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Warum „Bitte“ und „Danke“ ChatGPT Millionen kosten – Die überraschende Wahrheit hinter höflichen Prompts

today22.04.2025

Hintergrund

Höflichkeit ist eine Tugend, die uns von klein auf beigebracht wird. Doch während wir zwischenmenschlich mit einem freundlichen „Bitte“ und „Danke“ punkten können, kosten diese Formulierungen im Gespräch mit ChatGPT dessen Entwickler OpenAI buchstäblich Millionen. Sam Altman, CEO von OpenAI, bestätigte kürzlich, dass die höflichen Floskeln der Nutzer das Unternehmen „zig Millionen Dollar“ an zusätzlichen Kosten verursachen – Ausgaben, die er dennoch als „gut angelegt“ bezeichnet.

Warum Höflichkeit ChatGPT so teuer zu stehen kommt

Warum

Jedes einzelne Wort, das du in deinen Prompts an ChatGPT schreibst, muss verarbeitet werden und verbraucht dadurch Rechenleistung und Energie. Wenn du also statt „Erstelle mir eine Liste mit 10 Filmempfehlungen“ schreibst „Könntest du mir bitte eine Liste mit 10 Filmempfehlungen erstellen? Vielen Dank im Voraus!“, erhöht das den Datenverarbeitungsbedarf und damit den Stromverbrauch der Rechenzentren erheblich.

Dieser Effekt mag bei einer einzelnen Anfrage minimal erscheinen. Bei Millionen täglicher Anfragen summieren sich diese zusätzlichen Worte jedoch zu enormen Energiekosten. Die Washington Post berechnete beispielsweise, dass allein für die Erstellung eines 100-Wörter-Textes ChatGPT rund 0.14 Kilowattstunden Strom verbraucht – das entspricht etwa der Energie, die 14 LED-Lampen für eine Stunde benötigen.

Was sagt Sam Altman dazu?

Als Sam Altman auf der Plattform X (ehemals Twitter) direkt gefragt wurde, wie viel OpenAI durch höfliche Formulierungen an Stromkosten verliert, antwortete er knapp: „Zig Millionen Dollar, gut angelegt – man weiß ja nie.“

Diese Antwort ist typisch für Altmans Kommunikationsstil: einerseits ehrlich bezüglich der wirtschaftlichen Herausforderungen, andererseits mit einem augenzwinkernden Hinweis auf mögliche langfristige Vorteile einer höflichen Mensch-KI-Interaktion. Sein Zusatz „man weiß ja nie“ wurde von vielen als humorvolle Anspielung auf Science-Fiction-Szenarien wie Skynet aus den Terminator-Filmen interpretiert.

Warum sind wir überhaupt höflich zu KI?

Laut einer aktuellen Umfrage sind etwa zwei Drittel der amerikanischen Nutzer höflich zu KI-Assistenten wie ChatGPT. Die Gründe dafür sind vielfältig: 55% tun dies einfach aus Anstand, weil es sich richtig anfühlt. Weitere 12% handeln vorsorglich höflich – für den Fall, dass KIs irgendwann empfindungsfähig werden könnten.

Carl Youngblood, ein KI-Experte, argumentiert sogar: „KI mit Höflichkeit zu behandeln ist für mich ein moralisches Gebot. Ich tue das aus Eigeninteresse. Gefühllosigkeit im täglichen Umgang miteinander lässt unsere zwischenmenschlichen Fähigkeiten verkümmern.“

Hat Höflichkeit auch Vorteile für die Nutzer?

Tatsächlich kann höfliche Kommunikation mit KI-Systemen durchaus Vorteile haben. Kurtis Beavers, Design-Manager bei Microsoft, betont: „Eine höfliche Sprache gibt den Ton für die Antwort vor.“ Wer respektvoll mit ChatGPT interagiert, erhält tendenziell auch respektvollere und präzisere Antworten zurück.

Höfliche Prompts können außerdem zu einer natürlicheren Kommunikation beitragen und das Nutzungserlebnis verbessern. Sie fördern eine positive Beziehung zur KI, was besonders bei regelmäßiger Nutzung die Zufriedenheit steigern kann.

Der ökologische Fußabdruck unserer KI-Nutzung

Die Diskussion über die Kosten von Höflichkeit wirft ein Schlaglicht auf ein größeres Thema: den erheblichen Energieverbrauch moderner KI-Systeme. Der Betrieb von Modellen wie ChatGPT ist extrem ressourcenintensiv. Wenn beispielsweise 10% der US-Amerikaner nur einmal pro Woche einen 100-Wörter-Text generieren ließen, würde dies dem Energieverbrauch aller Haushalte in Washington D.C. für etwa 20 Tage entsprechen.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass jede Interaktion mit KI reale Auswirkungen auf unseren Ressourcenverbrauch hat. Auch wenn höfliche Floskeln nur einen kleinen Teil dieser Kosten ausmachen, stehen sie symbolisch für die größere Frage, wie nachhaltig unsere zunehmende Abhängigkeit von KI-Technologien wirklich ist.

Solltest du nun auf Höflichkeit verzichten?

Trotz der Millionenkosten rät niemand bei OpenAI dazu, auf Höflichkeit zu verzichten. Im Gegenteil: Sam Altman selbst bezeichnet die Ausgaben als „gut angelegt“. Es scheint, als betrachte das Unternehmen die durch Höflichkeitsformeln entstehenden Kosten als Teil einer Investition in positive Mensch-KI-Beziehungen.

Für dich als Nutzer bedeutet das: Du kannst weiterhin höflich bleiben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Allerdings kann ein Bewusstsein für die Ressourcenintensität jeder KI-Interaktion zu einem bewussteren Umgang mit dieser Technologie führen. Vielleicht ist es ein guter Kompromiss, höflich, aber prägnant zu bleiben – also etwa „Bitte liste 10 Filmempfehlungen auf. Danke!“ statt ausschweifender Höflichkeitsfloskeln zu verwenden.

Die Debatte um die Kosten von „Bitte“ und „Danke“ zeigt letztendlich, dass selbst die kleinsten Aspekte unserer Interaktion mit KI-Systemen wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen haben können – ein faszinierender Einblick in die verborgenen Mechanismen hinter den scheinbar muehelosen Antworten von ChatGPT.

Mehr über den Stromverbrauch erhalten Sie unter Stromverbrauch.

Geschrieben von: RadioMonster.FM