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Am 24. März 2015 erschütterte der Absturz des Germanwings-Flugs 9525 die Welt. Heute, genau zehn Jahre später, stehen die Uhren in Haltern am See für einen Moment still. 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums waren unter den 149 Opfern, die bei dem durch den Co-Piloten Andreas Lubitz absichtlich herbeigeführten Absturz in den französischen Alpen ums Leben kamen. Die kleine Stadt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets wurde damals zum Epizentrum einer nationalen Tragödie – und trägt die Narben bis heute.
Ulrich Wessel, der damalige Schulleiter des Joseph-König-Gymnasiums, erinnert sich noch genau an den Moment, als die schreckliche Nachricht ihn erreichte. „Bei meinem Anruf erfuhr ich, dass ein Flugzeug abgestürzt sei. Da werden doch wohl nicht unsere Schüler abgestürzt sein?“ Seine schlimmsten Befürchtungen wurden kurz darauf von der damaligen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bestätigt: Die Austauschschüler und ihre Begleitlehrerinnen waren unter den Opfern.
„In den ersten Tagen prasselte so viel auf uns ein“, erinnert sich Wessel. Die Stadt geriet in eine Schockstarre, während gleichzeitig internationale Medien in den kleinen Ort strömten. „Das Entsetzen war unvorstellbar“, beschreibt er den Moment, als er den wartenden Eltern die Nachricht überbringen musste.
Heute, zum zehnten Jahrestag, versammeln sich über 1.000 Schüler und Lehrer auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums. Punkt 10:41 Uhr – dem Zeitpunkt des Absturzes – wird eine Schweigeminute eingelegt. Die Namen der Verstorbenen werden verlesen, während die Kirchenglocken in der Stadt läuten. Das Leben in Haltern steht für einen Moment still.
Gleichzeitig treffen sich Angehörige in Südfrankreich nahe der Absturzstelle, wo eine Gedenkstätte errichtet wurde. „Wie das Licht der Sterne, so bleibt Dein Leuchten in unseren Herzen“ – diese Inschrift auf einem der privaten Grabsteine fasst zusammen, was viele Hinterbliebene empfinden.
Die Tragödie hat die betroffenen Familien zusammengeschweißt. Viele Eltern halten regelmäßig Kontakt, haben Freundschaften geschlossen und stützen einander. „Es tut noch jeden Tag weh. Es ist wie eine Welle“, berichtet ein Elternpaar. „Man wacht damit auf, und man geht damit zu Bett“, ergänzt Engelbert Tegethoff, der Vater einer der verstorbenen Lehrerinnen.
Im Joseph-König-Gymnasium wurde ein spezieller Gedenkraum eingerichtet, der als Erinnerungsort dient. Japanische Kirschbäume und Tulpen wurden gepflanzt, und eine Gedenkstele erinnert an die verlorenen Leben. Cäcilia Scholten, Theologin und Psychologin, die seit dem Unglück mit den Angehörigen arbeitet, erklärt: „Das gehört zum kollektiven Gedächtnis in unserer Stadt.“
Aus der Trauer ist auch etwas Neues entstanden: Das Lea Drüppel Theater, benannt nach der 15-jährigen Lea, die beim Absturz starb. Ihre Mutter Anne hat gemeinsam mit Mitstreitern diesen Ort für Theater und Kleinkunst geschaffen – ein lebendiges Andenken statt eines statischen Denkmals.
„Viele Mütter und Väter ziehen Kraft aus der Gemeinschaft, um mit ihrer Trauer nicht allein zu sein“, berichtet Scholten. „Einige finden Trost in ihrem Glauben – der Tod soll nicht das letzte Wort haben.“
Parallel zur Trauer läuft noch immer die rechtliche Aufarbeitung des Falls. 32 Angehörige klagen vor dem Landgericht Braunschweig gegen das Luftfahrtbundesamt. Sie sehen eine Mitschuld der Behörde, da der Co-Pilot Andreas Lubitz trotz seiner dokumentierten psychischen Probleme für die Pilotenausbildung zugelassen wurde und später die Maschine absichtlich zum Absturz brachte.
Die Kläger argumentieren, dass Lubitz aufgrund seiner Vorgeschichte nie hätte fliegen dürfen. Die zentrale Frage bleibt: Wie konnte ein psychisch kranker Pilot mit Suizidabsichten überhaupt ins Cockpit gelangen?
Cäcilia Scholten warnt vor der Gefahr der Retraumatisierung durch das Gedenken, betont aber zugleich die Bedeutung einer Erinnerungskultur: „Wir müssen miteinander sprechen und diejenigen unterstützen, die es brauchen.“
Zehn Jahre nach dem Unglück hat Haltern gelernt, mit der Tragödie zu leben. Der Schmerz ist noch immer da, aber die Stadt hat Wege gefunden, das Andenken an die Verstorbenen wachzuhalten, ohne in der Trauer steckenzubleiben. Die weißen Rosen, die heute am Gedenkort niedergelegt werden, sind ein stilles Zeugnis dieser Balance zwischen Erinnern und Weiterleben.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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