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Weinstein-Prozess neu aufgerollt: Was du zur Wiederaufnahme des MeToo-Schlüsselfalls wissen musst

today15.04.2025

Hintergrund

Der Fall, der die weltweite MeToo-Bewegung ins Rollen brachte, geht in die nächste Runde. Ab heute wird der Prozess gegen den ehemaligen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein in New York neu aufgerollt. Nachdem das höchste New Yorker Gericht im April 2024 seine Verurteilung wegen schwerwiegender Verfahrensfehler aufgehoben hatte, müssen die Vorwürfe zweier Frauen erneut verhandelt werden. Trotz seiner gesundheitlichen Probleme und einer weiteren Haftstrafe in Kalifornien steht der 73-Jährige nun wieder vor Gericht – ein Fall mit enormer symbolischer Bedeutung für die MeToo-Bewegung.

Die Vorwürfe und der Ablauf des neuen Verfahrens

Weinstein-Prozess neu aufgerollt: Was du zur Wiederaufnahme des MeToo-Schlüsselfalls wissen musst

Im Mittelpunkt des neuen Prozesses stehen die Aussagen von zwei Frauen: Mimi Haleyi wirft Weinstein vor, sie 2006 zum Oralsex gezwungen zu haben, während Jessica Mann ihn beschuldigt, sie 2013 vergewaltigt zu haben. Zusätzlich wird eine dritte Frau aussagen, die ähnliche Vorwürfe aus dem Jahr 2006 vorbringt. Diese Fälle bilden den Kern der Anklage gegen den gefallenen Filmproduzenten.

Die Jury-Auswahl beginnt heute, wobei die Eröffnungsplädoyers voraussichtlich am 22. April folgen werden. Experten rechnen mit einer Verfahrensdauer von bis zu fünf Wochen. Im Gegensatz zum ersten Prozess werden dieses Mal wichtige Einschränkungen gelten: Zeuginnen, deren Vorwürfe nicht Teil der Anklage sind, dürfen nicht aussagen – genau dieser Punkt hatte zur Aufhebung des ursprünglichen Urteils geführt.

Wie Annemarie McAvoy, ehemalige Staatsanwältin und Strafrechtsexpertin an der Columbia University, erklärt: „Es ist seine Aussage gegen die von drei Frauen. Dass mehrere Frauen ähnliche Vorwürfe erheben, hilft der Staatsanwaltschaft ohne Zweifel.“ Dennoch ist der Ausgang des Verfahrens ungewiss, insbesondere da bestimmte Begriffe wie „Überlebende“ und „Gewalt“ im Gerichtssaal untersagt werden, um das Verfahren rechtlich einwandfrei zu gestalten.

Warum wurde das ursprüngliche Urteil aufgehoben?

Im April 2024 kam das höchste New Yorker Gericht zu dem Schluss, dass im ersten Verfahren gravierende Fehler gemacht wurden. Die Richter kritisierten vor allem, dass Zeugenaussagen zugelassen wurden, die nicht Teil der eigentlichen Anklage waren. Diese zusätzlichen Aussagen hätten das Bild Weinsteins vor den Geschworenen unrechtmäßig geprägt. „Die einzigen Beweise gegen den Angeklagten waren die Aussagen der Klägerinnen“, hieß es in der Begründung des Gerichts.

Weinstein war 2020 zu 23 Jahren Haft wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt worden – ein Urteil, das als Meilenstein der MeToo-Bewegung galt. Über 80 Frauen hatten öffentliche Vorwürfe gegen ihn erhoben, doch nur ein Bruchteil dieser Fälle konnte strafrechtlich verfolgt werden.

Weinsteins Gesundheitszustand und weitere Verurteilung

Trotz der Aufhebung des New Yorker Urteils bleibt Weinstein in Haft. In einem separaten Verfahren in Los Angeles wurde er zu weiteren 16 Jahren Gefängnis verurteilt – ebenfalls wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Diese Verurteilung besteht unabhängig vom Ausgang des neuen New Yorker Prozesses weiter.

Der Gesundheitszustand des 73-Jährigen ist mittlerweile stark angeschlagen. Er leidet unter Bluthochdruck, Herzproblemen und Diabetes. Im September 2024 musste er sich einer Notoperation am Herzen unterziehen, und bei ihm wurde Leukämie diagnostiziert. Wegen alarmierender Blutwerte wurde er im Dezember ins Krankenhaus eingeliefert.

McAvoy weist darauf hin, dass diese gesundheitlichen Probleme das Urteil beeinflussen könnten: „Er sieht gebrechlich und krank aus,“ was bei den Geschworenen möglicherweise Mitleid hervorrufen könnte. Weinstein selbst hat um einen zügigen Verhandlungsbeginn gebeten, wohl auch aufgrund seiner angespannten gesundheitlichen Lage.

Die Bedeutung für die MeToo-Bewegung wird deutlich, als der Fall Weinstein 2017 den Beginn der weltweiten Bewegung markierte und zu einem kulturellen Wandel im Umgang mit sexueller Belästigung und Gewalt führte. Tarana Burke, Gründerin der Bewegung, betont: „Vor zehn Jahren hätten wir einen Mann, der so mächtig war wie Weinstein, niemals in einen Gerichtssaal bekommen. Das ist kein Schlag gegen die Bewegung.“ Sie fügt hinzu: „Diese Entscheidung bedeutet, dass es eine Bewegung gibt.“ Damit unterstreicht sie, dass unabhängig vom Ausgang des neuen Verfahrens die gesellschaftlichen Veränderungen, die der Fall angestoßen hat, nicht rückgängig gemacht werden können.

Weinstein bestreitet alle Vorwürfe vehement. Seine Anwälte argumentieren, dass die sexuellen Kontakte einvernehmlich gewesen seien. Arthur Aidala, einer seiner Verteidiger, erklärte: „Er brennt darauf, seine Geschichte vom ersten Tag an zu erzählen.“ Dies deutet darauf hin, dass Weinstein möglicherweise im neuen Verfahren aussagen möchte – ein riskanter Schritt, der im ersten Prozess vermieden wurde.

Für Weinstein steht viel auf dem Spiel, obwohl er aufgrund der Verurteilung in Kalifornien ohnehin im Gefängnis bleiben wird. Ein Freispruch in New York könnte dennoch seine Chancen auf eine vorzeitige Entlassung oder mildere Haftbedingungen verbessern – angesichts seines Alters und Gesundheitszustands keine unbedeutende Perspektive.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Staatsanwaltschaft auch ohne die zusätzlichen Zeugenaussagen genug Beweise vorlegen kann, um Weinstein erneut zu verurteilen. Der Fall bleibt ein Symbol für den Kampf gegen sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch in der Unterhaltungsbranche und darüber hinaus.

neuer Prozess

Geschrieben von: RadioMonster.FM