Wirtschaft & Politik

Von Tesla zu Red Bull: Brandenburg sorgt sich um sein Grundwasser

today22.04.2025

Hintergrund

Die Sorge um das Brandenburger Grundwasser wächst: Nach dem Wasserhunger der Tesla-Gigafactory löst nun ein weiteres Großprojekt Bedenken aus. Der Energydrink-Gigant Red Bull und sein Abfüller Rauch haben die Brandenburger Urstromquelle übernommen und planen einen massiven Ausbau der Produktion in Baruth/Mark. Während die Wirtschaft jubelt, wächst der Widerstand von Umweltschützern und Bürgerinitiativen. Droht Brandenburg ein neuer Kampf ums Wasser?

Red Bull übernimmt lokale Wasserquelle und plant Produktionsexplosion

Von Tesla zu Red Bull: Brandenburg sorgt sich um sein Grundwasser

Die Stadtverordnetenversammlung von Baruth/Mark hat grünes Licht gegeben: Fast 17 Hektar Wald werden in gewerbliche Baufläche umgewidmet, damit Red Bull seine Produktion mehr als verdoppeln kann. Der österreichische Konzern hat gemeinsam mit seinem Abfüllpartner Rauch die Kontrolle über den lokalen Mineralwasserhersteller Brandenburger Urstromquelle übernommen und plant nun eine massive Expansion.

Ab 2028 sollen die bestehenden Abfüllanlagen von zwei auf fünf Linien erweitert werden. Zusätzlich ist ein neues Logistikzentrum geplant, und ein US-Partner will eine Fabrik für Einweg-Aluminiumdosen errichten. Die Region kann sich über etwa 200 neue Arbeitsplätze freuen – aber zu welchem Preis?

Wasserentnahme: 92 Prozent für die Industrie, 8 Prozent für die Bevölkerung

Die Zahlen lassen aufhorchen: Die Getränkeindustrie hat in Baruth das Recht, jährlich bis zu zwei Millionen Kubikmeter Wasser aus der Urstromquelle zu entnehmen. Das entspricht satten 92 Prozent des genehmigten Entnahmevolumens. Für die Trinkwasserversorgung der lokalen Bevölkerung sind lediglich 8 Prozent reserviert.

Momentan nutzt Red Bull weniger als die Hälfte der genehmigten Menge, doch mit dem geplanten Ausbau wird der Wasserbedarf unweigerlich steigen. Bürgermeister Peter Ilk versucht zu beruhigen: „Die Versorgung der Bevölkerung hat immer Vorrang.“ Er verweist auf langfristige Verträge mit dem städtischen Wasserbetrieb, die über 25 Jahre Planungssicherheit bieten sollen.

Kritik an Nachhaltigkeit und veralteten Daten

Die Bedenken wachsen dennoch. Corinna Jänchen, Stadtverordnete vom Frauennetzwerk Baruth, stellt die Vereinbarkeit mit den kommunalen Nachhaltigkeitszielen infrage: „Dieser Kreislauf muss nicht sein – gerade, weil wir uns als Kommune dafür ausgesprochen haben, eine nachhaltige Kommune zu sein.“

Umweltschützer kritisieren zudem, dass die Entscheidungen auf veralteten Daten basieren und die Effekte des Klimawandels nicht ausreichend berücksichtigt werden. Die Region hat in den vergangenen Jahren bereits mit zunehmender Trockenheit zu kämpfen, und die langfristigen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel sind schwer abzuschätzen.

Tesla-Déjà-vu: Brandenburg zwischen Wirtschaftswachstum und Umweltschutz

Der Fall erinnert stark an die Diskussionen um die Tesla-Gigafactory in Grünheide. Auch dort gab es massive Bedenken bezüglich des hohen Wasserverbrauchs und möglicher Umweltauswirkungen. Die Ansiedlung von Red Bull wirft erneut die grundsätzliche Frage auf: Wie viel Wasser dürfen internationale Konzerne in Brandenburg nutzen, während gleichzeitig die Folgen des Klimawandels immer spürbarer werden?

„Die Menschen fragen sich zunehmend besorgt: Wem gehört eigentlich unser Wasser? Und wie viel Einfluss haben internationale Konzerne auf regionale Ressourcen?“, beschreiben die taz-Autorinnen Antonia Groß und Elena Matera die Stimmung in der Bevölkerung.

Langfristige Verträge versus ungewisse Klimazukunft

Die 25-jährigen Verträge, die Red Bull Planungssicherheit geben sollen, entsprechen etwa einer Generationenspanne. Ob die heute getroffenen Annahmen über die Grundwasserverfügbarkeit in Zeiten des Klimawandels auch in zwei Jahrzehnten noch Bestand haben werden, bleibt fraglich.

Bürgerinitiativen fordern daher mehr Transparenz und regelmäßige Neubeurteilungen der Wasserentnahmerechte basierend auf aktuellen Klimadaten. Die Wasserversorgung sei zu wichtig, um sie allein wirtschaftlichen Interessen zu überlassen.

Während Brandenburgs Wirtschaftsförderer die Ansiedlung internationaler Konzerne feiern, wächst in der Bevölkerung die Sorge: Könnte es sein, dass Brandenburg seinen wertvollsten Naturschatz – das Grundwasser – zu leichtfertig verkauft? Der Kampf ums Wasser in Baruth/Mark hat gerade erst begonnen.

Kampf ums Wasser

Geschrieben von: RadioMonster.FM