbeitung und mehr Transparenz bei den Einreiseprozessen könnten helfen, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen.

J.D. Vance, US-Vizepräsident, bekräftigte beim internationalen „AI Action Summit“ das Ziel der US-Regierung: Die USA würden alles daransetzen, Weltführer im Bereich Künstliche Intelligenz zu bleiben. Dies unterstreicht die strategische Bedeutung von KI für die nationalen Interessen – auch an den Grenzen.

Für dich als Reisenden bedeutet dies: Die digitale Kontrolle an US-Grenzen ist tiefgreifend und wird sich wahrscheinlich noch verstärken. Sei dir bewusst, dass dein digitaler Fußabdruck deine Einreisechancen beeinflussen kann, und triff entsprechende Vorsichtsmaßnahmen, bevor du deine Reise antrittst.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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